Erding:Lehmer verzichtet

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete aus Neuching wird nicht noch einmal für den Bundestag kandidieren

SZ

- Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Lehmer wird nicht mehr für den Deutschen Bundestag kandidieren, das hat er am Montagnachmittag bekannt gegeben. Der 65-Jährige betonte, "es gab keine Vorgespräche, kein politisches Drängen, es war für mich eine ganz und gar druckfreie Situation". Auf eine dritte Kandidatur im Bundestagswahlkreis Ebersberg-Erding zu verzichten, sei für ihn "nach reiflicher Überlegung" eine "ganz persönliche und rein menschlich-familiäre Entscheidung" gewesen. Bis spätestens Februar 2013 - dann findet die Nominierungsversammlung statt - müssen die Ebersberger und Erdinger Christsozialen nun ein Nachfolgekandidat finden. Wer das sein wird und aus welchem Landkreis er oder sie kommen wird, dazu will derzeit bei der CSU niemand etwas sagen.

Lehmer machte deutlich, warum: "Es drängt sich kein Name auf. Es ist momentan niemand da, von dem man sagen würde, auf den oder die läuft es zu. Das werden spannende Wochen - oder Monate." Bei verschiedenen Gelegenheiten hatte Lehmer in der Vergangenheit zwar Ulrike Scharf als eine mögliche Nachfolgerin ins Spiel gebracht. Die 44-Jährige ist nicht nur Kreisrätin in Erding, sondern auch oberbayerische Bezirksvorsitzende der Frauen-Union und CSU-Landesschatzmeisterin. Doch mittlerweile schließt Lehmer aus, dass Scharf sich für eine Bundestagskandidatur zur Verfügung stellen würde: "Sie wäre eine Option gewesen, aber sie hat sich ja ausdrücklich gegen den Bundestag entschieden." Scharf will in den bayerischen Landtag und hat angekündigt, in einer Kampfkandidatur gegen den bisherigen Landtagsabgeordneten Jakob Schwimmer, der eine dritte Amtszeit im Maximilianeum anstrebt, die CSU-Direktkandidatin im Landkreis Erding werden zu wollen. Ob Lehmers Verzicht auf eine erneute Bundestagkandidatur an dieser Festlegung etwas ändern könnte, dazu wollte sich Scharf gestern nicht äußern: "Ich sage dazu nichts."

Es ist aber ohnehin nicht unwahrscheinlich, dass der neue Bundestagskandidat der CSU nach acht Jahren nunmehr aus dem Landkreis Ebersberg kommen dürfte. In den vergangenen Jahren hatten die Erdinger in der Delegiertenversammlung, die den gemeinsamen Kandidaten bestimmt, eine klare Mehrheit. Weil aber die CSU im Kreis Erding bei der Bundestagswahl 2009 schlechter als zuvor abgeschnitten hatte, wurde die Zahl der Delegierten neu berechnet: Nun schicken beide Kreisverbände je 80 Delegierte zur Abstimmung. Lehmer sagte, er wünsche sich auch angesichts dieser "Ausgeglichenheit", dass die beiden Kreisverbände sich auf einen gemeinsamen Bewerber einigen könnten. Es sei auch "der ausdrückliche Wille der Kreisvorsitzenden, das so zu machen". Allerdings ist die Suche nach einem geeigneten Bundestagskandidaten für die Ebersberger CSU keine leichte Aufgabe, denn im Nachbarlandkreis muss auch ein Nachfolger für Landrat Gottlieb Fauth und die langjährige CSU-Landtagsabgeordnete Christa Stewens gefunden werden.

Die CSU-Kreisvorsitzenden aus Ebersberg und Erding, Angelika Niebler und Martin Bayerstorfer, die Lehmer über seine Entscheidung am Sonntag in einem "Sechs-Augen-Gespräch" informiert hatte, bedauerten in einer gemeinsamen Presseerklärung seinen Rückzug, "weil er ein außergewöhnlich engagierter und kompetenter Abgeordneter war und unsere Landkreise hervorragend vertreten hat". Vor seiner Wahl in den Bundestag im Jahr 2005 hat er 28 Jahre lang in der Wissenschaft und in der Wirtschaft gearbeitet. Daneben war und ist Lehmer bis heute praktizierender Landwirt. ,,Die Expertise und Kompetenz, die er während seines langen und erfolgreichen Berufslebens erworben hatte, verschaffte ihm im Parlament hohe Anerkennung und Autorität und bewog die CSU-Landesgruppe dazu, ihm den einflussreichen Vorsitz ihres Arbeitskreises für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu übertragen", heißt es in der Presseerklärung. Die Kreisvorsitzenden betonten, Lehmer habe vom ersten Tag an dafür gesorgt, dass der Bundeswahlkreis Ebersberg-Erding zusammenwachse: "Max Lehmer ist kein Erdinger oder Ebersberger Abgeordneter, sondern er ist längst der gemeinsame Abgeordnete für die Landkreise Ebersberg und Erding. Seine Verbundenheit mit den Menschen, vor allem in der Volkstums- und Brauchtumspflege und im kirchlichen Bereich, hat der CSU sehr gut getan."

Lehmer selbst sagte, die Arbeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestages habe ihm sehr viel Freude gemacht, sowohl die inhaltliche Arbeit als auch als "Anwalt der Bürger" im Wahlkreis Erding-Ebersberg. Er habe sich mit ganzer Kraft dem Amt gewidmet, habe gesundheitliche Probleme gut überstanden - im August vergangenen Jahres hatte er sich einer Herzoperation unterziehen müssen - und werde bis zum Ende dieser Wahlperiode engagiert weiterarbeiten.

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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