Erding:Kehraus mit den Moosgeistern

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Am Faschingsdiensttag treiben traditionell die schauerlichen Gestalten ihr Unwesen in der Erdinger Innenstadt. In diesem Jahr zum ersten Mal ohne ihren Erfinder Walter Schweinberger.

Von Judith Issig, Erding

Wenn eine Prinzessin, ein Tiger und eine Fledermaus, alle im Grundschulalter, skeptisch unheimliche Wesen mit Furcht einflößenden Masken begutachten und wenn sie sich nicht entscheiden können, ob diese Gestalten, die da die Lange Zeile auf und ab wandern, gruselig oder spannend sind, dann ist Moosgeistertreiben. Der Höhepunkt der Erdinger Faschingssaison.

Die Moosgeister werden zu Beginn des Faschings im November geweckt. Während am Sonntag bei der Narrenschranne noch die feinen Damen und Herren von der Narhalla das Regiment führten auf dem Schrannenplatz, übernehmen am Faschingsdienstag traditionell die düsteren Wesen der Unterwelt die Innenstadt. Solange bis die Erdinger sie zurück ins Moos schicken und der Fasching vorbei ist.

Vorneweg zieht der Moorgeister-Nachwuchs mit seinen Trommeln, hinterher die älteren Moosgeister. Ihre Gesichter verbergen sie hinter großen Holzmasken: eine rote Fratze mit mächtigen Hauern, ein bewachsener Baumstamm, der ein Gesicht hat, Hexen mit großen Nasen, auf denen beeindruckende Warzen sitzen. "Hauptsache greislig" muss eine Maske sein, sagt ein Moosgeist. Sie sind gekommen, um den Erdingern zum Abschluss des Faschings einen Schrecken einzujagen. In dicke Felle gehüllt machen die Moosgeister mit ihren Schellengürteln, Kuhglocken und riesigen Ratschen einen ohrenbetäubenden Lärm. Den Zuschauern verpassen die Moosgeister einen moosgrünen Punkt, am liebsten auf die Nase. Als Unterster Moosgeist thronte vor der Stadtapotheke in den vergangenen Jahren immer Walter Schweinberger, der Erfinder der Tradition. Doch Schweinberger ist im August verstorben. "Das ist bitter für uns", sagt Tobias Kapfer, der Moosgeist mit der Wildschweinmaske, "uns fehlt jetzt unser wichtigster Mann." Schweinberger habe immer alles organisiert. In diesem Jahr ist kurzfristig der Erdinger Weißbräu als Veranstalter eingesprungen, doch jetzt müssen die Moosgeister sich neu sortieren. "Wir haben beschlossen, dass wir weitermachen", sagt Tobias Kapfer. Das qualmende, laut tösende Gefährt, mit dem sie sonst durch die Stadt gezogen sind, wird nächstes Jahr wieder dabei sein, verspricht Kapfer: "Das müssen wir nur wieder herrichten." In diesem Jahr war der Traktor nicht versichert gewesen.

Doch die Erdinger scheinen trotzdem glücklich zu sein mit ihrem Moosgeistertreiben. Am Schrannenplatz bringt die Samabtruppe Obsessão mit ihren Trommeln und Rasseln brasilianische Rhythmen nach Erding und animiert die Zuschauer zum mittanzen, außerdem gibt es ein Kinderkarussell. Die Wirte haben ihre Schankwagen und Stehtische aufgebaut, vor allem der Kleine Platz ist mit dem Wagen des DJs der Mittelpunkt des Straßenfaschings. Zwar gilt von 12 bis 20 Uhr eine Allgemeinverfügung der Stadt Erding, die es in verbietet, in der Innenstadt hochprozentigen Alkohol zu verkaufen oder mitzubringen. In den vergangenen Jahren hätte es zahlreiche Fälle von Alkoholmissbrauch, vor allem unter Jugendlichen gegeben, sagt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt. Aber Cocktails mit Rum und Wodka fallen nicht unter das Verbot, weshalb die meisten Stände neben Bier auch fleißig Cuba Libre und Wodka Bull ausschenken. Trotzdem bleibt alles relativ ruhig. "Wir haben bisher nicht einen Einsatz gehabt", sagt Josef Mairuth von der Erdinger Polizeiinspektion am späten Nachmittag.

In Mode sind in diesem Jahr Männerkostüme, die, ob Bär oder Superman, die Oberkörper mit Muskelpolstern aufmotzen. Bei den Frauen, egal welchen Alters, sind rosa Einhörner beliebt. Der Geheimtipp: Eine blaue Latzhose, eine gelbes Gesicht und eine Brille ergeben ein Minion.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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