Das Insolvenzverfahren für das zahlungsunfähige Erdinger Pflegeunternehmen Christianum hat offiziell noch gar nicht begonnen. Doch der vorläufige Insolvenzverwalter Matthias Dieckmann hat bereits Anfragen von sechs Unternehmen aus der Pflegebranche vorliegen, die an einer Übernahme der gesamten Firma mit ihren 130 Mitarbeitern oder Teilen von ihr interessiert sind. Die Weiterführung der Pflegeheime in Hohenpolding und Schröding mit zusammen 65 Bewohnern, des ambulanten Pflegedienstes mit gut 100 Patienten, der Tagespflege und der betreuten Wohngruppen für 15 Pflegebedürftige ist zwar noch nicht gesichert. Die Aussichten scheinen jedoch gut zu sein.
Der Gründer und Alleininhaber des Unternehmens, der Dorfener Christian Penzkofer, hatte am 19. März beim für Firmenpleiten im Landkreis Erding zuständigen Amtsgericht Landshut einen Insolvenzantrag gestellt. Da Penzkofer seine Firma als Einzelunternehmer führt, haftet er für alle aufgelaufenen Schulden als Privatperson. Penzkofer erklärte bei einer Pressekonferenz vor drei Wochen, dass sein Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sei. Zuletzt konnte Penzkofer die Gehälter für seine Mitarbeiter nicht mehr fristgerecht zahlen.
Das Amtsgericht Landshut bestellte den auf Insolvenzrecht spezialisierten Freisinger Rechtsanwalt Dieckmann als vorläufigen Insolvenzverwalter. Das eigentliche Insolvenzverfahren beginnt erst, wenn Dieckmann ein Gutachten über die aktuelle wirtschaftliche Situation des zahlungsunfähigen Unternehmens verfasst und dem Gericht vorgelegt hat. In der Vorphase, die noch bis Mai läuft, führt weiterhin Penzkofer in Anstimmung mit dem Insolvenzverwalter die Geschäfte.
Die sechs Interessenten, die sich bereits vor Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrenes bei Dieckmann gemeldet haben, haben von ihm die Geschäftsbücher zur Durchsicht erhalten. "Das Christianum hat anscheinend einen guten Namen und scheint in der Branche interessant", sagte Dieckmann. In einem zweiten Schritt werden die Interessenten mit dem Dorfener Immobilienunternehmen Maier Kontakt aufnehmen. Die Firma Maier hat die Pflegeheime in Hohenpolding und Schröding, sowie die Zentrale in Erding gebaut. Die Häuser in Hohenpolding und Erding sind als Immobilien Eigentum des Unternehmens Maier, die sie an Penzkofers Firma vermietet hat.
Nach weiteren Verhandlungen mit Dieckmann stehen für die Übernahmeinteressenten schließlich noch Gespräche mit den Bewohnern der Pflegeheime und deren Angehörigen an. Denn jeder Heimbewohner hat einen individuellen Vertrag mit dem Unternehmen Christianum geschlossen. Gleiches gilt auch für die Kunden des ambulanten Pflegedienstes.
Es sei möglich und denkbar, sagte Dieckmann, dass letztlich die verschiedenen Unternehmensbereiche einzeln verkauft werden. Die Pflegeheime in Hohenpolding und Schröding sowie die übrigen Christianum-Geschäftsbereiche "sind ja prinzipiell selbständig", eine "Gesamtübernahme wäre aber natürlich am schönsten". Wer am Ende den Zuschlag bekommt, werde sich erst im offiziellen Insolvenzverfahren zeigen.
Entscheidend sei nicht unbedingt nur, wer dann das meiste Geld biete. Ebenso wichtig sei auch ein "vernünftige Konzept", wie die Einrichtungen langfristig weitergeführt werden sollen. Die Entscheidung über den Zuschlag treffe die Gläubigerversammlung. Die neuen Eigentümer würden in jedem Fall das Unternehmen Christianum oder Teile davon "schuldenfrei kaufen", sagte Dieckmann. Denn für alle über die Jahre aufgelaufenen Schulden hafte ausschließlich Christian Penzkofer als Person.