Erding Gladiators:Mächtig verkalkuliert

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Ex-Gladiator-Coach John Samanski hätte eigentlich noch Anspruch auf etwa 2500 Euro, der TSV Erding bietet ihm 800 Euro an. (Foto: Rentae Schmidt)

Ein letztes Kapitel der Profi-Ära im Erdinger Eishockey ist noch offen: Ex-Trainer John Samanski und die drei Spieler Daniel Krzizok, Sebastian Schwarz und Philipp Michl klagen gegen die Kündigungen ihrer Arbeitsverträge

Von Florian Tempel, Erding

Die vier verlustreichen Jahre der Erding Gladiators in der Eishockey-Oberliga sind eigentlich schon abgehakt. Der TSV Erding übernimmt die etwas mehr als 130 000 Euro Defizit seiner Eishockeyabteilung, damit diese schuldenfrei in der Landesliga neu anfangen kann. Ein letztes Kapitel der vergangenen Profi-Ära ist jedoch noch offen: Ex-Trainer John Samanski und die drei Spieler Daniel Krzizok, Sebastian Schwarz und Philipp Michl klagen gegen die Kündigungen ihrer Arbeitsverträge. Es geht, insgesamt, um einige tausend Euro. Beim ersten Treffen am Arbeitsgericht München, dem sogenannten Gütetermin, kam es zu keiner gütlichen Einigung. Dafür erhielt man unentgeltlich einen interessanten Einblick, wie Profi-Eishockey in Erding gestrickt war.

Ein guter Trainer und gute Spielern treten natürlich nicht umsonst an. Sie wollen in einer Saison eine bestimmte Summe Geld erhalten, zum Beispiel 10 000 Euro. Damit sie und der Verein möglichst wenig Steuern zahlen müssen, wurde die Jahressumme vertraglich in verschiedene monatliche Zahlungen gesplittet: Jeder der vier Kläger bekam erstens 450 Euro über einen Minijobber-Vertrag. Zweitens erhielten sie je nach Vereinbarung 200 bis 400 Euro als Übungsleiterpauschale. Das ist etwas trickreich, denn Übungsleiterpauschalen sind weitgehend steuerfrei und keineswegs für Spieler gedacht, die ja gar keine Übungsleiter sind. Drittens und viertens gab es noch monatlich Fahrgeld und Ausrüstungspauschalen in unterschiedlicher Höhe.

Im Februar dieses Jahres zeigte sich, dass sich die Leitung der Eishockey-Abteilung mächtig verkalkuliert hatte. Es war schlicht kein Geld mehr da, um die Gehälter des Trainers und der Spieler zu zahlen. Der Hauptverein sprang ein und zahlte erst einmal die März-Löhne. Gleichzeitig drängte das TSV-Präsidium auf Schadensbegrenzung. Dazu gehörte, dass alle über das Saisonende hinaus laufenden Arbeitsverträge am 12. März, also mitten in den Playdowns, gekündigt wurden. Samanski hätte eigentlich noch bis Ende Juli Geld bekommen sollen, die drei nun ebenfalls klagenden Spieler bis Mitte oder Ende Juni. Pro Kopf geht es dabei um Gehaltszahlungen von knapp 2000 bis etwa 3000 Euro. Die unterschiedlich hohen Fahrtkostenpauschalen lassen sich nicht mehr einklagen, weil der Trainings- und Spielbetrieb ja längst zu Ende ist.

"Wo ist das Problem?", fragte Heike Kremerskothen, Vorsitzende Richterin der 25. Kammer des Arbeitsgerichts München, leicht genervt zu Beginn der Verhandlung. Wobei sie allen Beteiligten zu verstehen gab, dass die Beträge, um die es geht, ihrer Ansicht nicht etwa exorbitant seien. Da sollte man sich doch einigen können.

Der Erdinger Rechtsanwalt Erich Hanslmeier, der den TSV vertritt, bot als Vergleich jeweils ein Drittel der ausstehenden Zahlungen an. Samanski sollte demnach 800 Euro bekommen, der Spieler Michl 1200 Euro sowie Krzizok und Schwarz je 850 Euro. Michl, der als einziger Kläger persönlich erschienen war, war das zu wenig. Nach einer kurzen Besprechung mit seinem Anwalt Wolfram Cech aus Hannover winkte er ab und will nun in weiteren Gerichtsterminen die volle Summe erstreiten. Anwalt Cech verwies darauf, dass sein Mandant sich auch auf die festen Zusagen von Ex-Eishockey-Abteilungsleiter Bernd Karbach verlassen habe, der ihm die Auszahlung seines Gehalts auch nach Saisonende garantiert habe. Nur aus diesem Grund habe sich sein Mandat überhaupt auf einen auf zehn Monate angelegten Vertrag eingelassen. Rechtsanwalt Hanslmeier konterte, dass mündliche Zusagen eines Abteilungsleiters bedeutungslos seien: "Was irgendwelche Leute sagen, die nichts zu sagen haben", tue rechtlich nichts zur Sache. Die drei nicht erschienenen Kläger können die Angebote des TSV annehmen oder binnen einer Woche ablehnen. Dass Daniel Krzizok sich mit dem Verein einigen wird, scheint bereits sicher. Er will weiter für Erding spielen und in der neuen Abteilungsleitung mitarbeiten.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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