Die Stimmung war im Keller Mitte des Jahres: Werner Riedel, der in Erding immer wieder Jazz-Konzerte organisiert, musste sich mal wieder einen neuen Veranstaltungsort suchen. Im neuen Lokal "Hunter", der ehemaligen Schiaßn am Volksfestplatz, hat er sich offenbar nicht mehr ausreichend wertgeschätzt gefühlt. "Große Kultur wollen die nicht", sagte er über die neuen Pächter des Traditionslokals, in dem über Jahre hinweg in Erding die Kleinkunst beheimatet war.
Es stimmt schon: Veranstaltungen mit kulturellem Anspruch finden draußen am Volksfestplatz keine mehr statt. Der Fokus liegt woanders: Die neuen Pächter Torsten Neumann, Sascha Radlspöck und Waldemar Moor, die die Schiaßn im Frühjahr unter neuem Namen wiedereröffneten, bieten im Sommer einen Biergartenbetrieb an und Gastronomie, und vor allem wollten sie die Disco wiederbeleben, die seitdem unter dem Namen "Hunter Club" läuft. Diese Neueröffnung war hart erkämpft: Schon vor dem Jahreswechsel vor einem Jahr stritten sich der damalige Pächter der Schiaßen, Matthias Stangier, und die Fischers Stiftung, der das Gebäude gehört und die als Mieterin auftritt. Weil Stangier seit Herbst 2015 keine Pacht mehr bezahlt hatte und der Stiftung fast 30 000 Euro schuldete, wurde eine Räumungsklage angestrengt. Am Ende des bitteren Streites stand dann doch noch ein sehr zäh erkämpfter Vergleich, der vor dem Landshuter Landgericht ausgehandelt wurde: Stangier verließ die Schiaßn Ende Februar, er konnte das Inventar verkaufen und so die Schulden abbezahlen. Im März übernahmen die neuen Pächter und setzen seitdem auf Party statt Kleinkunst.
Und Werner Riedel? Der gibt einfach nicht auf. Er hat Ende des Jahres einen neue Location für seine Jazz-Reihe gefunden: Im Saal über der Gruberei in der Langen Zeile, im ehemaligen Duchesse - dort, wo er vor Jahren angefangen hat.