Eishockey:23:1 gegen die Gladiators

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Der Vereinsrat entscheidet mit großer Mehrheit, dass es beim TSV Erding in Zukunft kein Oberliga-Eishockey mehr geben wird. Die Verluste aus den vergangenen vier Spielzeiten summieren sich auf 108 500 Euro.

Von Florian Tempel, Erding

Der Vereinsrat des TSV Erding hat mit großer Mehrheit so entschieden, wie es zu erwarten war: Nach vier Jahren in der Oberliga Süd wird es für die Erding Gladiators aus wirtschaftlichen Gründen keine weitere Spielzeit in der dritthöchsten deutschen Eishockey-Liga geben. Die Mannschaft, die vor einem Monat den sportlichen Klassenerhalt geschafft hatte, wird aus der Oberliga zurückgezogen. TSV-Präsident Günther Weidenhammer sagte: "Es geht nicht anders - man muss den ganzen Verein sehen." In welcher Amateurklasse die Gladiators in der kommenden Saison antreten werden, ob in der Bezirks-, Landes- oder Bayernliga, muss der Bayerische Eissport-Verband entscheiden.

Zweieinhalb Stunden dauerte die Sitzung des TSV-Vereinsrat, in dem alle 21 Abteilungen gleichberechtigt vertreten sind. Das einzige Thema des Abends fasste Präsidiums-Vize Hermann Meilinger in einer kurzen und prägnanten Frage zusammen: "Soll es beim TSV Erding in Zukunft weiterhin Profi-Eishockey geben?" Entscheiden für die Antwort darauf war die finanzielle Situation der Eishockeyabteilung, die Kassier Andreas Weigel darlegte. Der Saisonabschluss weist demnach ein Defizit von 43 500 Euro aus. Dabei sind die noch ausstehenden Gehaltszahlungen für den bereits am 12. März gekündigten Gladiators-Trainer John Samanski und vier Spieler eingerechnet, da sie mittlerweile Klagen beim Arbeitsgericht eingereicht haben. Zum Verlust aus der Spielzeit 2014/15 kommen 65 000 Euro Schulden aus früheren Jahren hinzu, sodass sich der Gesamtschuldenstand aus vier Jahren Oberliga auf 108 500 Euro summiert.

Eishockey-Abteilungsleiter Bernd Karbach, der wie sein Stellvertreter Georg Kern sein Amt aufgeben wird, warb trotzdem für eine weitere Saison in der Oberliga. "Wortgewandt, wie er ist", so Meilinger, stellte er als neuen Plan vor, eine Mannschaft nur aus jungen Nachwuchsspielern zu formieren, auf Profis komplett zu verzichten und die "Sponsorenarbeit zu intensivieren". Der ehemalige Erdinger Eishockeyspieler Günther Oswald bot dafür seine Hilfe an. Oswald, der als Spielerberater tätig ist, sagte laut Meilinger, er könnte "unentgeltlich" talentierte Spieler nach Erding holen. Als einzigen Profi bräuchte es dann nur noch "einen guten Trainer". Um in der Oberliga mitzuhalten, müsste man aber zehn bis elf Monaten im Jahr trainieren, statt bislang sieben bis acht Monate.

Meilinger befand, "die Grundidee hört sich super an, löst aber unser grundsätzliches finanzielle Problem nicht". Die jüngsten und weitere Verluste müssen, so Meilinger, wie bereits die Altlasten, doch stets vom Hauptverein ausgeglichen werden. Der Eishockeynachwuchs und die anderen Abteilungen hätte aber aktuell nicht mit finanziellen Einschnitten zu rechnen: "Der TSv steht immer noch gut da."

Die Radsportabteilung stellte den Antrag, die gesamte Eishockeyabteilung aus dem TSV auszugliedern. Der Antrag wurde jedoch nicht diskutiert und in die Delegiertenversammlung des TSV Erding vertagt. Meilinger sagte jedoch, das Präsidium "kann sich so etwas derzeit nicht vorstellen". Die Abstimmung über die Gladiators-Zukunft war schließlich eindeutig. Von 25 Stimmberechtigten waren 23 gegen eine weitere Oberliga-Saison, ein Vereinsratsmitglied enthielt sich und nur Karbach stimmte dafür.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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