Erding:Gegen den Trend

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Beim Stammtisch der CSU äußert sich Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) ausführlich über die Wohnraum-Situation in Erding. Wohnen soll für alle Bürger weiterhin bezahlbar bleiben: Neben der sozialen Bodennutzung soll es ein Einheimischenmodell geben

Von Mathias Weber, Erding

Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hatte es schon zuvor durchblicken lassen, jetzt ist klar: In der großen Kreisstadt Erding sollen Bauplätze in Zukunft wieder im Rahmen eines Einheimischenmodells vergeben werden - zum Teil zumindest. Im Neubaugebiet Thermengarten in Altenerding sollen Gotz zufolge bis zu 20 Einheiten an schon heute ortsansässige Bürger weiter gegeben werden. Im Rahmen eines Einheimischenmodells erwirbt eine Gemeinde Bauflächen zu regulären Marktpreisen und geben diese dann verbilligt an Bürger der Kommune weiter. Gotz sagte beim Stammtisch der CSU am Sonntag in Klettham, dass das Modell EU-konform sein werde. In Brüssel sieht man dieses Vorgehen - das im Landkreis von mehreren Kommunen so betrieben wird - kritisch: Es verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatz, unter bestimmten Bedingungen ist es aber gerichtlich für zulässig erklärt worden.

Oberbürgermeister Gotz hat sich beim Stammtisch seiner Partei zudem ausführlich zu den Themen Wohnungsbau und Zuzug geäußert. Bei letzterem hatte er erst einmal Tadel für die Landeshauptstadt parat: Während in Erding viel Wohnraum geschaffen werde, habe München seine "Vorgaben nie erfüllt." Zwar habe man Kenntnis darüber, wie viele Menschen in die Region strömten, man handle aber nicht.

150 000 Menschen mehr bis zum Jahr 2030 sollen es werden: Mehr als einen Prozent Wachstum im Jahr will Gotz der Stadt aber nicht zumuten, in der Vergangenheit seien es aber zum Teil zwei und drei Prozent gewesen, das sind fast 600 Menschen und mehr im Jahr. Gotz glaubt, dass die Bürger zwar Wachstum nicht ablehnten, er aber in überschaubaren Maßen gestaltet werden soll.

Zudem befasste sich der Oberbürgermeister mit dem hohen Preisniveau am Wohnungsmarkt, und er hatte keine guten Nachrichten: "Es wäre naiv zu glauben, dass Wohnungen wieder billiger werden" - trotz mehr Wohnungen am Markt. Der OB merkte in diesem Zusammenhang an, dass auch in Erding eine Unsitte unter den Vermietern herrscht: Dass Wohnungen einfach nicht auf den Markt gegeben würden, also leer stehen.

Für die Zukunft hatte Gotz keine guten Prognosen parat, was die Wohnpreise angeht: Das Preisniveau sei einfach da, die Zinsen niedrig; Gotz aber wünscht sich, dass sich auch "Leute, die keine Vielverdiener sind, ein Haus leisten können." Dem allgemeinen Trend versuche die Stadt entgegenzusteuern: Eben durch ein Einheimischenmodell, oder durch das Modell der sozialen Modennutzung, kurz Sobon. Der Stadtrat hatte dieses Modell kürzlich genehmigt, demzufolge Bauherren dazu verpflichtet werden, einen Teil der von ihnen gebauten Wohnungen zu einem ermäßigten Mietpreis anzubieten; ein Modell, dass in der Landeshauptstadt München schon lange praktiziert wird. Als eine "der Herausforderungen schlechthin" für die Stadtverwaltung bezeichnete der OB die Konversion des Fliegerhorstgeländes. Die wird bekanntermaßen nicht so schnell abgeschlossen sein wie gedacht. Ursprünglich sollte schon 2019 der Fliegerhorst aufgegeben sein, der Termin ist aber offenbar nicht zu halten - was Gotz zu einigem Spott veranlasste. Er berichtete, dass sogar die Führung des Fliegerhorstes "entsetzt" darüber sei, dass die Bundeswehr noch nicht in die Planung der Versetzung der Einheiten an andere Standorte eingetreten sei. Aber: Er sei auch "nicht unglücklich darüber", dass sich der Abzug verzögert, in Anbetracht der Größe des Projekts. Eine Größe, die auch die Stadtverwaltung und -politik an ihre Grenzen bringen könnte: Gotz warnte davor, bei anstehenden Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Fliegerhorst den Überblick nicht zu verlieren, auch deswegen komme ihm eine Verzögerung des Projektes ganz recht: "Wir haben viele Bälle in der Luft", sagte er in Bezug auf anstehende städtebaulichen Projekte. Zumindest beim neuen Kreuzungsbahnhof, der auf dem Gelände des Fliegerhorsts geplant ist, "haben wir den Freistaat hinter uns", versprach Gotz. Und auch auf die personelle Situation im Rathaus werde sich die geplante Konversion des Fliegerhorstgeländes auswirken: Man werde Experten brauchen, so Gotz, die sich damit auskennen.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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