Erding:Gefragte Erika

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In der Gärtnerei Hagl an der Dachauer Straße hütet Zierpflanzenmeisterin Andrea Hagl ihre liebevoll gestalteten Mustergräber. (Foto: Renate Schmidt)

An Allerheiligen werden jedes Jahr Gräber mit Blumen und Gestecken dekoriert. Welcher Schmuck und welche Töne heuer gefragt sind, wissen Erdinger Floristen: Bunt, hell und frisch soll es sein

Von Barbara Forster, Erding

Wenn Tanzen von Gesetz wegen verboten ist und die Erdinger mit Gestecken und Sträußen die Gräber ihrer verstorbenen Verwandten schmücken, dann ist wieder Allerheiligen. An diesem katholischen Feiertag am 1. November wird aller Heiligen gedacht - und auch solcher Verstorbener, die nicht heiliggesprochen worden sind. Wie die Gräber am besten dekoriert werden, und welche Blumentrends gerade angesagt sind, wissen vor allem die Erdinger Gärtnereien.

Floristikmeisterin Isabella Hagl von der Gärtnerei Hagl in der Landshuter Straße sagt, an Kirchweih beginne immer der große Ansturm. Was die Leute so kaufen? Das sei verschieden, sagt Hagl. Aber die Fachfrau weiß, was ihre Kunden sich wünschen: vor allem eine große Auswahl an Gestecken, Kränzen, Herzen oder bepflanzten Körben und Schalen. Jedes Jahr vom Kirchweihfest an, werden die schönen Stücke ausgestellt. "Wenn das Wetter schlecht ist, werden mehr Gestecke gekauft", sagt die Floristikmeisterin. In den letzten Jahren seien die Leute immer mehr zu Bepflanzungen übergegangen. Vor allem Erika-Gewächse und Tag- und Nachtschatten seien sehr beliebt, denn das gestalte die Gräber lebendiger. Auch frische Blumen kamen in den letzten Jahren immer gut an, wie Hagl sagt. Wie groß der Bedarf an frischen Blumen heuer ist, kann sie allerdings noch nicht sagen, da die Anfragen immer erst kurz vor Allerheiligen kommen würden.

Wer noch keine Ideen für die Gräbergestaltung hat, kann sich Inspirationen in der Gärtnerei Hagl in der Dachauer Straße holen: Dort sind fertige Mustergräber ausgestellt, die der Kunde genau so kaufen oder nachgestalten kann.

Auch in der Gärtnerei "Strohmair & Hirsch" sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Für die Kundschaft ist Staudengärtner-Meisterin Claudia Warneke gut gerüstet: "Wir haben mittlerweile über 100 Werk- und Verkaufsstücke". Der Trend gehe dieses Jahr in Richtung Erika-Töne, wie sie sagt. Aber auch Kupfer- und Metalltöne seien sehr gefragt. Für den blühenden Aspekt empfiehlt Warneke Alpenveilchen oder Purpurglöckchen: "Damit kann man richtig Bewegung hineinbringen". Generell hat sie den Eindruck, dass Allerheiligen dieses Mal sehr überraschend für die Leute komme: "Der Verkauf ist heuer verhaltener losgegangen, weil das Wetter so schön war". Aber das habe, wie Warneke glaubt, keinen Einfluss auf die Frequenz der Kunden.

Auch in der Gärtnerei Adelsberger ist der Stichtag wie jedes Jahr das Kirchweihfest. "Früher war es so, dass die Leute schon an diesem Tag bereits die Gräber etwas geschmückt haben", erklärt Elli Rußwurm, Seniorchefin der Gärtnerei. Schließlich ist die Kirchweih eigentlich ein religiöses Fest, was heute viele vielleicht gar nicht mehr wissen. Denn längst ist der religiöse Kontext in den Hintergrund getreten.

Rußwurm hat als erfahrene Floristin schon viele Blumentrends kommen und gehen sehen. "Beim Blumenschmuck ist es eben wie bei der Mode", sagt sie. Auch Rußwurm hat ähnlich wie Isabella Hagl den Eindruck, dass immer mehr Leute die Gräber mit winterharten Gewächsen bepflanzen. Aber auch Gestecke seien nach wie vor gefragt. Seltener falle die Wahl dagegen auf Großschmuck wie Chrysanthemen. Sie weiß, warum: "Dunkle Farben will fast niemand mehr, der Trend geht zu Weiß- und Rosatönen", sagt Rußwurm. Allerheiligen ist ein wichtiger Feiertag, wie sie findet: "Doch leider gibt es zu viele vernachlässigte Gräber".

Caroline Schmidt, Pfarrsekretärin von der St. Johannes-Kirche, kann jedoch mit Stolz behaupten, dass im Friedhof St. Paul bereits drei Viertel der Gräber neu bepflanzt wurden - größtenteils mit Erika und Hornveilchen. Auch im städtischen Friedhof in der Itzlinger Straße wurden die meisten Gräber seit Anfang Oktober hergerichtet. Viele Erdinger legen eben noch Wert auf Traditionen.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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