Erding:Filiale des Heimatmuseums

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Erdinger CSU-Fraktion will den Stadtturm mit Exponaten auf allen sieben Ebenen aufwerten. Bürgermeister, Kulturreferent, Museumsleiter und Turmführerin sind von der Idee begeistert

Matthias Vogel

Einen roten Faden der Historie gibt es nicht so recht, das um das Jahr 1890 gebaute Uhrwerk rostet vor sich hin und vor allem entspricht die Ausstellung nicht den Anforderungen der modernen Museumspädagogik. Für die CSU-Fraktion des Erdinger Stadtrats gab es jede Menge Anlässe, eine Neukonzeption des Stadtturms zu beantragen. Geht es nach dem von Stadtrat Christian Numberger und dem Fraktionsvorsitzenden Jakob Mittermeier unterzeichnetem Schreiben, sollen Exponate auf allen sieben Ebenen, inklusive Glockenstube und Turmwächterwohnung, von der Geschichte des ältesten Bauwerks der Stadt zeugen.

Erding aus der Vogelperspektive: Wenn man die Treppen des Stadtturmes hinaufgeht, gelangt man in das Türmerstübchen. Von dort hat man den ungewöhnlichen Blick auf den Schrannenplatz mit dem Turm des Frauenkirchleins und im Hintergrund das Landshuter Tor, das im Volksmund Schöner Turm genannt wird. (Foto: Peter Bauersachs)

Bürgermeister Max Gotz (CSU) zeigte sich vom Vorstoß seiner Parteikollegen angetan. Bei den Haushaltsberatungen im Herbst werde die Verwaltung den Antrag wohl auf die Tagesordnung einer Stadtratssitzung setzen. Gotz räumte der Genehmigung gute Chancen ein: "Jeder Stadtrat ist glücklich über die Turmführungen von Doris Bauer und Hans Bauer. Ihnen würde man die Arbeit leichter machen. Und der finanzielle Aufwand einer Neukonzeption ist relativ gering." Eine "gewisse Linie" mache die Ausstellung für Touristen attraktiver. "Aber es geht auch um die Exkursionen unserer Grundschüler, für die wir dann optimal aufgestellt wären."

Den neu gestalteten Stadtturm wünscht sich die CSU als einen Satelliten des Heimatmuseums in der Prielmayerstraße. So sollen zum Beispiel in der vierten Ebene die Glocken zwar beschrieben, das Handwerk der Erdinger Glockengießer aber nur kurz erläutert werden. Ein Hinweis auf die Dauerausstellung im Museum stellt die Verbindung zum Mutterplaneten her - natürlich auch umgekehrt. Das mit den Außenstellen gefällt Gotz besonders, weil der Turm nicht der einzige Trabant wäre. "Wir haben ja kürzlich eine Tafel an der Merowinger Straße mit Hinweis auf das Kletthamer Gräberfeld errichtet, und auch in der Friedrich-Herbig-Straße, wo kürzlich Teile der Römerstraße entdeckt wurden, werden wir einen Platz mit Info-Tafel bauen." Ist alles fertig, können Schüler wie Touristen sich also bequem per Bus einen äußerst umfassenden Überblick über die Stadtgeschichte verschaffen.

Der Plan der CSU ist durchaus ambitioniert und pfiffig. In der Türmerwohnung will sie Panoramakarten für nah und fern aufhängen, außerdem könnte sie sich zum Beispiel gut vorstellen, das Leben der heutigen Bewohner - den Wanderfalken - per Kamera und Bildschirm für die Besucher sichtbar zu machen. Der Antrag findet allseits Gefallen. Ludwig Kiermair, Kulturreferent der Stadt, hält ihn ob seiner Detailliertheit für sehr lobenswert, auch weil das Museum indirekt eine Aufwertung erfahre. Nachbesserungen hält er dennoch für möglich, aber so etwas brauche ja auch Zeit. Museumsleiter Paul Adelsberger hält die Umsetzung der Neukonzipierung für "begrüßenswert", so lange sich die Ausstellung auf die Geschichte des Turms beschränke. Gut sei vor allem, das Uhrwerk zu richten. Seitdem die Zeiger elektrisch von der Sakristei Sankt Johannes aus gesteuert werden, verfalle es mehr und mehr. Auch Doris Bauer, die 1500 Touristen und Bürger jährlich durch den Turm führt, ist begeistert. "Schön, dass Christian Numberger die Anregungen einer Renovierung aufgenommen hat, die schon mein Vorgänger Helmut Piroth gemacht hat. Die letzte Renovierung war 1994 und hier und da bröckelt es ja wirklich schon von den Wänden." Bis jetzt sei der Stadtturm im Haushalt keine eigene Haushaltsstelle. "Deshalb war es schwierig, etwas zu machen." Nicht alle Ideen CSU würde Bauer einfach so durchwinken. Einige Stockwerke des Turms dienten bislang nur dem Durchgang, wie etwa die dritte Etage. Dort sieht das neue Konzept wechselnde Fotoausstellungen zum Thema Stadtturm vor. "Schon jetzt brauche ich 20 bis 30 Minuten, bis ich mit den Gruppen oben angekommen bin. Man muss schauen, inwiefern die Vorschläge praktikabel sind."

© SZ vom 28.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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