Erding:Betrugsvorwürfe gegen Handballinvestoren

Lesezeit: 2 min

Gegen das Ehepaar, das den Bau eines bayerischen Leistungszentrums angekündigt hat, wird seit Monaten ermittelt

Von Florian Tempel, Erding

Gegen das Erdinger Ehepaar, das im vergangenen Jahr angekündigt hat, in der Stadt ein Handballleistungszentrum mit Vierfachhalle und Internat sowie ein 200 Betten-Hotel bauen zu wollen, wird seit mehreren Monaten wegen Betrugs ermittelt. "Das läuft bei uns seit Februar", bestätigte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch von der Staatsanwaltschaft Landshut, "es ist noch nicht ganz abgeschlossen." Die Sache ist außerordentlich kurios und lässt die Investoren, die angeblich auf enorme Geldsummen Zugriff hätten, in einem seltsamen Licht erscheinen.

Im März 2013 frohlockten nicht wenige, dass Erding bald eine bayerische Handballhochburg sein könnte. OB Max Gotz hatte zu einer Pressekonferenz ins Rathaus eingeladen, bei der die kühnen Pläne präsentiert wurden: Auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück neben der Herzog-Tassilo-Realschule und dem Klinikum Erding sollte ein Landesleistungszentrum für den Handballnachwuchs entstehen, und nebenbei ein Vier-Sterne-Hotel. Gotz sprach von einem "echten Knaller", der Abteilungsleiter der Altenerdinger Handballer von einem "Sechser im Lotto". In Windeseile fasste der Stadtrat den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan - und dann hörte man nichts mehr.

Der Investor blieb jedoch nicht ganz untätig. Im Herbst 2017 kaufte er nagelneue, aber noch nicht ausgebaute Büroräume in der Nähe des geplanten Handballzentrums. Kaufen ist allerdings nicht der richtige Ausdruck. Er unterschrieb zwar bei einem Notar in Ingolstadt einen Kaufvertrag, überwies aber nie den Kaufpreis. Rechtlich gesehen war damit der Kauf nie zustande gekommen. Der Bauunternehmer, dem die Büroräume gehörten, hatte dem Investor jedoch entgegen aller Gepflogenheiten schon die Schlüssel für die Räume ausgehändigt. Der Unternehmer sagte der SZ, das nach außen hin seriöse, kompetente und überzeugende Verhalten des Investors habe ihn unvorsichtig werden lassen. Außerdem sei doch auch so positiv in der Presse berichtet worden.

Der Investor beauftragte sieben Handwerker, die die Büros ausbauten. Auch sie erhielten kein Geld von ihm und zeigten ihn daraufhin bei der Polizei in Erding an. Seitdem wird wegen Betrugs in sieben Fällen ermittelt. Ein großer Schaden entstand aber weder dem Bauunternehmer aus Ingolstadt noch den sieben örtlichen Handwerkern. Die Büroräume fanden einen anderen und solventen Käufer, der auch die Handwerker bezahlte.

Bei der Pressekonferenz mit OB Gotz im März 2017 hatte der Investor gesagt, er habe das Geld für sein Handball- und Hotelprojekt aus Erträgen einer Investmentfirma, an der er beteiligt sei. Seine Erträge müssten irgendwelchen Statuten nach für einen irgendwie guten Zweck eingesetzt werden. Der Bauunternehmer aus Ingolstadt sagte, er habe ihm ähnliches erzählt und von ihm auch Schriftstücke vorgelegt, nachdem das Projekt über eine eigens gegründete GmbH abgewickelt werden sollte. Nachforschungen hätten indes ergeben, das auch diese Gesellschaft "eine Luftnummer" war, weil das notwendige Stammkapital nicht eingezahlt wurde.

Der Handball-Investor war am Montag nicht zu erreichen. Laut einem Pressebericht hält er an den Plänen für sein Großprojekt fest. OB Gotz hat ihm eine Frist bis Ende Juni gesetzt, offenzulegen, woher das Geld für das Handballzentrum kommen soll. Andere glauben indes, dass diese Forderung ins Leere läuft - weil da überhaupt kein Geld ist.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: