Erding:Begehrte Fläche

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Wer mit dem Auto in die Innenstadt will, steuert den Parkplatz am Mühlgraben an. Der Pachtvertrag läuft noch 13 Jahre. Die Stadt hat nun aber eine Diskussion über seine Zukunft angestoßen

Von Antonia Steiger, Erding

Der Parkplatz am Mühlgraben mit seinen 300 innenstadtnahen Stellplätzen ist das Ziel der allermeisten Autofahrer, wenn sie in der Langen Zeile und Umgebung Besorgungen erledigen müssen. Der Grund gehört nicht der Stadt Erding, sie hat ihn gepachtet, der Vertrag läuft noch etwa 13 Jahre. Viel Zeit, um darüber nachzudenken, was mit diesem Areal anzufangen wäre. Auf der Suche nach neuen Ideen hat die Stadt Erding einen Wettbewerb veranstaltet. Wohnen, Einkaufen, Büros - alles ist demnach denkbar. Nur eines nicht: Parken. Der Familie Pointner, der ein großer Teil des Grundes gehört, gefällt das nicht. Sie würde dort am liebsten weiterhin öffentliche Parkplätze anbieten, gerne auch noch mehr als bisher. Ein luftiges Parkhaus erschiene Vater und Sohn Pointner denkbar, wie sie sagen.

In die Diskussion um das gesamte Areal ist Bewegung gekommen, als die Stadt Erding einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben hatte. Ziel sei es gewesen, sagt OB Max Gotz (CSU), das Museum Franz Xaver Stahl, das die Stadt von der Witwe Stahl geerbt hat, in die Gegend einzubetten und sich dabei "nichts zu verbauen". Und er fügt an: Es sei die Aufgabe einer Stadt, sich über Entwicklungsmöglichkeiten Gedanken zu machen. Denn dieses Areal - die letzte große innenstadtnahe unbebaute Fläche in Erding - wird eine ganz andere Bedeutung bekommen, wenn der neue Bahnhof auf dem Fliegerhorstgelände gebaut wird. Dann liegt es direkt an der kürzesten Fußverbindung zwischen Bahnhof und Innenstadt. Parken wäre dann aber immer noch gut möglich, finden Josef Pointner senior und Josef Pointner junior. Sie haben sich gewundert, dass in keinem Wettbewerbsbeitrag von großflächigem überirdischem Parkraum die Rede war, wie sie sagen. Der Parkraum sei nicht bedacht worden, er habe sich aber in den vergangenen dreißig Jahren bewährt. Und: Es müsste "eher mehr als weniger" Parkplätze geben. Der Siegerentwurf des Architekten Karl Heinz Walbrunn und der Landschaftsarchitekten Rita Lex-Kerfers und Robert Kerfers, alle mit Büros in Bockhorn, sieht vor, alle 300 oberirdischen Parkplätze zu beseitigen und etwa hundert Stellplätze in einer Tiefgarage anzubieten.

Aus Sicht der Pointners ist das aber zu wenig: "Eine Stadt braucht doch Parkplätze." Und sie haben auch einen Vorschlag, wie die Zahl der Stellplätze erhöht werden könnte: mit einem Parkhaus in der nordwestlichen Ecke des Parkplatzes, das an der rückwärtigen Seite nicht höher als sechs Meter wäre. Sie hätten auch gerne eine Gewerbeeinheit auf ihrem Grund errichtet, deren Nutzer ebenfalls Parkplätze brauchen. Der Einzelhandel in der Innenstadt hätte gegen diese Pläne nichts einzuwenden, wie Dieter Gerlspeck bestätigt, Unternehmer und Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Ardeo der Einzelhändler in der Innenstadt. "Der Parkplatz am Mühlgraben ist der wichtigste für die Innenstadt." Alles, was weiter weg wäre, "ist schlechter", findet er. Und kündigt an, dass Ardeo darüber intern diskutieren werde.

Tatsächlich wird aber auch immer wieder über ein Parkhaus auf der Fläche am alten Bauhof an der Lebzelter Straße diskutiert, Entscheidungen liegen aber noch in weiter Ferne, wie Gotz betonte. Die Fläche am alten Bauhof werde in den kommenden Jahren für die Baustellenabwicklung der Sanierung der Mittelschule am Lodererplatz benötigt, sagte der OB. Die Idee, dort ein Parkhaus mit einem Einzelhandelsgeschäft zu verknüpfen, sei auch nichts Neues. Auch über die Zukunft des Parkplatzes am Mühlgraben werde "beizeiten" geredet, wie er sagt. Eine Entscheidung treffe der Stadtrat aber erst in der "übernächsten Wahlperiode". Gotz betonte, er achte das Eigentumsrecht der Familie Pointner. Die Stadt und die Bürger hätten keinen Anspruch auf dieses Gelände. Denkbar sei daher auch, dass die Besitzer dort selbst ein Parkhaus betreiben. "Die Aufgeregtheit muss nicht sein", sagte er. Die Stadt werde jetzt ihren Vertrag erfüllen. Und der hat noch eine lange Laufzeit.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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