Erding:Asylunterkünfte werden aufgelöst

Erding: Die allein stehenden Männer, die hier zuletzt untergebracht waren, wurden in die Asyl-Wohnanlage an der FTO umquartiert.

Die allein stehenden Männer, die hier zuletzt untergebracht waren, wurden in die Asyl-Wohnanlage an der FTO umquartiert.

(Foto: Renate Schmidt)

Die ehemaligen Klassenzimmercontainer hinter dem Korbinian-Aigner-Gymnasium kommen weg

Von Florian Tempel, Erding

Die ehemaligen Klassenzimmercontainer hinter dem Korbinian-Aigner-Gymnasium (KAG), die seit Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, werden endlich aufgeben. Wohl nirgends im Landkreis Erding waren die Wohnverhältnisse erbärmlicher als in dieser offiziell "Am Lohfeld" genannten Unterkunft. Doch nicht so sehr die seit Jahren wiederholt vorgebrachte Kritik am Zustand der Container und den Lebensumständen dort hat das Landratsamt dazu bewogen, die Unterkunft zu schließen. Neu eingerichtete Flüchtlings-Unterkünfte, wie die Oberdinger Wohnanlage an der Flughafentangente Ost (FTO), haben noch viele freie Zimmer - und die müssen gefüllt werden.

Die vier alten Containerklassenzimmer wurden im Sommer 2013 in aller Eile auf einem Kiesplatz hinter dem KAG zur Asylunterkunft umfunktioniert: Stockbetten, Spinde und Kühlschränke in jeden der vier Räume und draußen nebenan kleine Küchen- und Sanitärcontainer, die man nur durchs Freie erreichen kann,- fertig. Die alten Klassenzimmer wurden mit allein stehenden Männern belegt, in jeden Raum kamen zehn. Manche verbrachten fast zwei Jahre im den Massenschlafsälen ohne jede Privatsphäre. Zuletzt lebte hier aber auch eine Familie mit mehreren Kindern.

Die bayerische Staatsregierung hatte im April beschlossen, dass Flüchtlinge wieder verstärkt in größeren Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden sollen, statt dezentral in kleineren Einheiten zu leben. Die neue Oberdinger Container-Anlage ist eine solche Gemeinschaftsunterkunft. Eine weitere ist das umgebaute ehemalige Ausflugslokal Stiller in Lindum bei Dorfen. In beiden Gemeinschaftsunterkünften gibt es jeweils mehr als hundert Wohnplätze. An der FTO fülle sich die Wohnanlage "Zug um Zug", sagt die Sprecherin des Landratsamts. In Lindum lebt bislang nur eine Familie mit vier Kindern.

Beide Gebäudekomplexe sind vom Dorfener Immobilienunternehmer Georg Scharl extra für die Flüchtlingsunterbringung errichtet beziehungsweise umgebaut worden. Es gibt für beide Unterkünfte langfristig Mietverträge. Diese Unterkünfte - und andere zuletzt angemietete wie das Bahnhofsgebäude von Thann-Matzbach - nicht zu belegen, könnte man als Verschwendung öffentlicher Mittel kritisieren. Deshalb werden die Mietverträge für kleinere Unterkünfte, Häuser und Wohnungen, die in den vergangenen Jahren vom Landratsamt wohl oft auch zu wirtschaftlich ungünstigeren Konditionen angemietet worden waren als die neuen, nun nach und nach gekündigt oder nicht verlängert. In den vergangenen Monaten liefen laut Auskunft des Landratsamts fünf Mietverträge für Unterkünfte mit 100 Wohnplätzen aus.

Aus der Containerunterkunft am KAG ziehen nur die dort untergebrachten allein stehenden Männer in die Wohnanlage an der FTO. Die beiden Flüchtlingsfamilien mit Kindern, die noch hinter dem Gymnasium leben, sollen nicht an die FTO umziehen. Die seit einige Monaten als Flüchtlinge anerkannten Familien erhielten vom Landratsamt andere Nachrichten, in denen es jeweils heißt: "Wir bitten Sie intensiv nach einer eigenen Wohnung zu suchen. Sollten Sie bei Ihrer Wohnungssuche keinen Erfolg haben, bieten wir Ihnen die Unterbringung in folgender Unterkunft an, um einer Obdachlosigkeit entgegenzuwirken." Der einen Familie werden zwei Zimmer in Solching bei Taufkirchen angeboten, der andern ein Zimmer in Berglern. Die Familie, die nach Solching umziehen soll, hat vier Kinder. Zwei von ihnen gingen bislang in die Grundschule Klettham, ein kleines Geschwister hatte die Zusage für einen Kindergartenplatz in Klettham. Die Familie, die nach Berglern umziehen soll, hat zwei Kleinkinder, die Mutter erwartet in Kürze ein weiteres Kind. Die eigene Suche nach einer Wohnung in Erding hatte für beide Familien keinen Erfolg.

Auch andere Flüchtlinge haben in jüngster Zeit Umquartierungen mitgemacht. Am Dorfener Gymnasium waren bis vor Kurzem ebenfalls in alten Klassenzimmercontainer Familien untergebracht. Die 14 Menschen wohnen jetzt in einem kleinen Außenort. Eine Familie, die fast drei Jahre in Erding lebte, wohnt jetzt in Lengdorf.

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