Ende einer Ära:Mayr-Wirt wird abgerissen

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Die Stadt Erding will die Planungen für das Areal rund um den Mayr-Wirt vorantreiben. Noch in diesem Jahr soll die Wurstfabrik verschwinden - nicht alle Stadträte sind damit einverstanden.

Antonia Steiger

Der Mayr-Wirt wird abgerissen. Wie Bürgermeister Max Gotz (CSU) am Donnerstag in einem Pressegespräch gesagt hat, soll noch in diesem Jahr zunächst die Wurstfabrik hinter dem Gasthaus abgebrochen werden. Das Gasthaus werde stehen bleiben, bis ein Konzept für das gesamte etwa 3000 Quadratmeter große Areal beschlossen ist und Investoren gefunden sind. Am Dienstag hat der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung den Architekten Richard Falterer damit beauftragt, nicht nur den Abbruch des Fabrik zu planen, sondern auch seine Ideen für einen neuen Mayr-Wirt an selber Stelle weiterzuentwickeln.

Dieser Anblick soll bald der Vergangenheit angehören: der Mayr-Wirt in Erding. (Foto: Peter Bauersachs)

Nicht alle Stadträte befürworten dieses Vorgehen. Offenbar stimmten zwei Stadträte dagegen. Doch Gotz betonte am Donnerstag, dass er sich nicht von dem Plan abbringen lassen werde, das Gasthaus an dieser Stelle zu erhalten. Es ist Heimstatt für etwa siebzig Stammtische und sei ein belebendes Element in der Haager Vorstadt, sagte Gotz. Ihm geht es eigenen Worten zufolge aber auch um den Erhalt des kulturellen Erbes: Der Mayr-Wirt ist die Heimat des Chiemsee-Malers Hiasl Maier, dessen Bilder die Wirtsstube und das gesamte Haus schmücken.

Die Bilder sind in Familienbesitz, doch als die Stadt im Sommer 2009 nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss das Areal und weitere Grundstücke von den Gebrüdern Mayr erworben hatte, war Teil der Abmachung, dass diese Bilder und andere auch künftig in der Wirtschaft zu sehen sein sollen. Der Kauf des Areals sei "die einzige Chance gewesen, die Wirtschaft zu erhalten", sagte Gotz am Donnerstag nochmals. Andere Investoren hätten einen anderen Weg eingeschlagen.

Untersuchungen haben mittlerweile ergeben, dass weder die Fabrik noch die Wirtschaft erhaltenswert sind. Außer den Bildern von Hiasl Maier soll aber auch der Kachelofen in der Wirtsstube und deren Grundstruktur des Gasthauses erhalten bleiben. Die Pläne sind aber schon weiter gediehen: Im ersten Stock soll ein "sehr schöner Saal mit Galerie" entstehen, wie Gotz sagte. Eine Aufteilung in mehrere kleinere Konferenzräume soll auch künftig möglich sein.

Beharrlich bleibt Gotz ebenfalls in dem Plan, auf dem Areal des weiteren einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln. Er sei zuversichtlich, sagte er am Donnerstag, einen Betreiber für einen 400 bis 450 Quadratmeter großen Markt zu finden, in dem es "vom Waschmittel bis zur Streichwurst" alles geben soll. Alle weiteren Nutzungen sind unklar. Auch die Zukunft des zum Mayr-Wirt gehörigen Hotels ist ungewiss.

100.000 Euro Planungskosten

Als Bauherr könnte die Stadt höchstens für die Wirtschaft und den Lebensmittelmarkt auftreten, sagte Gotz. Gewiss sei aber auch dies noch nicht. Denn Gotz rechnet mit einem Ansturm von Investoren, die sich für das Areal interessieren. Nur zwei von vielen Nutzungsmöglichkeiten seien ein betreutes Wohnen oder ein Hotel.

Erdings Stadtrat hat am Dienstag 100.000 Euro Planungskosten bereitgestellt, die im Nachtragshaushalt der Stadt zu berücksichtigen sein werden. Aber schon bis zum Sommer erwartet Gotz erste Ergebnisse, sodass noch in diesem Herbst die Fabrik abgerissen werden soll. Wann genau der Mayr-Wirt dem Erdboden gleichgemacht wird, ist indes unklar. Zuvor müssen alle Planungen stehen, wie Gotz sagte. Der Pächter Andreas Mayr wisse Bescheid. Er muss sich dann ein Ausweichquartier suchen. Länger als eineinhalb Jahre sollen die Bauarbeiten aber nicht dauern, bis das Gasthaus wieder steht - mit neuer Fassade.

© SZ vom 06.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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