Ein Monat Advents-Gaudi:Schöner und gerechter

Paar an der Eisflaeche

Seit einer Woche ist die Eiszeit-Eisfläche offen, der Christkindlmarkt beginnt erst heute, Tanita und Patrick Rothuber gefällt es so oder so.

(Foto: Stephan Görlich)

Der Christkindlmarkt in Erding besteht zwar weiterhin vor allem aus Glühweinhütten und Imbissständen. Dank abgestufter Standgebühren gibt es aber wieder mehr winter- und weihnachtliche Verkaufsstände

Von Florian Tempel, Erding

Der Veranstalter des Erdinger Christkindlmarkts ist der altehrwürdige Verschönerungsverein Erding, der so alt ist, dass keiner mehr so recht weiß, wann er genau gegründet wurde. Der Verein ist aber nicht etwa der Organisator, weil man von ihm erwarten würde, den vorweihnachtlichen Budenzauber laufend schöner zu machen. Der Verschönerungsverein zieht aus der Veranstaltung vielmehr seit fast 30 Jahren seine Einkünfte - in den letzten Jahren waren es im Schnitt etwa 3000 Euro -, um später dann mit dem Geld was Schönes für die Stadt tun zu können. 20 000 Euro habe der Verein zum Beispiel für den Kulturpfad im Stadtpark gestiftet, sagt Fritz Steinberger, einer der beiden Vereinsvorsitzenden.

Schön ist freilich ein relativer Begriff. Viele Leute finde es schön, dass man auf dem Erdinger Christkindlmarkt so viel Auswahl hat, was Essen und Trinken angeht. Zwar nimmt man vor allem Glühwein zu sich. Doch den gibt es eben in mannigfaltiger Art: rot und weiß, als Orangenpunsch mit Ingwerstücken, Feuerzangenbowle oder Schlehenzauber. Bratwurst ist außerdem nicht gleich Bratwurst. Und es gibt sogar Alternativen wie Gemüsepfanne, Lachsfilet oder Rehgulasch, Zuckerwatte und Schokofrüchte.

Dennoch hat Christkindlmarkt-Koordinator Steinberger sehr wohl verstanden, dass eine stattliche Ansammlung von Getränkeständen und Imbissbuden dennoch zu wenig ist. Nun ist es ihm, wie er zwei Tag vor der Eröffnung stolz berichtete, tatsächlich gelungen, den Anteil an Ständen, die zum adventlichen Flair beitragen, zu erhöhen. Neben Krippenfiguren und Socken wird es 2017 kunstvoll geformte Dinge aus Wachs und kuriose Schilder geben. Steinberger hat die neuen Standbetreiber auf der Oiden Wiesn gefunden und nach Erding geholt. Sie seien im Winter bislang mit ihren Buden in Wien auf Weihnachtsmärkten gestanden, sagt Steinberger, sie hätten dazu aber keine Lust mehr - weil die Märkte in der österreichischen Hauptstadt nicht mehr so richtig schön seien.

Na also, es geht doch. Im Sommer hatte der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Erdinger Stadtrats einen Kriterienkatalog für die Vergabe des Stände verabschiedet. Denn es soll nicht nur schön sein auf dem Christkindlmarkt, sondern es muss auch gerecht zu gehen. Das war eine wesentliche Erkenntnis aus einem ansonsten überflüssigen Rechtsstreit mit einem abgelehnten Grillbudenbetreiber: Es musste ein nachvollziehbares System her, wie die Standplätze vergeben werden. Seit diesem Jahr werden Bewerbungen nach Punkten bewertet: Es gibt unter anderem Punkte für die optische Erscheinung, energiesparende Beleuchtung oder die persönliche Anwesenheit des Betreibers. Wer seine Zuverlässigkeit über Jahre hinweg bewiesen hat, sammelt nach dem Grundsatz "bekannt und bewährt" weitere Punkte.

Als der Stadtrat dies alles im Sommer gut hieß, wünschten sich mancher jedoch Bonuspunkte für einen besonderen Bezug zu Weihnachten, damit aus dem Markt wieder ein richtiger Christkindlmarkt werde. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) erklärte im Juni allerdings, dass es schier unmöglich sei, die Glühweinstände und Imbissbuden zugunsten von Christbaumkugeln, Glasbläsern und Kerzenzieher zurückzudrängen. Man bekäme keinen weiteren Kunsthandwerker nach Erding, ohne für ihn zu zahlen.

Diese Erkenntnis wird nun gewissermaßen indirekt, aber konkret angewandt. Als der bereits erwähnte Grillbudenbetreiber vor Gericht behauptet, er hätte mit seinen Würsten auf dem Erdinger Christkindlmarkt locker 50 000 Euro verdienen können, glaubte ihm das zwar niemand. Doch es machte eines klar: Essen und Getränke anzubieten, ist ein profitableres Geschäft als der Verkauf von Kerzen oder Wollmützen. Deshalb zahlen fortan die Non-Food-Stände wesentlich weniger Marktgebühren als die Imbissbuden. So einfach ist das.

Der Christkindlmarkt beginnt am heutigen Freitag. Die offizielle Eröffnung mit OB Gotz ist am Samstag um 17 Uhr, das Ende an Heiligabend ebenfalls um 17 Uhr.

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