Deutsches Museum in Aufhausen:Mal sehen

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Am Projekt will man festhalten, einen Zeitplan gibt es aber nicht: Das Deutsche Museum muss seine Pläne, ein zentrales Schaulager in Aufhausen zu errichten, hinten anstellen - das Geld fehlt

Von Florian Tempel, Erding

Beim Deutschen Museum wird langfristig gedacht. Das geplante Zentraldepot im Erdinger Stadtteil Aufhausen soll ausreichend Platz bieten, um dort in den kommenden hundert Jahren die 80 000 Exponate der Sammlung zu lagern, die nicht dauerhaft in München gezeigt werden können. Doch wann diese kommenden hundert Jahren beginnen, bleibt offen. Wer sich schon gefreut hatte, bei Sonderführungen die guten Stücke, die man sonst nie sieht, bestaunen zu dürfen - das Erdinger Depot ist als Schaulager konzipiert -, muss sich noch einige Zeit gedulden.

Das Deutsche Museum bekommt zwar eine Menge Geld für eine umfassenden Sanierung und Neugestaltung seiner Ausstellungen. Bund und Freistaat geben je 180 Millionen Euro, 45 Millionen kommen von Großspendern und 40 Millionen aus dem Haushalt des Deutschen Museums selbst. Mit den insgesamt 445 Millionen lasse sich vieles machen, sagt Pressesprecher Gerrit Faust, aber eben nicht alles: "Das Geld reicht nicht für den Bau eines wunderschönen Schaudepots in Erding."

Das sei zunächst nicht absehbar gewesen, sagt Faust. Der Bau des Zentraldepots war Teil des Gesamtplans, das Deutsche Museum für die kommenden Jahrzehnte fit und attraktiv zu machen. Die ersten Rechnungen basierten jedoch auf "groben Schätzungen". Als man daran gegangen sei, mit detaillierten Voruntersuchungen die Sanierung der Gebäude auf der Münchner Museumsinsel und die Kosten der Neugestaltung der Ausstellungen zu prüfen, habe sich gezeigt, dass das Erdinger Depot nicht auch noch aus dem 445 Millionen Euro-Topf bezahlt werden kann.

Trotzdem werde man an den Plänen für ein zentrales Schaulager festhalten. "Wir wollen es unbedingt haben und deshalb wird für dieses Depot nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht", sagt Faust. Denn ein Zentraldepot in Erding würde langfristig Geld sparen. Derzeit sind die 80 000 Exponate an sieben verschiedenen Standorten untergebracht. Alle dieses Lager sind angemietet, "das sind nicht unerhebliche Kosten".

Langfristig zurückgeblickt, ist es keine neue Erfahrung in der gut hundertjährigen Geschichte des weltgrößten Technik-Museums der Welt, dass es vom Plan bis zur Realisierung ziemlich lange dauern kann. Nach der Gründung eines Museumsvereins stellte die Stadt München 1903 die alte Kohleninsel in der Isar für den Museumsbau zur Verfügung. Drei Jahre später waren die Pläne von Architekt Gabriel von Seidl fertig, 1909 begannen die Bauarbeiten, 1911 wurde Richtfest gefeiert. Dann kam der Erste Weltkrieg, die Arbeiten am Museum wurden unterbrochen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es kein Geld mehr vom Staat und die Inflation vernichtete den Rest der finanziellen Mittel. Erst 1925 war es endlich so weit: Das Deutsche Museum wurde zum 70. Geburtstag seines Gründers Oskar von Miller mit großem Pomp eröffnet.

Als der Generaldirektor des deutschen Museums, Wolfgang Heckl, im September 2014 nach Erding kam und zusammen mit Oberbürgermeister Max Gotz den geplanten Bau des Zentraldepots verkündet, fand das in aller Zurückhaltung statt. Bei einem Pressetermin auf dem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück gegenüber der Gärtnerei Strohmaier und Hirsch strahlten beide in die Kamera. Doch Heckl versäumte nicht, darauf hinzuweisen, dass es keinen konkreten Zeitplan gebe. Wann es losgehen könnte? Heckl sagte schon damals nur: "Möglichst bald."

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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