Der Einzelhandel orientiert sich neu:Plastiktüten auf dem Rückzug

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Wer eine Tasche braucht, der bekommt sie, nur nicht mehr kostenlos. Die Selbstverpflichtung des Handels zeigt langsam Wirkung. (Foto: Renate Schmidt)

Die großen Ketten geben die Taschen nicht mehr kostenlos ab, anders sieht es noch bei den inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften aus. Aber auch dort sucht man nach neuen Lösungen

Von Joana Wolf, Erding

Im Kampf gegen die Flut von Plastiktüten gibt es in Deutschland bisher nicht mehr als eine Selbstverpflichtung des Handels, den Verbrauch einzuschränken. Immer mehr Geschäfte verlangen seitdem für ihre Plastiktüten Geld oder suchen nach anderen Alternative. Viele Filialunternehmen sind in diesem Punkt schon weiter als Einzelhändler, die für sich alleine wirtschaften, das zeigt sich auch in Erding. Die beiden großen Drogerieketten in Erding verlangen Geld für ihre Tüten, das Sport- und Modegeschäft Gerlspeck und das Gewandhaus Gruber hingegen noch nicht. Aber auch in diesen beiden Erdinger Unternehmen wird bereits darüber diskutiert, die kostenlosen Tüten abzuschaffen.

"Bei uns gibt es nicht nur Plastiktragetaschen, sondern auch Baumwolltaschen, Papiertaschen und Permanenttaschen", sagt die Filialleiterin des Drogeriemarkts DM in der Landshuter Straße. Seit dem 1. Januar gibt es auch nicht mehr die kleinen Plastiktüten, die immer an den Kassen auslegen und die jeder kostenlos mitnehmen konnte. DM wolle umweltfreundlicher handeln und hoffe darauf, dass so die Leute weniger Plastiktüten benutzen, sagt die Leiterin. Auch die Hofpfisterei am Kleinen Platz und der Drogeriemarkt Müller in der Friedrich-Fischer-Straße geben keine kostenlosen Tüten mehr an ihre Kunden ab. "Seit gut einem Jahr sind die Tüten bei uns nicht mehr kostenlos", sagt eine Mitarbeiterin des Drogeriemarktes Müller und verweist auf ein Schild, das direkt über den Kassen hängt. Es gibt Plastiktüten in drei Größen, Mehrwegtragetaschen in zwei Größen und auch Baumwolltragetasche, ein Angebot, das es in ähnlicher Form auch bei der Kette DM gibt. "Aus Nachhaltigkeitsgründen haben wir die kostenlosen Plastiktüten deutschlandweit abgeschafft, und man spürt den Erfolg", sagt eine Mitarbeiterin des Drogeriemarkts DM. Sie habe als Kassiererin bereits bemerkt, dass die Kunden nun weniger nach Tüten fragten. Wöchentlich werden aber immer noch etwa 250 Plastiktüten verkauft, aber auch 150 Papiertragetaschen, etwa 60 große und 40 kleine Permanenttaschen sowie etwa 30 Baumwolltaschen. "Die Baumwolltasche ist eine Pfandtasche", sagt die Filialleiterin. Wer sie nicht mehr braucht und sie in der Filiale abgibt, bekommt zwei Euro zurück. Die Taschen werden gesammelt, an die Zentrale geschickt und wieder neu aufbereitet. Tatsächlich handelten viele Kunden umweltbewusster als vor der Einführung dieser Arten an Tragetaschen, sie kaufen jetzt bevorzugt Stoff- und Papierbeutel. Laut der EU-Plastiktüten Richtlinie, welche die deutsche Umwelthilfe aufgestellt hat, verbraucht jeder deutsche Bürger durchschnittlich 76 Tüten im Jahr. Wenn preisliche Maßnahmen in allen Geschäften bis Ende 2018 eingeführt würden, könnte sich demnach der Tütenverbrauch Ende 2025 von 76 auf 40 Stück pro Jahr reduzieren.

Am besten ist es jedoch, jeder kommt mit seiner eigenen Tasche, wie das viele Kunden bei der Hofpfisterei machen. Wer seine Tüte vergisst, trage sein "Brot unter dem Arm nach Hause", sagt eine Verkäuferin. Und sie fügt hinzu, dass Männer ihre Brottaschen seltener vergessen als Frauen. Wer seine Tasche jedoch vergisst, bekommt eine Papiertüte für 10 oder 15 Cent oder einen Baumwollbeutel für 1,75 Euro. Plastik gibt es hier nicht.

Das Sport- und Mode-Geschäft Gerlspeck sowie das Gewandhaus Gruber in der Langen Zeile sind inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte in Erding. Bei ihnen gibt es noch kostenlose Plastiktragetaschen. Doch auch hier wird überlegt, die Tüten bald kostenpflichtig zu verkaufen. "Von alleine geben wir keine Tüten mehr raus, nur auf Anfrage", sagt Dieter Gerlspeck. Er wolle beobachten, wie sich die Nachfrage nach Tüten in der nächsten Zeit verändere und dann entscheiden, ob es künftig sinnvoller sei, für die Tüten Geld zu verlangen. Ebenso sucht das Gewandhaus Gruber nach einer neuen Handhabung. "Im Juli werden wir eine Lösung präsentieren", sagt Franziska Sannemann aus der Marketing- und Werbeabteilung des Gewandhauses Gruber.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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