Das älteste Brettspiel der Welt:Strategisches Denken für die ganze Familie

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Das asiatische Brettspiel "Go" findet auch in Deutschland immer mehr Fans. Das Erdinger Anne-Frank-Gymnasium ist mit seiner Schul-Go-Gruppe seit Jahren bei Turnieren in ganz Deutschland erfolgreich

Von Kim Mildner, Erding

Go ist über 4000 Jahre alt und damit das älteste Brettspiel der Welt. Ursprünglich kommt es aus China, ist aber auch in Japan und Korea weit verbreitet, wo es bereits im Kindergarten unterrichtet wird. Auch in Deutschland wird das Strategiespiel immer populärer, auch an Schulen. Das Erdinger Anne-Frank-Gymnasium ist als einzige Schule in ganz Deutschland bei allen Turnieren dabei gewesen. Klaus Flügge, Leiter der Erdinger Schul-Go-Gruppen, schätzt, dass in ganz Deutschland etwa 10000 Menschen Go spielen. Ihn fasziniert die Frage, wie das menschliche Gehirn die an Möglichkeiten, die das Go-Spiel bietet, verarbeiten kann. Vor zwei Jahren gelang es erstmals einem Computerprogramm ein Go Spiel, gegen den Go-Weltmeister, Lee Sedol, zu gewinnen. AlphaGo, so der Name des Programms, ist eine Entwicklung von Google Deepmind.

Es muss nicht immer das Smartphone sein: Hochkonzentrierte Schüler des Erdinger Anne-Frank-Gymnasiums spielen das Brettspiel "Go". (Foto: Privat)

Go weist gewisse Ähnlichkeiten zum Schach auf. Jedoch ist Go weitaus komplexer. Jedes Spiel ist anders. Es gäbe mehr mögliche Züge, als Atome im Weltall, so Flügge. Die Regeln des Spieles sind sehr simpel. "Man kann Go in nur fünf Minuten lernen", sagt Regina Sachsenhauser. Die 24-Jährige unterstützt Klaus Flügge unter anderem bei Schulturnieren. Gelernt hat sie Go vor 13 Jahren von ihrem Bruder.

Um Go zu spielen braucht es zwei Spieler, ein Brett, in der Regel mit 19x19 Linien und schwarze und weiße Steine. Die Spieler setzen abwechselnd ihre Steine auf die Schnittpunkte der Linien. Ziel ist es, möglichst viel Gebiet auf dem Spielbrett abzugrenzen. Dabei können gegnerische Steine gefangen werden. Diese werden anschließend vom Brett genommen. Gewonnen hat, wer die meisten Gebiete erobert hat. Bei erfahrenen Spielern kann eine Partie mehr als zwei Stunden dauern.

Die 14-Jährige Magdalena Polanska spielt das Strategiespiel seit fünf Jahren erfolgreich. Bei den Europäischen Meisterschaften möchte sie eine Medaille gewinnen. (Foto: Privat)

Seit 1986 gibt es in Erding eine Go-Spielrunde. Einmal in der Woche, immer montagabends, treffen sich die Go-Spieler. Klaus Flügge stellt seine privaten Räumlichkeiten für diese Treffen zur Verfügung. Einen Raum im Keller seines Hauses, nennt er sein Dojo, einen Ort, wo Künste gelehrt und geübt werden. Flügge selbst hat Go 1968 während des Studiums in Wien gelernt. In seinem ersten Turnier trat er gleich gegen den damaligen Europameister an. Flügge hat schon in Irland, Spanien und in Südafrika Go gespielt.

Klaus Flügge, Leiter der Erdinger Schul-Go-Gruppen, schätzt, dass in ganz Deutschland etwa 10000 Menschen Go spielen. (Foto: Reuters)

Noch heute bestimmt das Spiel seine Freizeit. "Ich beginne meinen Tag mit zwei Runden Go am Computer", berichtet der 73-Jährige. Zusätzlich nimmt er einmal in der Woche übers Internet Unterricht bei einem Japaner. Flügge ist es aber auch wichtig, sein Wissen weiterzugeben.

Deswegen unterrichtet der Rentner 18 Schüler vom Anne-Frank-Gymnasium und vom Korbinian-Aigner-Gymnasium in Schul-Go-Gruppen. "Die Kinder sind beim Go sehr konzentriert", sagte er. "Magdalena Polanska ist meine stärkste Schülerin", sagt Klaus Flügge. Die 14-Jährige hat vor fünf Jahren angefangen Go zu spielen. Damals suchte ihr Vater nach einem Spiel für die ganze Familie. "Go ist interessant, weil es so komplex ist. Das habe ich nicht erwartet, da nur ein Brett und schwarze und weiße Steine benötigt werden", sagt sie. Ihr größter Erfolg waren zwei Silbermedaillen beim Europäischen Go-Kongress im Juli und August 2017 in Oberhof.

Die Medaillen gewann sie in den Kategorien "Midnight Madness", einem Turnier um Mitternacht und "Tsumego", bei dem bestimmte Probleme auf Zeit gelöst werden mussten.

In diesem Jahr findet der Europäische Go-Kongress in Pisa statt. Dort möchte Magdalena Polanska wieder eine Medaille gewinnen. Seit 15 Jahren findet einmal im Jahr ein Schul-Go-Turnier statt. Dieses Jahr wird es in Jena ausgetragen. In Erding fand aber bereits am 3. und 4. Februar mit über 100 Teilnehmern das größte Go-Turnier in Süddeutschland statt.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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