CSU in Erding:Klar und kritisch

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Die Partei strotzt vor Selbstbewusstsein. Doch der Historiker Hans Niedermayer warnt vor dem Verlust von Wählerstimmen und fordert eine Rückbesinnung auf christliche Grundsätze

Von Antonia Steiger, Erding

Es steht gut um die Erdinger CSU, dieses Signal geht von der Jahreshauptversammlung des Erdinger Ortsverbandes aus. Knapp 480 Frauen und Männer haben in Erding ein CSU-Parteibuch. Zuletzt lockte laut dem Vorsitzenden, OB Max Gotz, vor allem die Junge Union neue Mitglieder an. "Erbärmlich" sei dagegen das "Gejammer" der anderen Parteien, findet Gotz. Mehr Sorgen macht man sich in Erding jedoch um die CSU im Allgemeinen. Einen Tag vor Beginn des Parteitags in München zeigte sich Gotz in seiner Rede als Verfechter der Politik Horst Seehofers. Hans Niedermayer, der eigenen Worten zufolge seit mehr als fünfzig Jahren Mitglied der CSU ist, äußerte sich dagegen nachdenklich über die CSU und ihren Umgang mit anderen.

Er mache sich Sorgen um die CSU, das sagte der Hans Niedermayer nach dem Referat von Max Gotz. Der hatte dieses Mal darauf verzichtet, sich kritisch über die Parteispitze zu äußern. Im Gegenteil, Gotz stärkte dem Parteivorsitzenden Seehofer ausdrücklich den Rücken: Ohne ihn hätte es keine Korrektur der Flüchtlingspolitik gegeben, sagte Gotz. Er schrieb dem Parteitag der CSU an diesem Wochenende "herausragende Bedeutung" zu. Dass die CSU nach rechts gerückt sei, stimme nicht, betonte Gotz. Vielmehr sei die CDU nach links gerückt und habe "Werte aufgegeben". Menschen, die die AfD wählten, müsse man zuhören und ihnen Angebote machen. Und wenn die SPD nicht zur Vernunft zurückkehre, werde sich zeigen, "ob es unsere Kernaufgabe wird, Rot-Rot-Grün zu verhindern". Am allerwenigsten interessierten ihn demnach die Fragen nach der Zukunft Horst Seehofers oder ob die Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Parteitag zu Gast sein werde.

Das Thema Flüchtlinge werde die Menschen aber auch in den kommenden Jahren noch beschäftigen, sagte Gotz. "Jeder, der aus Not zu uns kommt, dem wird geholfen", fügte er an. Diesen christlichen Ansatz der Politik betonte auch Hans Niedermayer in seiner Wortmeldung. Er warnte, die CSU müsse aufpassen, "dass ihr nicht die christlichen Wähler wegrennen". Er sehe die SPD derzeit besser in der Kirche vertreten als die CSU. Zwar sollten die Parteien "keine Befehlsempfänger" der Kirche sein, "aber wenn es um christliche Grundsätze geht, muss man sich schon was sagen lassen". Viele in der CSU dächten eben nicht so wie Seehofer, sagte er und nannte Hans Maier, Alois Glück und Theo Waigel. Niedermayer sprach sich nicht nur gegen eine "Haudrauf-Mentalität" im Umgang mit der CDU aus, sondern auch gegen manche Wortmeldung in der Flüchtlingspolitik. Mit Verweis auf abfällige Aussagen des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer gab Gotz Niedermayer recht: Ein Generalsekretär dürfe zuspitzen, aber den Bogen nicht überspannen. Niedermayers Stimme dürfe nicht überhört werden.

Was die Erdinger Kommunalpolitik betrifft, zeigte sich Gotz jedoch sehr selbstbewusst und bezeichnete die Erdinger CSU als "Themenentwickler". Ob Konversion, Wohnungsbau oder Verkehrsinfrastruktur: Vieles sei im Entstehen. Für 2017 kündigte er an, die Bürger mit weiteren Ausgaben des Flugblattes "Gesagt - getan" über die Erfolge der CSU-Politik aufzuklären. Er kündigte weitere Schritte der Sanierung des Stadtparks an und forderte mehr Engagement von Unternehmern, die ein Wohnheim für Auszubildende gefordert hatten, weil sich junge Leute die Mietpreise in Erding nicht leisten könnten. Dies sei keine Aufgabe der Stadt. Auch den Plan, in Erding eine Wirtschaftsschule zu etablieren, verfolge er weiter.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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