Caritas in Erding:Immer mehr zu tun

Lesezeit: 3 min

Die Zahl der Mitarbeiter der Caritas im Landkreis hat sich im vergangenen Jahr um ein Drittel erhöht. Das belastet die Finanzen, dafür gibt es aber einige neue Angebote

Von Mathias Weber, Erding

"Außergewöhnlich": So beschrieb Barbara Gaab, Kreisgeschäftsführerin der Caritas in Erding, das vergangene Jahr. Für den Sozialdienst war 2016 in mehrfacher Hinsicht besonders. Gaab blickte am Dienstag beim Jahrespressegespräch zusammen mit den Leitern der jeweiligen Fachabteilungen zurück. Nicht nur hat die Zahl der Angebote der Caritas wieder zugenommen und dadurch auch die Zahl der Bürger im Landkreis, die sie in Anspruch genommen haben; auch die Zahl der angestellten Mitarbeiter ist gestiegen, und zwar gleich um ein Drittel - auf mittlerweile 258 Mitarbeiter, die Vollzeit, Teilzeit oder im Rahmen eines Mini-Jobs angestellt sind.

Die größte Gruppe der Angestellten bei der Caritas waren 2016 erstmals Sozialpädagogen. Drei Viertel der Mitarbeiter arbeiten im pädagogischen Bereich. Zu den regulären Mitarbeitern kommen noch 283 ehrenamtliche Helfer, sie nähmen einen "immer wichtigeren Platz ein", hieß es, unterstützten den Sozialdienst und gäben der Caritas "einen ganz eigenen Charakter." Ihr Schwerpunkt lag im Jahr 2016 in der Arbeit mit Kindern, Menschen mit psychischer Erkrankung und bei der Tafel in Taufkirchen. Insgesamt betreuten im vergangenen Jahr die fest angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den verschiedenen Abteilungen - von der Sozial- und Schuldnerberatung über die Kontaktstelle für Menschen mit Behinderungen, das Mehrgenerationenhaus in Taufkirchen bis zur Kinderburg in Altenerding - 6150 Menschen. 2015 waren es noch 5800.

Die meisten Nutzer sind Senioren, 2160 waren es im vergangenen Jahr, gefolgt von 1035 aus dem Bereich "Kinder, Jugendliche, Familien". Der sozialpsychiatrische Dienst folgt mit 1025 Betreuten auf dem dritten Platz, und in diesem Bereich ist auch ein wichtiges neues Angebot hinzugekommen: der Krisendienst Psychiatrie, der telefonische Beratung in psychischen Ausnahmesituationen bietet. In München gibt es so einen telefonischen Krisendienst schon seit einigen Jahren. Im Dezember 2016 ist er auch in der Region 14 der Caritas, der neben Erding auch die Kreise Ebersberg, Dachau, Fürstenfeldbruch und Freising angehören, eingeführt worden. Der Dienst wird vom Bezirk Oberbayern organisiert, wer die Nummer 0180/655 30 00 wählt, wird an die jeweilige Landkreisstelle vermittelt. Ein Team - immer zwei ausgebildete Kräfte - versucht dann, anhand eines Fragenkataloges die Situation des Hilfesuchenden einzuschätzen und das Problem zu lösen oder verweist auf einen Facharzt. Weil der Dienst täglich von 9 bis 24 Uhr besetzt ist, wurden viele neue Kräfte (auch auf Minijob-Basis) nötig, die im Lauf des vergangenen Jahres auch gewonnen werden konnten. Alfons Kühnstetter, der die sozialpsychiatrischen Dienste der Caritas leitet, freut sich, dass schnelle Hilfe nun durchgängig zu erhalten ist; zuvor sei es "Glückssache" gewesen, die Dienste der Caritas zu erreichen. 90 Prozent der Anrufer komme telefonisch ausreichend Hilfe zu, unnötige stationäre Behandlung werde so vermieden; "das ist letztendlich das Ziel", sagte Kühnstetter.

Ein weiteres neues Angebot, das Kreisgeschäftsführerin Gaab hervorhob, sind die sogenannten AGH-Plätze für Asylbewerber im Sozialkaufhaus Rentabel. Fünf Plätze wurden eingerichtet, Flüchtlinge aus dem Senegal, aus Afghanistan, Nigeria und Eritrea werden 80 Stunden im Monat beschäftigt, können soziale Kontakte knüpfen, die deutsche Arbeitsmoral und Werte kennenlernen, die Sprache üben und können der Eintönigkeit in den Flüchtlingsunterkünften entgehen. Katrin Hartmann, die Rentabel leitet, bedauert, dass das Programm im vergangenen Jahr recht langsam angelaufen ist. Das Landratsamt habe sich mit dem Verteilen der Asylbewerber Zeit gelassen, und dann sei auch noch der Verdienst von 1,05 Euro auf 80 Cent in der Stunde gekürzt worden. Das Programm läuft aus, soll aber mit einem Nachfolgeprogramm, in dem nun zehn Plätze zur Verfügung stehen, weitergehen.

Kreisgeschäftsführerin Barbara Gaab ging am Dienstag auch auf die finanzielle Situation der Caritas ein - und rosig ist sie nicht. Die Gesamtkosten sind angestiegen, auf knapp unter sechs Millionen Euro. Einnahmen erzielt die Caritas zum allergrößten Teil aus Leistungserträgen, etwa durch die Pflegekasse, und Zuschüsse. Einen kleinen Teil machen Spenden und Stiftungsmittel aus sowie Eigenmittel. Ohne diese Eigenmittel geht nichts, wie Barbara Gaab in der Presserunde sagte. Denn weder die Personakosten für Fach- und Verwaltungspersonal noch die Sachkosten könnten durch direkte und indirekte Einnahmen beglichen werden - Spenden, Stiftungen und Sponsoring seien aus diesem Grund überlebensnotwendig.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: