Bockhorn:"Eine vorbildliche Anlage"

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Umweltministerin Ulrike Scharf besucht das Tierheim in Kirchasch, das erst vor einem Jahr den Betrieb aufgenommen hat. Es sorgt für Entlastung in den privaten Pflegestellen des Tierschutzvereins.

Von Sarah Weiss, Bockhorn

"Wo die Tiere vor dem Bau des Tierheims untergebracht waren? Ja das ist eine gute Frage - bei uns zu Hause." Ohne das Gebäude wäre eine fachgerechte Unterbringung nicht mehr zu gewährleisten gewesen, darüber sind sich die Damen des Tierschutzvereins Erding einig. Vorsitzende Christa Manschek muss lachen: "Mein Mann hat das eigentlich ganz gut mitgemacht - außer die Tiere waren im Bett." Trotzdem war die Freude groß als im April vergangenen Jahres das neue Gebäude in Kirchasch eingeweiht werden konnte. "Wir hatten davor an die 25 Jahre lang die Tiere zur Pflege in unseren Häusern."

Staatsministerin Ulrike Scharf zeigt sich bei ihrem Besuch beeindruckt von der Arbeit des Vereins. "Tierschutz ist ein wichtiges Thema meines neuen Ressorts Umwelt und Verbraucherschutz, deswegen freut es mich umso mehr, eine so vorbildliche Anlage in meinem Heimatlandkreis besichtigen zu können." Berührungsängste hat die Ministerin keine. Interessiert betrachtet sie die Katzenräume und nimmt Kaninchen und Meerschweinchen zum Kuscheln auf den Arm. Ihr großer Dank gilt besonders dem Bürgermeister von Fraunberg, Johann Wiesmaier. Er habe es geschafft, alle Gemeinden des Landkreises für eine Kooperation zu gewinnen. Ihr eigenes Ziel sei es nun, sich für eine gleichwertige finanzielle Beteiligung aller Kommunen einzusetzen.

Im Moment sei das Tierheim eher dünn besetzt, sagt Manschek. 70 Tiere sind zur Zeit hier untergebracht. "Die Hochphase beginnt erst wieder mit den Ferien." Ulrike Scharf versucht derweil herauszufinden, welche Tiere sich in den einzelnen Nagetierkäfigen befinden. Die beiden Degos flitzen von links nach rechts und sind daher leicht zu entdecken. Schwieriger wird es bei den Afrikanischen Vielstreifengrasmäusen. "Da muss ich aufgeben, die sind zu gut versteckt in dem ganzen Stroh."

Ministerin mit Meerschweinchen: Ulrike Scharf dankte bei ihrem Besuch auch dem Fraunberger Bürgermeister Hans Wiesmaier. (Foto: Renate Schmidt)

An jedem Käfig hängt ein Zettel mit den wichtigsten Daten der Tiere. Name, Rasse und Geschlecht werden erfasst. Auch ob das Tier ein Fund ist oder abgegeben wurde. Oberste Priorität haben die medizinischen Angaben, besonders die, ob das Tier bereits kastriert ist. Bürgermeister Wiesmaier betont nachdrücklich, dass er in einer strengen Kastrationspolitik den einzig wirksamen Weg sehe, die unkontrollierte Vermehrung vor allem von Katzen einzudämmen.

Katzen machen auch den größten Anteil der Tierheimbewohner aus. In ihren Zimmern faulenzen sie auf Kissen, Kratzbäumen oder Sofas. Einige schauen neugierig durch die Fenster zu den Besuchern und maunzen. Vor jedem Raum stehen frische Schuhe, um ausreichende Hygiene zu gewährleisten. Wie bei den Nagern befinden sich auch an den Türen zu den Katzenzimmern Zettel mit gesundheitlichen Hinweisen zu den Bewohnern. Eine getigerte Katze wurde gerade kastriert, bei einer anderen wird der Durchfall beobachtet. Alles wirkt sehr organisiert und sauber.

Eine in Vollzeit angestellte Tierpflegerin und zwei Halbtagskräfte kümmern sich um die Tiere. Unterstützt werden sie von vier geringfügig Angestellten und ungefähr zehn bis 15 Ehrenamtlichen, sagt Manschek. Der benachbarte Gnadenhof des Münchner Tierschutzvereins unterstütze sie vor allem was die Unterbringung von Hunden angehe, denn für diese haben sie selbst keinen Platz. Die finanziellen Mittel haben für einen zusätzlichen Hundetrakt einfach nicht mehr gereicht.

Christa Manschek wünscht sich Geld, um den Hof pflastern zu können. "Im Winter können wir nicht mal ordentlich Schnee räumen." (Foto: Renate Schmidt)

Auch mit dem Veterinäramt arbeitet der Tierschutzverein eng zusammen. Amtstierarzt Alexander Schmid ist froh, dass der Tierschutz in Deutschland schon weiter ist als in Südeuropa: "Dort werden herrenlose Tiere oftmals immer noch in Tötungsstationen gebracht. Hier versuchen wir die Tiere weiter zu vermitteln und zur Not bleiben sie eben etwas länger im Tierheim." Er sieht sich in seinem Beruf als "Beschützer der Tiere" - auch für die, die in Privathaushalten untergebracht sind. "Die Frage, die ich mir bei meiner Arbeit immer stellen muss, ist: Wird das Tier innerhalb des Tierschutzgesetzes richtig behandelt?"

Eine würde diese Frage mit Sicherheit bejahen: Katze Püppi gehört mehr oder weniger zum Inventar des Tierheims, hört ein bisschen schlecht und streicht den Gästen um die Beine. "Unsere kleine Terroristin", schmunzelt Manschek und nimmt sie auf den Arm.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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