Blutige Auseinandersetzung:Knockout in der Therme

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Nach einer Schlägerei im Umkleidebereich gehen beide Angreifer zu Boden. Ein Urteil wird es erst im Oktober geben

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Es sah aus wie in einer Metzgerei, überall war Blut." Der erste Eindruck, den der Securitymitarbeiter der Erdinger Therme von der Situation im Umkleidebereich hatte, erwies sich zum Glück als nicht ganz richtig. Das Blut stammte wohl überwiegend von einer Platzwunde, die einer der beiden am Boden liegenden jungen Männer erlitten hatte. Vorausgegangen war am Abend des 30. Aprils 2017 eine kurze, aber heftige verbale Auseinandersetzung, die in einer Schlägerei endete. Sicher war nach Ende der Verhandlung gegen zwei 24- und 25-jährige Männer wegen gefährlicher Körperverletzung nur, dass der älterere, etwas kräftigere Angeklagte zuerst mit der Faust zugeschlagen hat. Doch die beiden waren an den Falschen geraten. Der attackierte 30-Jährige war in seiner Jungend aktiver Boxer und hatte auch Kickboxen ausgeübt. Kurze Zeit später lagen beide am Boden. Warum es zum Streit kam, konnte ebenfalls nicht geklärt werden.

Nach den Zeugenaussagen eines Polizisten, zweier Securitymitarbeiter sowie des angegriffenen 30-Jährigen und eines Freundes der zwei Angeklagten, der am Abend mit in der Therme war, waren alle drei seit 19 Uhr dort. Bis 22.30 Uhr hatten alle einiges getrunken und jeder deutlich mehr als ein Promille Alkohol im Blut. Im Umkleidebereich hätten sich dann die beiden Angeklagten etwas lauter gestritten, sagte ihr nicht angeklagter Freund. Von diesem Zeitpunkt an gibt es widersprüchliche Aussagen. Der 30-Jährige sagte, dass der jüngere und kleinere Angeklagte zu seiner Ehefrau, die noch in der offenen Umkleidekabine gewesen sei, gesagt habe, er komme gleich in die Kabine, um mit ihr Sex zu haben. Darauf habe er ihn zu Rede gestellt, dass er so was lassen soll. Doch dann habe sich alles schnell verbal hochgeschaukelt. Als ihm dann der Größere einen Fausthieb ins Gesicht verpasst und der andere ihn am Hals gepackt habe, habe er regiert.

Dem Jüngeren schlug er den rechten Ellbogen ins Gesicht, worauf der ausgeknockt zu Boden ging. Den anderen habe er eine "Rechts-Links-Kombination" mit den Fäusten verpasst, worauf der ebenfalls zu Boden ging. Als er wieder aufstehen wollte, habe er mit einem linken Haken die Auseinandersetzung beendet.

Die beiden Angeklagten beteuerten, seiner Ehefrau keine sexuellen Avancen gemacht zu haben. Sie hätte untereinander nur auf türkisch gestritten, der 30-Jährige hätte wohl gemeint, sie hätten seine Frau angemacht. Dabei wäre diese nur zufällig in der Nähe gewesen. Der 25-Jährige gestand, dass er zum ersten Faustschlag ausgeholt habe. "Als er in Kampfposition ging, habe ich Angst bekommen und reflexartig zugeschlagen." Dann habe der 30-Jährige angegriffen. Sein Freund habe ihn gar nicht angefasst.

Die alarmierte Security konnte beim Ankommen nur noch das Ergebnis der Auseinandersetzung sehen. Vor allem der Jüngere sei noch sehr aggressiv gewesen und habe gebändigt werden müssen. Der 30-Jährig sei im Gegensatz dazu sehr ruhig gewesen. Der Polizei, die mit fünf Einsatzfahrzeugen zur Therme geeilt war, blieb nur die Aufnahme der Personalien und der ersten Aussagen.

Richter Andreas Wassermann bot nach der Beweisaufnahme an, das Verfahren gegen eine Geldauflage von 90 Tagessätzen zu je 15 Euro einzustellen, wenn beide Angeklagten gestehen würden, dass alle so abgelaufen ist, wie im Strafbefehl geschrieben. Doch der jüngere Angeklagte widersprach auf Anraten seines Verteidigers. Da die bei der Auseinandersetzung ebenfalls leicht verletzte Ehefrau wegen ihrer Schwangerschaft weder zum jetzigen Verhandlungstermin noch in nächster Zeit aussagen kann, muss nun die Verhandlung im Oktober mit allen Zeugen komplett neu aufgenommen werden.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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