Beschluss des Stadtrates:Zu gefährlich

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Die Stadt Erding will vier Spuren für die Flughafentangente Ost zwischen den Anschlussstellen Erding Nord und Erding Süd. Neue Verkehrszahlen sollen die Forderung untermauern

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding gibt nicht auf in ihrem Kampf um einen vierspurigen Ausbau der Flughafentangente Ost zwischen den Auffahrten Erding Nord und Erding Süd. OB Max Gotz (CSU) führte am Dienstag einen Beschluss herbei, mit dem der Stadtrat sich für einen vierspurigen anstelle des geplanten dreispurigen Ausbaus ausspricht. Sechs Stadträte von Grünen, ÖDP und Piraten versagten ihm dabei die Gefolgschaft. Die ablehnende Haltung der Stadtratsmehrheit gegenüber dem Entwurf, mit dem das Staatliche Bauamt Freising in das Planfeststellungsverfahren gegangen ist, beruht auf der Annahme, dass zu erwartende Entwicklungen in Erding nicht berücksichtigt worden seien. Zudem lägen dem Entwurf nicht die aktuellsten Verkehrszahlen zu Grunde.

Das Staatliche Bauamt Freising, das den Ausbau der FTO im Auftrag des Freistaates Bayern plant, ist der Auffassung, dass die Verkehrsbelastung in dem 3,85 Kilometer langen Abschnitt zwischen Erding Nord und Erding Süd geringer ist - und auch bleibt - als auf der nördlich sich anschließenden Strecke Richtung Flughafen. Demnach reichen dort drei Spuren, die so angeordnet werden, dass abwechselnd in beiden Richtungen überholt werden kann. Als Grundlage dient dem Staatlichen Bauamt ein Verkehrsgutachten des Professors Harald Kurzak aus dem Jahr 2012. Ihm zufolge ist im Jahr 2030 nördlich der Anschlussstelle Erding-Nord mit 32 500 Fahrzeugen pro Tag zu rechnen sein und zwischen Erding-Nord und Erding Süd etwa dreißig Prozent weniger.

Hier setzt die Kritik der Stadt Erding an: Wie OB Max Gotz (CSU) am Dienstag in der Stadtratssitzung sagte, ist er überzeugt davon, dass aktuelle Entwicklungen in diesem Gutachten nicht berücksichtigt seien. Die Verwaltung nennt in ihrer Vorlage unter anderem den Ausbau der Therme mit einem geschätzten Verkehrsaufkommen von bis zu 5500 Autos am Tag. Die Zahl der Arbeitnehmer werde sich dort verdoppeln, die Zahl der Besucher weiter ansteigen. Ein weiterer Trend ist demnach eine Erhöhung des Pendlerverkehrs zwischen Flughafen und Erding. Auch die künftigen Entwicklungen auf dem Fliegerhorst und im Gewerbegebiet Erding West seien nicht richtig in dem Gutachten abgebildet. Die Stadt rät dem Bauamt daher dazu, eine Verkehrsprognose heranzuziehen, die die Stadt selbst im Zuge ihrer Fortschreibung des Flächennutzungsplans für die Gesamtstadt Erding in Auftrag gegeben hat. Sie ist 2014 fertig geworden. Belastbare Zahlen für die FTO gibt es in dem Gutachten zwar nicht, wie Stadtpressesprecher Christian Wanniger sagte, aber Zahlen für die Anbindungen an die FTO.

Mühelos trugen die Stadträte am Dienstag Argumente für einen vierspurigen Ausbau zusammen. So ließe sich mit vier Spuren die Verkehrssicherheit stark verbessern. Die FTO habe die Bedeutung einer Autobahn, hieß es weiter, denn sie verbinde zwei Autobahnen - die A 94 und die A 92 -, weswegen sie schon immer zu klein konzipiert gewesen sei. Zudem habe die A 94 noch nicht ihre gesamte verkehrliche Wirksamkeit erreicht. Der CSU-Sprecher und frühere Landtagsabgeordnete Jakob Mittermeier bereicherte die Diskussion mit seinen Erinnerungen, denen zufolge westlich des Flughafens überhaupt keine verkehrliche Anbindung geplant gewesen sei. Es sei ein Kampf gewesen, und der Fehler der zu geringen Dimensionierung würde jetzt wiederholt werden. "Drei Spuren reichen auf Dauer nicht aus." Auch Petra Bauernfeind sieht das so: Der dreispurige Abschnitt wirke wie ein Nadelöhr, sagte sie. Horst Schmidt vertrat für die SPD die Auffassung, "man müsste den Planern den Plan um die Ohren hauen". Er plädierte für einen vierspurigen Ausbau.

Es gibt im Erdinger Stadtrat aber auch andere Haltungen. Für die ÖDP kritisierte Stefan Treffler, dass die Chance vertan werde, über Alternativen zum Verkehrswachstum nachzudenken. "Wir steuern auf chaotischen Verhältnisse in 50 oder 90 Jahren zu." Er kritisierte, dass man versuche, "den Verkehrsprognosen gerecht zu werden und nicht dagegen anzukämpfen". Für die Grünen sagte Günther Kuhn, sie seien nicht der Meinung, dass dem Verkehr nicht mit "immer noch mehr Straßen" begegnet werden müsse.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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