Bayerischer Dreiklang: Kirche - Schule - Wirtshaus:Unterm Storchennest

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Vor 50 Jahren wurde das neue Schulhaus in Langengeisling bezogen. Zum Jubiläum kamen zahlreiche ehemalige Schüler - unter anderem Hans Zehetmair.

Antonia Steiger

Es wird saniert, erweitert und angebaut in und an den Erdinger Grundschulen. Ist alles fertig, wird gefeiert. In Klettham, am Grünen Markt und in Altenerding wurde und wird gearbeitet. Auch die Langengeislinger Schule bekam einen Neubau - vor 50Jahren. Das war der heutigen Schule um Rektorin Hannelore Hauser nun eine Feier wert mit sechs Grußworten, einem Gedicht und einer Festansprache.

Es muss eine schöne Zeit gewesen sein - damals. Als man bei Frau Schiele mit mehr als fünfzig Schülern in einer Klasse saß. Als es noch mit dem Deckel der Griffelschachtel etwas auf die Finger gab, wenn man zu viel geschwätzt hatte. Und als das Klosett im Klassenzimmer stand - letzteres wurde mit dem Neubau abgeschafft.

Manch einen Langengeislinger hat diese Schule nie ganz losgelassen. Er wurde selber Lehrer: Paul Hilger (Grundschule Eitting), Ludwig Kirmair (Mädchenrealschule Heilig Blut) und Josef Biller (Berufsschule und FOS/BOS) haben es sogar zu Schulleitern gebracht. Und Hans Zehetmaier als bayerischer Kultusminister zum Leiter aller Schulleiter.

Alle waren sie zur Feier gekommen, um sich gemeinsam zu erinnern und ein paar Anekdoten zu erzählen. Und um die Schüler und Lehrer des Jahres 2011 teilhaben zu lassen an ihren Erkenntnissen, dass es ohne Laptop, ohne Intensivierungsstunden und ohne umfassende Testverfahren für angehende Erstklässler auch gegangen sei.

Einen klugen Rat hatte Zehetmair parat für die Lehrer, die heute meinen, es bliebe im Schulalltag zu wenig Zeit, um einmal innezuhalten: "Streichen Sie einfach was raus aus Ihrem Lehrplan", sprach gut gelaunt der frühere Kultusminister. Die Lehrer sollten nicht immer nach dem "Gebetbuch des Ministeriums schielen", sondern lieber die Kinder und ihre Familien im Auge haben.

In der Langengeislinger Schulturnhalle haben aber nicht nur erwachsene Männer geredet. Es haben auch viele Langengeislinger Kinder gesungen - in T-Shirts mit dem Storch auf der Brust, der alljährlich das Dach des benachbarten Gasthauses Pfanzelt als Quartier wählt.

Es sei der bayerische Dreiklang "Kirche - Wirtshaus - Schule", der in Langengeisling noch erklinge, hatte Bürgermeister Max Gotz gesagt, der wie immer gut gekleidet erschienen war. Dies hatten die Langengeislinger Viertklässler in ihrer Begrüßung ausdrücklich erwähnt.

Der Kinderchor brachte vorzugsweise modernes Liedgut zu Gehör. Bei dem Schlusslied "Marmor, Stein und Eisen bricht" hatte auch Josef Biller wieder zu alter Sicherheit zurückgefunden, die ihm kurzfristig abhanden gekommen war, als er mit Ludwig Kirmair - wie vor 50 Jahren - auf Blockflöten ein Menuett vortragen sollte.Antonia Steiger

© SZ vom 04.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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