Auszeichnung:Integration und Information

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"Wir freuen uns natürlich sehr über die Auszeichnung", sagt Katharina Gaigl vom Taufkirchener Mehrgenerationenhaus in Taufkirchen. (Foto: Renate Schmidt)

Das Mehrgenerationenhaus Taufkirchen erhält den Demografiepreis 2018

Von Sophia Belliveau

TaufkirchenJeder Mensch soll in Deutschland die Möglichkeit haben, an der Gesellschaft teilzunehmen. Vielen bleibt das jedoch verwehrt, entweder weil sie nicht können oder weil sie sich nicht trauen. Das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Taufkirchen bemüht sich, den Stimmlosen eine Plattform zu bieten, auf der sie anderen ihre Erfahrungen und Probleme schildern können. Für seine Arbeit hat es den Demografiepreis des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erhalten, der am 4. Juni von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in Berlin verliehen wird.

Das MGH Taufkirchen bewarb sich in der Kategorie Partizipationsprozesse, in der es vor allem darum geht, wie Mehrgenerationenhäuser vor Ort mit demografischen Problemen in der Gesellschaft umgehen. "Wir freuen uns natürlich sehr über die Auszeichnung", sagt Katharina Gaigl vom Taufkirchner Mehrgenerationenhaus. Ausschlaggebend für den Erhalt des Preises waren die vielfältigen Integrations- und Informationsangebote des Hauses, die von vielen Bürgern genutzt werden. Laut Gaigl gibt es eine "gute Mischung aus Flüchtlingen, Helfern, Senioren und anderen", die das MGH besuchen. Das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus sieht vor, dass bis 2020 bundesweit 540 solcher Einrichtungen gefördert werden. So möchte das Bundesfamilienministerium verhindern, dass der demografische Wandel die Gesellschaft spaltet und manche Gruppen isoliert.

Im Umgang mit bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Behinderten oder Flüchtlingen "gibt es häufig Berührungsängste", sagt Katharina Gaigl. Diese möchte die Einrichtung in Taufkirchen durch ihre Arbeit abbauen. Migranten, Menschen mit Behinderung, Senioren und Demenzkranke können sich bei Programmen wie den Taufkirchner Begegnungen mit Außenstehenden austauschen, ohne Vorurteilen gegenübertreten zu müssen. Hierbei soll allen Beteiligten die Angst genommen werden, offen über Dinge zu sprechen, die sie betreffen oder interessieren. Auch Familienmitgliedern von Menschen mit Demenz oder Behinderung wird damit geholfen: "Vor allem in diesen Fällen schämen sich auch Angehörige für ungewöhnliche Verhaltensweisen", erklärt Gaigl. Durch die Begegnungsabende werden Barrieren abgebaut und Stigmata beseitigt.

Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Taufkirchen ermöglicht es dem Mehrgenerationenhaus, vielerorts Aufklärungsarbeit zu betreiben. "Alle Schulen der Gemeinde stehen mit dem MGH in Kontakt, um ihren Schülerinnen und Schülern die Hemmungen im Umgang mit alten Menschen zu nehmen", sagt Gaigl. Durch Treffen und Erfahrungsberichte aus erster Hand könnten diese am besten überwunden werden. Auch das Taufkirchner Gemeindeblatt bietet einige Male im Jahr eine Serie an, in der Flüchtlinge, Rollstuhlfahrer oder Blinde über ihr Leben und eventuelle Schwierigkeiten im Alltag berichten können.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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