Amtsgericht:Attacken mit Nudelholz und Schuhen

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Bei einer Auseinandersetzung in einer Asylbewerberunterkunft wird eine Helferin angegriffen

Von Thomas Daller, Erding

Bei einer Auseinandersetzung in einer Asylbewerberunterkunft in Langenpreising hat eine 26-jährige Äthiopierin eine 68-jährige Rentnerin mit einem schweren Nudelholz angegriffen, die sich im Helferkreis engagiert. Tags darauf soll sie auch noch einen Schützling der Rentnerin mit Schuhen beworfen und getroffen haben. Für beide Taten wurde die 26-Jährige vom Amtsgericht wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und vorsätzlicher Körperverletzung zu sieben Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Die Auseinandersetzungen schwelten bereits geraume Zeit. In der Unterkunft waren zuerst nur die Äthiopierin mit ihrem Mann aus Eritrea und ihrem Kind untergebracht, dann kam eine Familie aus Somalia hinzu und dann noch eine Familie aus Eritrea. Die beiden Familien aus Eritrea verbündeten sich gegen die Somalier und mobbten sie nach Zeugenaussagen. Hinzu kam, dass es sich die erste Familie mit dem Helferkreis verscherzt hatte, der auseinander gebrochen war und von den nur noch zwei Frauen übrig geblieben waren. "Entweder sie nutzen einen aus oder haben andere Interessen, als sich zu integrieren. Dafür gebe ich meine Zeit nicht mehr her", sagte die zweite Helferin, die zusammen mit der Rentnerin Bewohner in der Unterkunft betreute. Aus diesem Grund hatten sie die anfängliche Unterstützung für die äthiopisch-eritreische Familie zurückgefahren und stattdessen die Familie aus Somalia stärker unterstützt.

Die Rentnerin hatte zusammen mit ihrer 52-jährigen Bekannten die somalische Familie am Abend des 19. Mai vergangenen Jahres in der Unterkunft aufgesucht, um Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Danach gingen die beiden Frauen mit dem Mann nach unten, weil sie ihm bei einem Problem mit seinem Fahrrad helfen wollten. Plötzlich hörten sie die Schreie der Somalierin aus der Küche, die dort das Geschirr abspülte. Die beiden Eritreerinnen hatten die Somalierin am Schal gepackt, gewürgt und geschlagen. Alle drei liefen nach oben, trennten die Schlägerei und brachten die somalische Familie in deren Zimmer unter. Die beiden Helferinnen blockierten den Türrahmen, damit niemand ins Zimmer gehen konnte. Einer der beiden Eritreer soll dennoch versucht haben, den Somalier zu treten, außerdem bespuckte er ihn. Plötzlich kam die Angeklagte wütend mit einem schweren Nudelholz angestürmt und versuchte, die Rentnerin zu schlagen. Die zweite Helferin und einer der beiden Eritreer konnten den Schlag im letzten Moment abwehren: "Sonst säße ich heute wohl nicht mehr hier", sagte die Rentnerin. "Du bist schuld, du bist das Problem", habe die Äthiopierin bei der Attacke gerufen. Die beiden Helferinnen riefen die Polizei und die Familie aus Somalia kam in der Nacht im nahegelegenen Haus der Rentnerin unter. "In der Unterkunft hätte es sonst Mord und Totschlag gegeben", sagte die befreundete Helferin vor Gericht als Zeugin aus.

Als der Somalier am nächsten Tag zusammen mit der Rentnerin Kleidung und ein paar Lebensmittel aus der Unterkunft holen wollte, rastete die Äthiopierin erneut aus. Sie bewarf ihn mit Schuhen und traf ihn im Gesicht und am Rücken. Auch dieser Vorfall wurde bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

Vor Gericht schilderten die Helferinnen und die Somalier den Vorfall sachlich und ohne Belastungseifer. Die beiden eritreischen Familien gaben hingegen an, sie hätten weder ein Nudelholz gesehen, noch dass Schuhe geworfen wurden.

Staatsanwalt Zimmermann sah die Beweislage als gegeben an, er forderte ein Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Rechtsanwalt Tomas Hacker konstruierte eine Verschwörungstheorie und forderte Freispruch für seine Mandantin. Richter Andreas Wassermann fand sieben Monate angemessen, da der Angriff mit dem Nudelholz unterbunden wurde und das zweite Opfer von den Schuhen keinen sichtbaren Schaden davon getragen hatte. Es sei ein minder schwerer Fall.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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