Einsatz für Obdachlose:"Wir sind ihm dankbar"

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Chefredaktion und Verkäufer der Obdachlosen-Zeitung "Biss" (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) haben einen Mäzen verloren.

Von Monika Maier-Albang

Als sie es erfuhr, am Freitagmorgen, hätte sie "heulen können", sagt Eleni Adamidu. Doch dann bleibt keine Zeit für Gefühle, weil das Telefon unentwegt klingelt.

Die Chefredakteurin von Biss musste Fragen beantworten - von Fernsehteams, Rundfunkreportern und ihren Zeitungsverkäufern. Wie Rudolph Moshammer gestorben sei, wollen sie wissen. Dass er tot ist, hat sich schnell herumgesprochen auf der Straße.

Die "Moshammer-Zeitung"

Moshammer war der prominenteste Unterstützer der Münchner Obdachlosenzeitschrift Biss. Er hat in einem Kinospot etwas pathetisch Tauben für sie fliegen lassen, hat sein Gesicht für das Cover hergegeben, hat in Talkshows dafür geworben.

"Seinen ganzen Nimbus hat er für uns eingesetzt", sagt Eleni Adamidu. So sehr haben die Münchner Moshammer und die Zeitschrift "Bürger in sozialen Schwierigkeiten" zusammengebracht, dass so mancher Verkäufer schon nach der "Moshammer-Zeitung" gefragt wurde.

1997 erzählte Moshammer in einem Biss-Interview, warum er sich für Obdachlose engagiert: Sein Vater war erfolgreicher Geschäftsmann, stürzte ab, wurde Alkoholiker, starb auf der Straße. Wann immer Moshammer in die Redaktion gekommen sei, sagt Eleni Adamidu, "hat man gemerkt, dass er wusste, was Sache ist". Und was hilft. Geld.

Gänsebraten, Geschirr und Kaffeemaschine

Moshammer übernahm eine Patenschaft für drei Biss-Verkäufer. 5000 Euro ließ er sich das pro Jahr und Nase kosten. Für Biss bezahlte Moshammer Betriebsausflüge oder den Fußboden in den neuen Räume an der Metzstraße.

Nicht irgendein billiges PVC kaufte er, sondern Parkett. "Weil er Sinn für Schönes hatte", sagt Adamidu "sollten auch wir nicht in einem Loch sitzen". Verkäufer erzählen, dass er ihnen manchmal einfach so, im Vorübergehen, einen "Fuffi" zusteckte.

Er gründete den Verein "Licht für Menschen ohne Obdach", brachte der evangelischen Teestube "komm" Geschenke zu Weihnachten und Gänsebraten zu Neujahr, besorgte Geschirr für die Obdachlosen von St. Bonifaz.

Dort hat ihn der Benediktiner Emanuel Rotter kennen- und schätzen gelernt. "Auch wenn man es nicht denkt", sagt Rotter, "er war ein tief gläubiger Mensch". Einer, der innerlich verletzt gewesen sei, der es aber ernst meinte mit der Hilfe. Der bei den Obdachlosen vorbeischaute, um eine neue Kaffeemaschine zu bringen - ab und zu auch ohne Presserummel.

Luxus und Almosen - eine komische Kombination

Wo man sich auch umhört in der Obdachlosenszene - die Anteilnahme ist echt. "Wir werden ihn nicht nur als Unterstützer vermissen, sondern auch als Mensch", sagt Anton Auer von der Teestube "komm".

Viele Biss-Verkäufer loben an diesem Tag Moshammer in höchsten Tönen. Aber es gibt auch solche, die verhalten reagieren. Einer steht in der Fußgängerzone, will seinen Namen nicht nennen. Er habe sich immer gewundert, sagt er, wie Moshammer das zusammenbringt - in Luxus zu leben und "Almosen" zu geben. Jeder Promi, der sich sozial engagiert, profitiere ja letztlich auch davon.

Und wenn schon, sagt Biss-Chefredakteurin Adamidu. Wichtig sei doch nur, dass einer hilft. "Dafür sind wir ihm dankbar."

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