Seniorenheim Markt Schwaben:Heimbeirat fordert Aufklärung

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Nach den Vorwürfen gegen das Awo-Seniorenheim hofft der Vertreter der Bewohner auf Hilfe der Anwohner.

Karin Kampwerth

Nach dem Bekanntwerden von Missständen im Markt Schwabener Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) fordert der Heimbeirat nun die vollständige Aufklärung aller Vorwürfe, mit denen eine Mitarbeiterin die Einrichtung an der Trappentreustraße belastet hat. Nachdem am Montag bei einer Pressekonferenz Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Schindele und Hausleiter Rüdiger Schäfer die vorgeworfenen Missstände nur in Teilen eingeräumt hatten, will der Heimbeirat nun auch eine Untersuchung der anderen Anschuldigungen. Das erklärte der Heimbeiratsvorsitzende Rolf Jorga am Mittwoch nach einer Sondersitzung des Gremiums.

Der Heimbeirat forder Aufklärung: Was ist dran an den schweren Vorwürfen gegen Mitarbeiter einer Awo-Einrichtung? . (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Wir haben einen Verpflichtung nicht nur den Bewohnern und Angehörigen gegenüber, sondern auch gegenüber der Öffentlichkeit", sagte Jorga. Überprüft werden müsse bei den Vorwürfen, die Anfang Oktober anonym an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) gerichtet worden sind, auch deren strafrechtliche Relevanz. Der Heimbeirat benötigt dazu die Unterstützung von Angehörigen. "Ich hoffe, die Angehörigen gehen auf uns zu", sagt Jorga.

Geklärt werden soll dabei auch die Motivation für das entwürdigende Verhalten von einzelnen Pflegekräften den Bewohnern gegenüber. Die anonyme Mitarbeiterin des Seniorenheims hatte unter anderem berichtet, dass alte Menschen im Wohnbereich II der Einrichtung unpassend gekleidet wären, dass ihnen Nahrung in rasender Geschwindigkeit und teilweise unter Drohungen eingegeben würde, sie mitunter morgens stundenlang auf Pflege warten müssten und am Nachmittag bereits von 15 Uhr an ins Bett gebracht würden. Ebenso hatte die Mitarbeiterin Vorfälle geschildert, wonach Bewohnern in Notsituationen Hilfe von Pflegekräften verweigert worden war, etwa weil diese gerade in einer Rauchpause waren.

Jorga betont zugleich, dass von den nun öffentlich gewordenen Missständen nicht nur die Markt Schwabener Einrichtung betroffen sei. "Ich habe ähnliche Signale auch aus anderen Heimen gehört."

Deshalb sei es auch nicht nur für Markt Schwaben symptomatisch, dass vieles unter den Tisch gekehrt werde.

Weil er zugleich Ortsvorsitzender und stellvertretender Kreisvorsitzender der Senioren-Union ist, will er das Thema auch politisch aufs Tapet bringen. Vor allem die chronische personelle Unterbesetzung in den Seniorenheimen soll dabei im Mittelpunkt stehen. So lange Einrichtungsträger jedoch ihre Versorgungsverträge mit den Krankenkassen nicht kündigten, weil sie ihren Pflegeauftrag nicht mehr erfüllen können, wird sich wenig ändern, kritisiert Jorga.

Deshalb stimmt es wenig verwunderlich, dass in zahlreichen Online-Foren wie auch auf der Markt Schwabener Facebookseite die Missstände diskutiert werden und Internetnutzer über ihre Erfahrungen berichten. "Es gibt einiges an Bestätigung", fasst Jorga die Kommentare zusammen.

© SZ vom 11.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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