Schwere Vorwürfe einer jungen Frau:Vater soll Tochter jahrelang missbraucht haben

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Anklage legt Arbeiter 200 Fälle von Inzest zur Last - 46-Jähriger streitet vor dem Landgericht alles ab

Andreas Salch

Zweihundert Fälle von Inzest legt die Staatsanwaltschaft einem 46-jährigen Arbeiter aus einer Gemeinde aus dem Landkreissüden zur Last, der sich seit Donnerstag vor dem Landgericht München II verantworten muss. Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich um die 23-jährige Tochter des Angeklagten aus erster Ehe. Zu den sexuellen Übergriffen soll es von 2002 an gekommen sein, als das Mädchen 14 war.

Bis 2006 soll der Angeklagte seine Tochter regelmäßig missbraucht haben. Für die Übergriffe gab er ihr angeblich Geld. Damit das Mädchen schweigt, soll er sie aber auch mit dem Tod bedroht haben. Den Ermittlungen zufolge kam es zu den sexuellen Übergriffen entweder in einem Gartenhäuschen auf dem Grundstück des 46-Jährigen oder aber in dessen Haus - auf einer Couch im Wohnzimmer, im Bad und im Ehebett.

Erst im vergangenen Jahr war die 23-Jährige zur Polizei gegangen und hatte Anzeige erstattet. Sie tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Ihr Anwältin sagte am Rande des Prozesses, ihre Mandantin habe zuvor nicht die Kraft gefunden, zur Polizei zu gehen.

Selten sieht man einen Mann vor Gericht so weinen, wie zum Prozessauftakt den Angeklagten aus der kleinen Gemeinde, dem vorgeworfen wird, er habe seine Tochter missbraucht. Seit sich herumgesprochen habe, was er getan haben soll, werde ein Haberfeldtreiben gegen ihn an seinem Wohnort veranstaltet, berichtete der Arbeiter. Zumindest empfinde er dies so, sagte er. Es sei wie bei einem "Spießrutenlauf", wenn er vor die Tür gehe. "Die Welt ist so krank", schluchzte der 46-Jährige und wischte sich die Tränen, die ihm über beide Wangen liefen aus dem Gesicht. "Ich hab' kein Vertrauen mehr in die Menschen. Ich kann nicht mal mehr aus dem Haus."

Wenn etwas vorgefallen sei, dann solle er jetzt damit rauskommen, riet der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann dem Arbeiter. "Nicht ein Mal war was", erwiderte der aufgebracht und begann erneut zu weinen. Nachdem seine Tochter zur Polizei gegangen war, wurde der 46-Jährige Ende Juni vorigen Jahres festgenommen und kam für vier Monate in Untersuchungshaft in die Justizvollzugsanstalt in München-Stadelheim. Auch der "Kraillinger Kindsmörder" sei zu jener Zeit dort gewesen. "Wenn ich den gesehen hätte, hätte ich dem was angetan", sagte der 46-Jähriger mit Tränen in den Augen.

Wenn er seiner Tochter angeblich nichts getan habe, warum erhebt diese dann solch schwer wiegende Vorwürfe, wollte Richter Ottmann vom Angeklagten wissen. Eigentlich sei das Verhältnis zu seiner Tochter "super" gewesen, antwortete der lediglich. Das Mädchen war im Alter von elf Jahren zu ihm gezogen, weil seine leibliche Mutter nicht mehr mit ihr zurecht kam. Ja, seine zweite Frau habe seine Tochter oft geschimpft, sagte der Angeklagte dann. Sie habe deren "Schlampigkeit" nicht akzeptiert. Im Herbst 2008 hatte sie die junge Frau schließlich aus dem Haus geworfen. Sie soll ständig geklaut haben.

Im Januar 2011 soll die 23-Jährige zu ihrem Vater während eines Telefongesprächs angeblich gesagt haben: "Papa Du weißt schon, was Du mir angetan hast." Eine Zeugin, die das Gespräch mithörte, gab später bei der Polizei an, der 46-Jährige habe darauf erwidert: "Es tut mir leid." Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 22.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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