Rätselraten um Standort:Alter Schwede

Lesezeit: 2 min

Haarer Landtagsabgeordneter bringt Forstinning als Standort für Ikea ins Spiel - aus Versehen

Karin Kampwerth

Der CSU-Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch schlägt Forstinning als Standort für Ikea vor. (Foto: Claus Schunk +49 1716039668)

Schon ging die Phantasie mit dem einen oder anderen durch und galoppierte wie ein Elch durch die Semptauen. Midsommar, Billy, Köttbullar - wenn der Haarer Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch (CSU) entscheiden dürfte, könnte Forstinnings Gewerbegebiet Schwaberwegen an der A94 zu einer Schweden-Enklave werden. Am Rande einer Podiumsdiskussion des Bundes der Selbständigen in Feldkirchen kündigte Weidenbusch einen Bürgerentscheid an, um die dortige Ansiedlung des Möbelhauses Ikea zu verhindern. Stattdessen sei die "gelbblaue Wellblechgarage", wie der CSU-Abgeordnete die ikeatypischen Baukörper zu nennen pflegt, besser in Forstinning aufgehoben. Möglich, dass sich Weidenbusch von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf inspirieren ließ. Wie sang doch die sympathische Göre aus der Villa Kunterbunt: "Ich mach' mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt". Doch nicht jeder Schwedenexport ist so willkommen.

"Ich weiß nullkommanullnichtsgarnichts", kommentiert Forstinnings Bürgermeister Arnold Schmidt beinahe schnappatmig das öffentliche Gedankenspiel seines Haarer Parteifreundes. "Wo sollte das überhaupt stehen?" Schließlich gebe es in Schwaberwegen keine einzige freie Gewerbefläche mehr. Und vis-à-vis geht's direkt ins Moos. Außerdem ist die nächste Wohnbebauung auch nicht weit entfernt. Deshalb, so vermutet Forstinnings Bürgermeister, könne es sich bei Weidenbuschs Vorschlag nur um ein nicht ernst gemeintes Missverständnis handeln. "So etwas wäre bei uns auch nicht unumstritten", sagt Schmidt.

Forstinnings Bürgermeister Arnold Schmidt ist vom Vorschlag seines Parteifreundes Weidenbusch nicht begeistert. (Foto: privat)

Alleine das mit einem solchen Vorhaben verbundene nochmals erhöhte Verkehrsaufkommen würde dem ohnehin schon großen Protest der Anwohner wohl die Krone aufsetzen. Ganz zu schweigen von dem Gedanken an die vielen Firmen und Outlets, die sich um die bereits bestehenden Ikea-Häuser in Brunnthal und Eching angesiedelt haben. So oder so, der schwedische Möbelhändler wäre in Schwaberwegen nicht gern gesehen. "Vielleicht meinte er ja Anzing? Oder Pastetten", spekuliert Schmidt. Da würden neue Gewerbeflächen ausgewiesen.

Ernst Weidenbusch selbst winkt inzwischen ab. So genau habe er das gar nicht genommen, als er während der Podiumsdiskussion Forstinning als Ikea-Standort ins Gespräch gebracht habe. "Mir fiel außer der Ausfahrt Forstinning nichts Konkretes an der A94 ein", sagt Weidenbusch. Allerdings hält der CSU-Politiker daran fest, dass für ein drittes Münchner Ikea-Haus ein Standort entlang der Passauer Autobahn ideal wäre, auch wenn Forstinning aus Platzgründen ausscheidet. "Da draußen wird sich schon eine Kommune finden, die glücklich darüber wäre", ist er überzeugt. Die Gegend sei in etwa genau so weit von der Landeshauptstadt weg, wie das erste Haus in Eching. "Das ist ganz gelungen", sagt Weidenbusch - allerdings nur in Bezug auf die Entfernung. "Meine Abneigung gegen die gelbblauen Wellblechgaragen gilt grundsätzlich", unterstreicht der Haarer Landtagsabgeordnete. Von daher habe er auch Verständnis für jeden Widerstand, der sich gegen die Ansiedlung von Ikea bildet.

© SZ vom 25.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: