Neue Idee:Bypass durch die Dörfer

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In Kirchseeon wird überlegt, ob man den Verkehr während der Sperrung der B 304 über Ilching und Riedering umleiten kann. Straßenbauamt und Anwohner sind skeptisch

Von Wieland Bögel

Nur noch knapp vier Wochen, dann wird die B 304 in der Marktgemeinde gesperrt. Zunächst einspurig, von September an dann komplett. Nun hat Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) einen Vorschlag gemacht, wie man die Folgen dieser Sperrung für die Pendler abmildern kann: eine Umleitung durch die Ortschaften im Süden.

Bisher ist vorgesehen, dass wer zwischen 31. Juli und 6. September auf der B 304 unterwegs ist, einen weiten Umweg fahren muss. Während der Teilsperrung im August soll der Verkehr Richtung München von Ebersberg über Schwaberwegen, Anzing und Zorneding geleitet werden. In der ersten September-Woche, wenn die B 304 komplett gesperrt ist, gibt es eine Umleitung in beide Richtungen über Grafing, Glonn, Oberpframmern und die Umfahrung in Zorneding.

Dass dieser weite Umweg den wenigsten Autofahrern gefallen wird, ist sicher. Ebenso sicher ist für Bürgermeister Ockel auch, dass sich einige von ihnen einen anderen Weg suchen werden, um die sehr weiträumigen Umleitungen abzukürzen. Besonders die Ortskundigen würden wohl eher durch Riedering und Ilching fahren statt über Schwaberwegen oder Glonn, meinte Ockel nun im Gemeinderat. Zwar ist die Durchfahrt durch die Ortschaften in der Früh gesperrt, Ockel bezweifelte allerdings, dass sich während der Bauarbeiten auf der B 304 alle daran halten werden. Er schlug deshalb vor, die Sperrung für fünf Wochen aufzuheben. Da man das Durchfahrtsverbot ohnehin nur wegen des Schulweges erlassen habe und die Bauarbeiten in den Ferien stattfinden, sei das kein Problem, sagte Ockel.

Allerdings will man die kurze Umleitung über die Dörfer auf jeden Fall in geregelte Bahnen lenken. Das, erklärte Ockel, könne mit einem Einbahnstraßenring erreicht werden. So würde der Verkehr zwischen Eglharting und Kirchseeon über Riedering, jener in Gegenrichtung durch Ilching verlaufen. Einen Beschluss oder auch nur eine Absichtserklärung zum Umleitungsring gab es im Gemeinderat nicht. Zuerst sollen die Fraktionen über den Vorschlag beraten, auch will die Verwaltung klären, ob und wie eine Umleitung Richtung Süden möglich ist.

Beim Staatlichen Bauamt in Rosenheim hält man sich mit einer Bewertung der Kirchseeoner Umleitungspläne noch zurück. Die Sache sei "sehr komplex", meint der für Straßenbau zuständige Bereichsleiter Claus-Peter Olk. Dennoch habe er einige Bedenken, was einen Bypass durch die beiden Orte betrifft. Die sehr schmalen Straßen seien sicherlich nicht dafür ausgelegt, den gesamten Berufsverkehr der B 304 aufzunehmen. Sinnvoller sei es, den Verkehr "frühzeitig abzuleiten", eben in Zorneding und Ebersberg.

Auch die potenziell betroffenen Anwohner sind nicht unbedingt begeistert. Bereits im Gemeinderat äußerte Zweite Bürgermeisterin Barbara Burgmayr-Weigt (CSU), die in Ilching wohnt, Bedenken. Es müsse sichergestellt sein, dass es zu keiner Behinderung der Landwirte komme, forderte Burgmayr-Weigt. Diesen sei nicht zuzumuten, ausgerechnet in der Haupterntezeit lange Umwege wegen der Einbahnregelung fahren zu müssen, erklärte sie auf Nachfrage. Etwas gelassener sieht Andreas Scherer, CSU-Gemeinderat aus Ilching und Vorsitzender des Vereins "Schutz des Kirchseeoner Südens", die geplante Umleitung: "Ich bin gerne bereit, ein gewisses Opfer zu bringen, wenn es Verbesserungen bringt." Er stellt aber auch klar, dass der Bypass durch die Ortschaften kein Ersatz für die großräumige Umleitung sein soll. Es gehe hauptsächlich um den "Ziel- und Quellverkehr" in Kirchseeon und Umgebung; wer von Ebersberg oder Vaterstetten kommt, sollte die andere Umleitung nehmen, findet Scherer. Das sagt auch Burgmayr-Weigt: "Wenn da dann jeden Tag 40 oder 50 Autos mehr fahren, das wäre schon tragbar - aber nicht 400 oder 500."

Wie es mit dem Vorschlag der kurzen Umleitung weiter geht, entscheidet sich wohl noch in dieser Woche, wenn Gespräche zwischen Gemeinde und Straßenbauamt abgeschlossen sind.

© SZ vom 02.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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