"Massiver Landschaftsverbrauch":Mehr als nur ein Schlenker

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Jetzt wird sichtbar, wovor die Gegner immer gewarnt haben: Bei Haging wird eine weitgehend neue Straße gebaut.

Lars Brunckhorst

Neubau oder Ausbau? Der jahrzehntelang Streit um die Kreisstraße EBE9 war immer auch ein Streit um Worte. Während die Gegner des Projekts vorzugsweise von der Haginger Umgehung sprachen, taten die Befürworter desselbigen stets so, als gehe es nur um die Begradigung einer gefährlichen Kurvenstrecke.

Die Kreisstraße von Grafing nach Jakobneuharting werde keinesfalls zu einer überdimensionierten Schnellstraße, beteuerte etwa der CSU-Kreisrat Martin Lechner, nachdem der Kreistag vor zwei Jahren endlich den Bau beschlossen hatte. Die EBE9, die sich oberhalb von Haging an einem Hang entlang schlängelt, werde lediglich an zwei Stellen begradigt. Ansonsten folge die geplante neue Straße dem alten Verlauf. "Abgesehen von einem Schlenker bei Katzenreuth bleibt die Straße auf der alten Trasse", so Lechner damals an die Adresse der Grünen.

Mittlerweile wird seit April gebaut und die Realität sieht dann doch ein bisschen anders aus: Über weite Strecken verläuft parallel zu der alten Straße am Hang eine neue Trasse. Von landschaftsschonendem Straßenbau könne keine Rede sein, findet Grünen-Kreisrat Franz Greithanner. Zusammen mit seinem Kreistagskollegen Benedikt Mayer hat er für die Internetseite der Grünen den Eingriff in die Landschaft fotografiert unter dem Motto: "So wird Landschaft zerstört und Geld verbuddelt." Zum Vergleich haben Grünen-Politiker Fotos von der alten Kreisstraße gestellt (www.gruene-ebe.de).

Die Grünen kritisieren nicht nur den Landschaftsverbrauch. Sie fürchten auch, dass durch die Begradigung schneller gefahren wird und mehr schwere Unfälle zu befürchten sind. Die notwendige Instandsetzung, so Greithanner, hätte schonender für die Landschaft und mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand erfolgen können. Allein die Mehrkosten für den Kreisverkehr an der Abzweigung nach Tegernau - "ein Ungetüm" - dürften nach Ansicht der Grünen 150000 Euro betragen.

Alles in allem kostet die neue Straße, um deren Bau die Politik so lange rang, rund zwei Millionen Euro. Die CSU argumentiert dagegen: Die Straße werde sicherer und der Flächenverbrauch gehe sogar zurück. Schließlich werde die neue Straße durch die Begradigung kürzer und die alte Straße teilweise renaturiert. Eines aber ist klar: "Monte Carlo" wird die Straße, die im Volksmund wegen ihrer Kurven so hieß, in Zukunft wohl nicht mehr genannt werden.

© SZ vom 18.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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