Markt Schwaben:Toleranz nach Stundenplan

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Das Franz-Marc-Gymnasium erhält für sein Integrationsprojekt "Offenes Haus" den Titel "Bildungsidee Deutschland". Schüler und Lehrer begleiten die Auszeichnung mit zahlreichen Veranstaltungen bis zu den Sommerferien

Karin Kampwerth

Es war fast komisch: Als sich die Lehrerinnen Ulrike Endres-Hoppe und Ruth Goldberg-Hübschmann vom Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasi um einen Termin bemüht haben, an dem ein Vertreter des Berliner Bildungsministeriums der Schule den Titel "Bildungsidee Deutschland" verleiht, dachte man in der Hauptstadt, dass es sich um eine Neubewerbung handelt. Denn was die Markt Schwabener zum Feiern der Auszeichnung auf die Beine gestellt haben, ist ebenso preisverdächtig.

Statt einer steifen Feierstunde mit vielen warmen Worten für das Integrationsprojekt "Offenes Haus" an der Schule, bei dem Gymnasiasten zweimal wöchentlich mit ausländischen Hauptschülern lernen und spielen, gibt es am 27. Juli ein großes Sommerfest. Dem voraus gehen Projektwochen zum Thema Integration. "Bunt statt braun" präsentieren sich aber nicht nur die Gymnasiasten. Alle Markt Schwabener Schulen von der Mittelschule über die Realschule bis zur Grundschule beteiligen sich daran. Und auch der Awo-Hort macht mit.

Los ging es bereits mit einem Dress-Day, an dem die Schüler das Motto "bunt statt braun" in der Auswahl ihrer Kleidung umgesetzt haben. Seit diesem Montag - alle Noten sind bereits verteilt - steht die Losung ganz im Mittelpunkt des Lehrplans der verbleibenden zwei Schulwochen vor den Sommerferien. "Im Grunde ist es ein bisschen verrückt, was wir da machen", sagt Ulrike Endres-Hoppe. Obwohl es sich so einfach anhöre, sei die Organisation doch ein enormer Aufwand gewesen. Schließlich mussten Schulleitungen, Eltern- und Schülervertreter terminlich unter einen Hut gebracht und ein ansprechendes Programm erdacht werden. "Ich glaube, alle Lehrer sind am Limit", ist Endres-Hoppe überzeugt, aber stolz.

Dass es sich gelohnt hat, zeigt der Blick auf einzelne Projekte. So ist bis zu den Sommerferien im Theatersaal des Gymnasiums die Ausstellung "Rassismus in Bayern" der Friedrich-Ebert-Stiftung zu sehen. Gleichzeitig arbeiten die Schüler einer neunten Klasse an einer Homepage zu den Projektwochen. Die zehnte Jahrgangsstufe beschäftigt sich mit einem Literaturprojekt und beleuchtet Rassismus in dem 2005 erschienenen Bestseller "Die Vermessung der Welt" um die fiktive Doppelbiografie des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt. In einem Gespräch mit dem Verein Ausländerhilfe informieren sie sich über die Flüchtlingsproblematik im Landkreis. Zudem beleuchten sie das Thema "Toleranz" in der Serie "Die Simpsons". In den siebten Klassen berichtet eine Muslima von ihrem Leben in Deutschland und den Eigenheiten ihres religiösen Alltags. Außerdem beschäftigen sie sich mit Mobbing im Internet und erstellen einen multikulturellen Reiseführer für Markt Schwaben. Für die sechste Jahrgangsstufe steht ein Anti-Rassismus-Training auf dem Stundenplan.

Auch die Oberstufe ist beteiligt. Etwa mit einer Führung durch die Münchner Altstadt, bei der die Schüler erfahren, welche Änderungen die Stadt während der NS-Herrschaft erfuhr. Außerdem besuchen sie einen Spielplatz für behinderte und nicht behinderte Kinder und eine Wohngemeinschaft für Behinderte.

© SZ vom 18.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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