Lastwagen in Ebersberg:Entlastung in weiter Ferne

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Trotz des tödlichen Unfalls sehen Verkehrsexperten keine Möglichkeit, Lastwagen aus Ebersberg zu verbannen.

Von Wieland Bögel

Der tödliche Unfall vom Dienstag hat die Kreisstadt erschüttert. Eine 82-Jährige war in der Eberhardstraße von einem Kieslaster überrollt worden und war noch an der Unfallstelle gestorben. Folgen für die Verkehrsplanung wird der Vorfall aber wohl keine haben: Dass der Schwerlastverkehr in absehbarer Zeit aus Ebersberg verbannt werden kann, gilt als unwahrscheinlich. Claus-Peter Olk, Bereichsleiter beim Staatlichen Bauamt in Rosenheim und zuständig für den Straßenbau, hat eine klare Antwort auf die Frage, was man tun muss, um die Kreisstadt zu entlasten: "Eine Umgehung bauen." Gleichzeitig macht er auch deutlich, dass dies zumindest in den kommenden Jahren nicht passieren wird. Denn 2009 hatte der Ebersberger Stadtrat sämtliche Varianten für eine Nord-Süd-Umfahrung verworfen, daraufhin wurde das Vorhaben in der Dringlichkeit herabgestuft, erklärt Olk. Das bedeutet, dass es wohl frühestens im Jahr 2020 erneute Planungen für die Umfahrung geben wird. Andere Möglichkeiten, den Lastwagen-Verkehr aus dem Zentrum zu bekommen, gibt es laut Olk nicht. Weil keine andere Strecke durch Ebersberg führt, sei es nicht möglich, ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen zu verhängen.

Das bestätigt auch Dirk Anders, Verkehrsexperte bei der Ebersberger Polizei: "Das Problem ist, dass es für den Nord-Süd-Verkehr keinen Ausgleich gibt." Mit der Folge, dass die Straßen in der Kreisstadt gerade durch den Lastwagenverkehr überbelastet sind. "Es wäre sehr wünschenswert, wenn es hier eine Umgehung geben würde." Auch Anders rechnet nicht damit, dass ein solches Projekt in den nächsten Jahren umgesetzt werden kann. "Ebersberg hat zwar viel Verkehr, aber es ist eigentlich nicht besonders gefährlich." Der tödliche Unfall am Dienstag sei eine Ausnahme gewesen, bei der mehrere unglückliche Umstände zusammengekommen seien. Die 82-Jährige soll nach Zeugenaussagen bei Rot über die Ampel gegangen sein und der LKW-Lenker habe sie wegen des toten Winkels nicht rechtzeitig sehen können. Normalerweise habe der von vielen Ebersbergern beklagte dichte Verkehr zur Folge, dass die Verkehrsteilnehmer vorsichtiger agierten, weil es auf vielen Straßen eben chaotisch zugehe. Und entscheidend für die Folgen eines Unfalls sei die Geschwindigkeit, sagt Anders.

Die Stadt sieht derzeit ebenfalls keine Möglichkeit, den Durchgangsverkehr zu vermindern oder einzelne Straßen zu entlasten. "Innerstädtisch lässt sich gar nichts machen", sagt Hauptamtsleiter Erik Ipsen. Und für Staatsstraßen sei ohnehin das Bauamt in Rosenheim zuständig. Eine Verbreiterung der Eberhardstraße, wie sie von einigen Bürgern gelegentlich gefordert wird, könne die Stadt daher nicht veranlassen. Ipsen bezweifelt außerdem, dass das besonders sinnvoll wäre: "Wenn man die Straßen leerräumt, dann wird schneller gefahren." Dass die gegenwärtige Situation auf den Ebersberger Straßen aber ein Ärgernis ist, sei jedem in der Stadt klar: "Der Verkehr belastet schon enorm."

Deutlicher wird Ulrich Proske, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr: "Es ist unerträglich, der Verkehr ist eine Katastrophe." Zwar bestätigt auch Proske, dass schwere Unfälle wie der vom Dienstag die Ausnahme seien - aber vor allem deshalb, weil der Autoverkehr "Gott sei Dank so dicht ist, dass keiner schnell fahren kann" und die meisten Fußgänger und Radler sehr wachsam sind. Proske warnt vor einem anderen Sicherheitsrisiko, das von der "Blechlawine" in der Innenstadt ausgeht: "Was uns brutal zu schaffen macht, ist wenn wir wegen dem Stau nicht zum Feuerwehrhaus kommen." Denn das liegt direkt an der Eberhardstraße und ist durch den Nord-Süd-Verkehr oft blockiert. Im Ernstfall hat das möglicherweise schlimme Folgen: "Das verzögert unsere Ausrück-Zeit ganz enorm."

© SZ vom 19.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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