Landschaftsschutz contra Klimaschutz:Im Namen der Fledermaus

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Landratsamt kritisiert geplantes Kleinwindrad am Waldmuseum und fordert artenschutzrechtliche Prüfung

Wieland Bögel

Eine Hackschnitzelheizung gibt es im Museum Wald und Umwelt schon, nun soll auch der Strom aus erneuerbaren Quellen kommen. (Foto: EBE)

- Nachhaltigkeit ist das große Thema des Ebersberger Museums für Wald und Umwelt. Um die vor Ort auch zu demonstrieren, sollte vor dem Museum ein kleines Windrad zur Stromversorgung aufgestellt werden. Doch aus dem Landratsamt kommt nun scharfer Gegenwind: Sowohl mit dem Immissionsschutz als auch mit Natur- und Landschaftsschutz gebe es Konflikte, so die Behörde.

Anfang Dezember hatten die Mitglieder des Technischen Ausschusses nach einem Lokalaugenschein an der Ludwigshöhe einem Kleinwindrad mit 18 Metern Nabenhöhe grundsätzlich zugestimmt. Allerdings unter zwei Voraussetzungen: Eine Windmessung muss ergeben, dass die Anlage wirtschaftlich zu betreiben ist. Und es sollte geprüft werden, dass es keine Konflikte mit dem Natur- und Immissionsschutz gibt. Der Bürgermeister wurde beauftragt, Letzteres mit den zuständigen Sachgebieten im Landratsamt zu klären.

So wie diese Anlage in Frauenneuharting, soll das Windrad am Waldmuseum einmal aussehen - Wenn das Landratsamt es genehmigt. (Foto: EBE)

Dies ist inzwischen geschehen - und die Nachrichten, die Walter Brilmayer (CSU) dem Technischen Ausschuss verkündete, waren keine guten: "Wir werden nicht gleich aufgeben, aber die Hürden sind sehr hoch", so Brilmayer. Mit Ausnahme des Denkmalschutzes hatten alle beteiligten Sachgebiete schwere Einwände gegen das Windrad. Der Immissionsschutz sieht den kleinen Rotor zu nahe an der Wohnbebauung, da das nächste Haus nur 110 Meter entfernt ist. Viel Kritik kam auch von der Unteren Naturschutzbehörde. Zum einen läge das Windrad im Landschaftsschutzgebiet, auch ein kleiner Rotor könne das Landschaftsbild stören, so die Stellungnahme der Behörde. Außerdem sei das Gelände rund um das Museum eine Ausgleichsfläche der Stadt. Würde dort ein Windrad errichtet, ginge dieser Status verloren und Ebersberg müsste eine neue Ausgleichsfläche anlegen. Zudem seien Konflikte mit dem Artenschutz möglich, der Minirotor könnte geschützte Fledermäuse gefährden. Um dies zu klären, muss vor einer Genehmigung eine artenschutzrechtliche Prüfung stattfinden, so die Naturschutzbehörde. Da diese aber nur zwischen April und Oktober möglich ist, dürfte sich das Projekt in jedem Fall verzögern.

So sehen die seltenen Bechsteinfledermäuse aus, hier ein Nest in Hohenlinden. Ob sie auch am Ebersberger Waldmuseum leben, soll eine Untersuchung ergeben. (Foto: N/A)

Im Landratsamt hatte man deshalb vorgeschlagen, auf das Windrad zu verzichten und zur nachhaltigen Stromgewinnung die Hackschnitzelheizung zu ertüchtigen. Dies könne eine Möglichkeit sein, sagte Angela Warg-Portenlänger (SPD), "am Waldmuseum wäre etwas Nachhaltiges mit Holz sinnvoll". Dies könnte teuer werden, gab Georg Schuder (CSU) zu bedenken. Statt wie geplant 40 000 Euro für ein Windrad auszugeben, könnte eine Aufrüstung der Heizanlage das Fünffache kosten.

Die Initiatorin des Projekts, die Grünen-Stadträtin Susanne Schmidberger, sagte auf Nachfrage, sie sei von der Stellungnahme der Behörde enttäuscht, aber nicht überrascht: "In Bayern weht bei dem Thema einfach ein anderer Wind." Dass der Rotor eine Gefahr für Tiere darstellen könnte, hält sie für unwahrscheinlich. "Das ist ein Langsamläufer, eine Fledermaus trifft der doch nie." Aufgeben kommt für Schmidberger aber nicht in Frage: "Ich werde dranbleiben."

© SZ vom 13.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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