Ländliche Idylle schrumpft:Alles andere als ein Traumberuf

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Immer mehr Bauern geben auf: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis Ebersberg nimmt kontinuierlich ab

Auch wenn sich der Landkreis in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert hat und vor allem an den beiden S-Bahn-Linien verstädtert ist, hat er sein charakteristisches Erscheinungsbild bis heute erhalten: 550 Quadratkilometer ist er groß, unglaubliche 90 Prozent davon sind landwirtschaftlich genutzt. Freilich ist der Hauptanteil davon mit 200 Quadratkilometern der Wald, im Zentrum natürlich der Ebersberger Forst. Dass die augenscheinliche Ländlichkeit in weiten Teilen des Landkreises längt kein Idyll mehr ist, verdeutlicht eine andere Statistik: Immer mehr Bauern geben ihren Betrieb auf. Eine Entwicklung, die ungebrochen ist, wenn sie sich auch verlangsamt hat.

Die Statistik des Ebersberger Landwirtschaftsamts weist zwar eine Abnahme der Höfe um rund ein Viertel binnen 18 Jahren auf, nämlich von 1293 im Jahr 1993 auf nunmehr noch 971; andererseits haben von 2003 bis 2011 nur noch 31 Landwirte sich nach einer anderen Form der Existenzsicherung umgesehen.

In den vergangen zwei Jahrzehnten hat sich die Struktur im Landkreis dabei sei verändert: Die Anzahl der Quadratmeter, die ein Hof zum Überleben benötigt, sei angestiegen, beschreibt Josef Mühl vom Landwirtschaftsamt den Konzentrationsprozess. Das würde der Leiter des Sachgebiets Förderung als normale Entwicklung bewerten. So haben die Höfe mit mehr als 40 Hektar Nutzfläche stark zu-, während sie darunter ebenso stark abgenommen haben. Letztgenannter Trend weist allerdings eine Ausnahme auf: Die kleinsten Betriebe mit weniger als fünf Hektar, jene also, die im Nebenerwerb bewirtschaftet werden, sind in den vergangenen rund zwei Jahrzehnten sogar mehr geworden. Das seien Menschen, die die Landwirtschaft als Hobby betrieben und sich dies leisten könnten, charakterisiert Mühl: "Das ist ja auch etwas Schönes."

Wer allerdings von der Landwirtschafts leben will, benötigt hierzu immer mehr Fläche und Tiere. Die damit einhergehende Aufgabe unwirtschaftlich gewordener zu kleiner Höfe scheint allerdings eine Art Sockelbestand erreicht zu haben. Eine nächste signifikante Abnahme erwartet Josef Mühl erst wieder, wenn ein Generationswechsel ansteht, die Nachkommen aber den elterlichen Betrieb nicht weiterführen wollen.

Unter den Bauernhöfen im Landkreis Ebersberg dominieren noch immer jene mit Milchkuhhaltung. 527 sind das und damit mehr als die Hälfte. Danach folgen Pferdehöfe (134), ein wachsender Erwerbszweige, der einen Hobbybereich der Großstadtmenschen bedient. Was die Zahl der Tiere betrifft, ist natürlich das Geflügel mit 52 194 in der Überzahl, gefolgt von Rindern mit 42 477, Schweinen 10 999 und Pferden 2584.

Wenig überraschend ist es auch, dass in der Statistik bei der Flächennutzung der Maisanbau mit einem Anteil von rund 37 Prozent dominiert. Diese Frucht sei schließlich sehr vielfältig verwendbar, erklärt Josef Mühl, nämlich als Futter, zum Verkauf oder auch als Rohstoff für Biogasanlagen zur Erzeugung von Strom. Die letztgenannten Einrichtungen seien als Nebenerwerb ebenso wie auch Sonnenkollektoren in der Landwirtschaft im Landkreis Ebersberg im Wachsen. Christian Hufnagel

© SZ vom 12.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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