Influenza breitet sich aus:Voll erwischt

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In der Kreisklinik steigt die Zahl der Patienten mit echter Virusgrippe. Die Ärzte haben einen Notfallplan entwickelt und können jederzeit eine Isolierstation einrichten, um die Betroffenen von der Außenwelt abzuschotten

Karin Kampwerth

In den Büros und Behörden bleibt die Arbeit liegen, in den Schulen fällt der Unterricht aus und die Praxen der Hausärzte sind überfüllt. Die Grippewelle hat den Landkreis voll erwischt. Viele Erkrankungen verlaufen dabei so schwer, dass die Patienten in die Ebersberger Kreisklinik gebracht werden müssen. Dort haben sich die Mediziner auf eine mögliche Epidemie vorbereitet und einen Notfallplan entwickelt. Um eine weitere Verbreitung der Grippeviren zu vermeiden, würde eine eigene Station leergeräumt, wo die Patienten isoliert werden können.

"Wir haben deutlich mehr schwere Fälle als üblich", sagt Chefarzt Professor Thomas Bernatik. Darunter seien nicht nur ältere Menschen mit einem ohnehin geschwächten Immunsystem, denen eine schwere Virusinfektion besonders zusetzen kann. "Unter den Patienten sind relativ viele junge Leute mit massivsten Erkältungssymptomen", sagt Bernatik. "Denen geht es richtig dreckig." Zu den Krankheitsanzeichen gehörten starker Husten verbunden mit Atemnot und Kreislaufbeschwerden. In der Klinik würden die Patienten mit Infusionen stabilisiert.

Problematisch sei die Diagnose der echten Influenza. Bei jedem Patienten mit Grippesymptomen werde in der Notaufnahme ein Schnelltest gemacht. Verlässlich sei dieser aber nur, wenn er negativ ausfalle. Sei das Ergebnis positiv, müsse das vom Labor bestätigt werden. Die Untersuchung dauere in der Regel zwei Tage - so lange müssten die Patienten in jedem Fall isoliert werden. Derzeit werden in der Kreisklinik drei Patienten von der Außenwelt abgeschottet versorgt. Das bedeutet, dass ihr Zimmer nicht oder nur unter besonderen Schutz- und Desinfektionsmaßnahmen vom Pflegepersonal betreten werden darf. Zehn Patienten leiden unter einem besonders schweren grippalen Infekt. "Das ist übermäßig viel", sagt Bernatik - nicht zuletzt auch deshalb, weil Grippepatienten normalerweise nicht im Krankenhaus behandelt werden müssten.

Wenn in den nächsten Tagen weitere Grippepatienten in die Kreisklinik eingeliefert werden, müsste eine eigene Isolierstation eingerichtet werden. Allerdings unter erschwerten Bedingungen, wie Bernatik erklärt. So habe der Eisregen vom vergangenen Samstag mit zahlreichen Knochenbrüchen seinen Tribut gefordert. "Die Unfallchirurgie ist rappelvoll", sagt der Chefarzt. Eine weitere Herausforderung an die Infrastruktur stellten die Umbauarbeiten im Klinikgebäude. Zumal die Isolierstation einen Zugang von außen haben sollte, "damit wir die Patienten nicht quer durchs Haus fahren müssen", sagt Bernatik.

Die Krankheitswelle beeinträchtigt auch das öffentliche Leben. "Das halbe Landratsamt ist krank", beklagt der Büroleiter des Landrats, Norbert Neugebauer. Und im Markt Schwabener Gemeinderat konnten am Dienstagabend drei Punkte auf der Tagesordnung nicht behandelt werden, weil die beiden zuständigen Sachbearbeiter mit Grippe flach liegen.

Mitverantwortlich für die Erkrankungswelle ist nach Meinung des Hausärzteverbandes ein Mangel an Grippeimpfstoffen zur Haupt-Impfzeit im Herbst. Grund dafür sei ein Rabattvertrag, den bayerische Krankenkassen mit nur einem einzigen Händler abgeschlossen hatten, der das Mittel dann zurückrufen und nicht liefern konnte. Das bestätigt die Ebersberger Allgemeinärztin Gertrud Bauer. "Die Hauptimpfzeit ist verstrichen, ohne dass wir unsere Patienten impfen konnten", sagt sie. Lediglich für chronisch Kranke und Ältere habe der Impfstoff gereicht.

Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass in der Kreisklinik viele jüngere Patienten mit schweren Grippesymptomen behandelt werden müssen. "Die Jungen können sich nicht vorstellen, dass die Influenza eine schwerwiegende Krankheit sein kann", sagt Bauer.

© SZ vom 08.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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