Gesonderte Bürgerversammlung:Leitfaden für Vaterstetten 2025

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Mit einem Entwicklungsprogramm will die Gemeinde festlegen, wie stark der Ort wachsen soll - die Bürger dürfen mitreden

Lars Brunckhorst

Wie wird die Gemeinde Vaterstetten in 15 Jahren aussehen? Wie viele Neubürger werden bis 2025 zuziehen? Wo sollen sie wohnen? Wo arbeiten, wo einkaufen, wo ihre Freizeit verbringen? Wo werden ihre Kinder in die Schule gehen? Antworten auf solche Fragen soll das sogenannte Gemeindeentwicklungsprogramm geben. Einen Entwurf dazu hat bereits im Juli eine interfraktionelle Arbeitsgruppe des Gemeinderates nach anderthalb Jahren intensiver Arbeit vorgelegt. Am Donnerstag, 27. Oktober, werden Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) und Claus Ortner von der Agenda 21 diesen nun der Öffentlichkeit vorstellen: in einer gesonderten Bürgerversammlung um 19 Uhr im katholischen Pfarrsaal Sankt Josef. Ausschlaggebend für das kurz GEP genannte Programm war ein Bürgerentscheid im Jahr 2005. In diesem hatten die Wähler mit der knappen Mehrheit von 50,5 Prozent einen Vorschlag von Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) abgelehnt, an den Ortsrändern von Vaterstetten und Baldham zwei große Neubaugebiete auszuweisen für bis zu 1700 Einwohner. In der Folge lud Vaterstettens Rathauschef Gegner und Befürworter, Politiker und Bürger, Experten und Interessierte zu einer Zukunftswerkstatt, um unter der Moderation eines Mediators einen Konsens über die künftige Entwicklung der Gemeinde herbeizuführen. Diese legte 2007 ihren Abschlussbericht vor. Auf dessen Grundlage wiederum entstand in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe des Gemeinderats der Entwurf für ein GEP. Es basiert auf den fünf Siedlungsszenarien, welche die Zukunftswerkstatt in ihrem Abschlussbericht aufgezeigt hatte, und ist angelegt als strategisches Programm zur Gestaltung der Zukunft der Gemeinde. Als solches soll es als Vorstufe zu einer Neufassung des gemeindlichen Flächennutzungsplans dienen, der immerhin seit 1993 unverändert ist. Im einzelnen macht das GEP Aussagen, wo und wie sich Wohnsiedlungen, Gewerbestandorte und Grünflächen in der Gemeinde entwickeln sollen. Entwicklungsgebiete werden unter anderem im Zentrum Vaterstettens, am nördlichen, westlichen und östlichen Ortsrand, im Norden und Osten Baldhams sowie an den Rändern der Dörfer gesehen. Damit sind Teile aus der sogenannten "Initiative Zukunft planen" (IZP), mit der Niedergesäß und die CSU vor sechs Jahren im Bürgerentscheid scheiterten, wieder aufgenommen. Übereinstimmende Vorgabe für das GEP war allerdings ein Bevölkerungswachstum von lediglich vier bis sechs Prozent in den nächsten 15 Jahren, das entspricht 900 bis 1400 zusätzlichen Einwohnern. Aktuell zählt die Gemeinde 22 702 Einwohner (Stichtag 30. April 2011). Auch werden im GEP Prioritäten festgelegt, wann wo gebaut werden soll. Das Gemeindeentwicklungsprogramm wurde von allen Fraktionen des Gemeinderats unterzeichnet. Allerdings gibt es auch abweichende Planungsvorschläge, etwa von den Grünen und dem Vertreter der Bürgerinitiative (BI) "Zukunft besser planen". So lehnen die Grünen die im GEP vorgesehenen neuen Wohngebiete für Parsdorf und Weißenfeld ab, BI-Gemeinderat Will-Rafael Bienheim lehnt wiederum die Ausweisung von Bauflächen bei Baldham-Dorf ab. Auch der Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München, der an der Ausarbeitung des GEP beteiligt war, hat ein abweichendes Votum abgegeben: So beurteilt der Planungsverband "aus fachlicher Sicht" den gesamten Bereich westlich der Siedlungsgrenze an der Fasanenstraße für eine Wohnbebauungsentwicklung als gut geeignet - befürwortet damit also genau das im Bürgerentscheid gescheiterte Vorhaben. Mit Rücksicht auf den Bürgerentscheid wird vom Gemeidnerat eine Gesamtentwicklung in diesem Bereich jedoch nicht befürwortet. Was von dem Entwurf letztlich beschlossen und umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Genauso wenig wie ein Termin für die Verabschiedung des GEP im Gemeinderat. Beabsichtigt ist eine Entscheidung Anfang 2012. Mit der heutigen Bürgerversammlung will die Gemeinde jedoch zunächst in den Dialog mit der Bevölkerung eintreten. Im Anschluss daran wird den Bürgern die Möglichkeit gegeben, bis zum 30. November Vorschläge und Meinungen schriftlich einzureichen. Die Zuschriften werden anschließend vom Arbeitskreis diskutiert, bewertet und eingearbeitet. Das GEP liegt in Schriftform an der Rathauspforte zur Abholung aus, es ist zusätzlich im Internet unter www.vaterstetten.de verfügbar. Information über Gemeindeentwicklungsprogramm: Donnerstag, 27. Oktober, 19 Uhr im katholischen Pfarrzentrum Sankt Josef, Dreitorspitzstraße

© SZ vom 27.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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