Erfolgreicher Start:Hundert Prozent für Stefan Kisters

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Kreisverbände der Grünen nominieren den Grafinger Lehrer zum Kandidaten für die Bundestagswahl. Es ist bereits sein zweiter Anlauf.

JESSICA MOROF

- Der Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Erding und Ebersberg für die Bundestagswahl 2013 steht fest. In einer gemeinsamen Mitgliederversammlung der beiden Kreisverbände am Donnerstagabend im Schweiger Brauhaus Markt Schwaben wurde der Grafinger Stefan Kisters mit hundertprozentiger Zustimmung gewählt. Er hatte sich keinem Gegenkandidaten zu stellen. Somit entsendet der aus zwei Landkreisen bestehende Wahlkreis 214 erneut ein Mitglied des Ebersberger Kreisverbandes in die Bundestagswahl. Denn bereits im Jahr 2009 hatte sich der heute 46-Jährige Berufsschullehrer um das Bundestagsmandat beworben.

"Ich muss nicht Bundestagsabgeordneter werden", gab sich Stefan Kisters in seiner Bewerbungsrede erst einmal bescheiden. Das Amt strebe er nicht aus persönlichem Ehrgeiz an. Denn als Lehrer einer Berufsschule in München habe er bereits ein erfülltes Leben. Dann aber stützt sich Kisters auf seinem Rednerpult ab und schaut das Publikum eindringlich an. "Was mich aber antreibt und warum ich hier stehe und von euch das Mandat für die Bundestagskandidatur einfordere", fährt er mit erhobener Stimme fort, "ist die feste Überzeugung, dass dieses Land, dass Europa grüne Politik ganz dringend braucht - und dazu braucht es Menschen, die für diese Inhalte in der Öffentlichkeit stehen." Und einer dieser Menschen möchte Stefan Kisters sein.

Selbstsicher trug er vor, warum er sich um den Posten als Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Erding und Ebersberg bewirbt und wo er in seiner Politik Schwerpunkte setzen möchte. Dazu gehört die Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen und finanziellen Ressourcen, soziale Gerechtigkeit sowie die Schwierigkeiten des Wirtschaftswachstums. Der Lehrer, der Betriebs- und Volkswirtschaft studiert hat, wies beispielsweise darauf hin, dass der Index des Bruttoinlandsproduktes (BIP) "trügerisch" sei und dass als Ergänzung "weitere Indizes wie der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI)" einzuführen seien. Dieser schließe auch eine soziale und ökologische Bewertung mit ein.

In der anschließenden Diskussionsrunde stellte sich Stefan Kisters Fragen zu seinem möglichen Spezialgebiet als Bundestagsabgeordneter sowie zu seinen konkreten politischen Zielen. Er könne sich vorstellen, in der vor zwei Jahren eingerichteten Enquetekommission der Grünen und der SPD tätig zu werden, die Vorschläge für einen Übergang zur Post-Wachstumsgesellschaft entwickelt. Ebenso fühle er sich fähig, sich in die Bildungspolitik einzubringen, da er als Lehrer und Moderator in der Schulentwicklung der Stadt München wisse, "wie Schulen, Schüler, Lehrer und Minister ticken". Konkret sei er für eine sofortige Abschaffung des Ehegattensplittings sowie für eine stärkere Besteuerung von Erbschaften. Für seine Aussagen erntete Kister überwiegend Lob der anderen Parteimitglieder. Es kam allerdings auch Kritik auf. Seine Beurteilung des Wirtschaftswachstums als ein Grund für Umweltprobleme und Ungerechtigkeit beim Ressourcenverbrauch stieß beispielsweise auf eine Gegenmeinung. "Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass unser Wohlstand von unserem Wachstum abhängt", so ein Parteimitglied. Daraus resultiere eine vorteilhafte Position, um als Vorreiter die Energiewende ins Rollen zu bringen.

Trotz der Kritikpunkte schaffte es Stefan Kisters, die Mitglieder der beiden Kreisverbände für sich zu gewinnen. Mit 26 von 26 möglichen Stimmen bestätigten die Mitglieder ihn als Direktkandidaten für die kommende Bundestagswahl. Ob er am 15. September 2013 auch die Bürger der Landkreise Erding und Ebersberg überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Im Jahr 2009 entfielen 12,7 Prozent der Wählerstimmen in Ebersberg auf den Grünen-Politiker - sein Kontrahent Max Lehmer (CSU) erreichte 48,9 Prozent.

© SZ vom 10.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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