Endspurt im Landratswahlkampf:Präsent ohne Geschenk

Reinhard Oellerer (Grüne) hat wenig Geld für die Werbung. Dafür steht er bei den Bürgern für Mäßigung

Von Sophie Rohrmeier

"Und, was gibt's bei euch umsonst?" Ein Rentner kommt vom Gemüsestand auf dem Vaterstettener Wochenmarkt herüber zu Reinhard Oellerer. Der Landratskandidat der Grünen aber hat nichts zu verschenken - außer die Inhalte seiner Politik. Die versucht der Anzinger Gymnasiallehrer nun vor der Wahl am 14. April im Landkreis zu verteilen, auf Wahlkampfveranstaltungen wie diesen. "Die Grünen", hört der Rentner deshalb als Antwort, bekommt das Wahlprogramm in die Hand - und eine Erklärung, warum Stimmen für den grünen Kandidaten keine verlorenen Stimmen sind.

"Keine Stimme für mich ist umsonst", sagt Reinhard Oellerer. Denn auch die Frau des älteren Mannes ist da und hatte gefragt: "Wenn ich den Falschen wähle, dann ist meine Stimme wertlos, oder?" Mehr als nur in einem Unterton schwingt die Vermutung mit: Der Grüne kann nicht gewinnen. Doch Oellerer reagiert mit einer Mischung aus Ruhe und Eindringlichkeit: "Mein Ziel ist die Stichwahl, und in die kann ich kommen." Wie er gehen auch alle anderen an diesem Vormittag, die auf dem Wochenmarkt über die anstehende Wahl sprechen, davon aus: Es wird eine Stichwahl geben, und Robert Niedergesäß von der CSU wird auf jeden Fall dabei sein. Von Toni Ried (Freie Wähler) spricht niemand, nur Ernst Böhm (SPD) taucht auf in den Unterhaltungen, als "der andere". Wie bei einer Mutter aus Vaterstetten, der Oellerer sich vorstellt und die "den von der SPD noch gar nicht gesehen" hat, außer in Anzeigen. Niedergesäß aber, "der ist ja überall, sehr clever, wie der seine Rosen verteilt", sagt die Betriebswirtin. Sie hat sich noch nicht entschieden, wem sie ihre Stimme geben wird, aber sie findet "grüne Aspekte gut" - und dass sie nun Oellerer einmal persönlich getroffen hat. Aber auch sie sagt: "Ehrlich gesagt, glaub ich nicht, dass er's schafft." Dafür hätten die Grünen das "Spielchen mitmachen müssen", überall präsent zu sein und Geschenke zu verteilen.

Das aber können sich die Grünen nicht leisten. "Uns fehlen dazu die Mittel", sagt Axel Weingärtner, Fraktionssprecher in Vaterstetten. "Aber warum sollen die Leute jemanden wählen, weil er Lutscher verteilt?" Weingärtner vertraut auf das Interesse an den Inhalten der Grünen. Ebenso Landtagskandidatin Waltraud Gruber, die neben Weingärtner und ein paar anderen Vaterstettener Grünen Reinhard Oellerer auf dem Markt unterstützt, sich aber nicht aufdrängen will. "Die Leute sollen mit ihm ins Reden kommen, von sich aus." Zwei kleine Holztischchen, die Fahne der Grünen und einige Flyer. Das ist alles, was auf Oellerer aufmerksam macht. Außer er selbst. Während Gruber nur zögerlich auf die Leute zugeht, spricht er Passanten an. Die aber suchen auch die Begegnung mit ihm. "Es läuft fantastisch", sagt er. Noch nie seien so viele Menschen auf ihn zugekommen. Die Fragen der Bürger reichen vom Hundekot in Vaterstetten bis zur Immigrationspolitik. Vor allem Frauen mit Kindern, die hier einkaufen, interessieren sich für Oellerers Themen, Bildung und Umweltschutz.

Aber auch einige Senioren, die offenbar gerne die Chance nutzen, sich zu unterhalten. Wie die Rentnerin, die um ihre Stimme fürchtet. "Die Jetzigen sind immer so großkotzig. Immer nur große Projekte. Dabei muss jeder haushalten." Ihr Mann pflichtet ihr bei. "Die bauen Umgehungsstraßen, dann jammern sie wieder über den Verkehr und bauen die nächste, und so weiter." Jetzt könne man mal die anderen ranlassen. Die seien auch nicht dumm. Aber auch deren Ziele gibt es nicht umsonst.

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