Bürgermeisterwahl:Schön, dass wir darüber geredet haben

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Bei Diskussionsrunde im Ebersberger Jugendzentrum schaffen es die Kandidaten nicht, ihr junges Publikum zu begeistern.

Wieland Bögel

Eigentlich ist das Ebersberger Jugendzentrum derzeit wegen Renovierung geschlossen, doch am Donnerstag war dort reichlich Betrieb. Der Kreisjugendring hatte zu einer Diskussion mit den Bürgermeisterkandidaten geladen. Wer allerdings einen spritzigen politischen Dialog erwartet hatte, kam nicht auf seine Kosten: Die Zuhörer erlebten eine sehr zurückhaltende Rederunde.

Dabei scheint das Interesse bei den Erst- und Noch-Nicht-Wählern an Kommunalpolitik in Ebersberg durchaus vorhanden zu sein. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Veranstaltung in der vergangenen Woche in Poing, zu der gerade einmal 15 Jugendliche gefunden hatten, waren über 30 junge Ebersberger gekommen, um die Bewerber für das höchste Amt der Stadt und deren Pläne für Ebersberg persönlich kennenzulernen.

Dass es dazu nicht so richtig kommen wollte, lag zum einen an der Ähnlichkeit der Wahlprogramme der Kandidaten. Alle drei betonten, dass sie Ebersberg lebenswerter machen, den Marktplatz verschönern und die Einkaufssituation verbessern wollen. Auch dass es für junge Menschen in Ebersberg wenige Möglichkeiten zum Weggehen gebe, bedauerten die Kandidaten. Unisono versprachen sie, sich als Bürgermeister darum zu bemühen, die Eigentümer leerstehender Gebäude zu überzeugen, etwas für die Jugend zu schaffen, beispielsweise im ehemaligen Rewe am Bahnhof.

Aber auch Moderator Daniel Grasser trug seinen Teil dazu bei, dass die Diskussion nicht so recht in Schwung kommen wollte. Er schaffte es nicht, die Kandidaten aus der Reserve zu locken oder für das jugendliches Publikum interessante Themen anzusprechen. Stattdessen stellte er den Kandidaten "Personaler-Fragen", etwa nach ihrer größten Stärke und Schwäche, die von allen drei routiniert und nonchalant beantwortet wurden. Walter Brilmayer beschrieb sich als guten Zuhörer, mit Hang zu Knabberkram und Ungeduld. Doris Rauscher attestierte sich Dialogfähigkeit und Leidenschaft für Schokolade. Und Philipp Goldner charakterisierte sich als ehrlichen Idealisten mit gelegentlichen Motivationsschwierigkeiten.

Aber auch das Publikum zeigte sich sehr zurückhaltend, kritische Fragen mussten sich weder Amtsinhaber noch Herausforderer anhören. Lediglich als es um die Beteiligungsmöglichkeiten von Jugendlichen in der Politik ging, wurde die Veranstaltung kurze Zeit ein wenig lebhafter. Rauscher kritisierte, dass es zu wenige Strukturen für eine solche Beteiligung gebe und regte an, ein Jugendparlament zu etablieren. Brilmayer und Goldner erinnerten dagegen daran, dass es vor einigen Jahren einen Jugendbeirat gegeben hatte, der sich aus mangelndem Interesse wieder aufgelöst habe. Obwohl er basisdemokratisch geprägt sei, so Goldner, sei er "kein Freund von Jugendparlamenten", denn diese sprächen nur einen kleinen Kreis von Jugendlichen an und die Frustrationsgefahr sei groß. Brilmayer schlug den Jugendlichen vor, sich in den vorhandenen Strukturen, etwa der Bürgerwerkstatt zu engagieren, oder für den Stadtrat zu kandidieren.

Danach schlief die Debatte aber wieder ein. Grasser spulte seinen Katalog vorbereiteter Fragen ab, welche die Kandidaten nicht selten ignorierten und an der Fragestellung vorbei aus ihrem Wahlprogrammen zitierten. Nach etwa einer Stunde leerten sich die zuvor fast voll besetzten Reihen sichtlich. Viele der verbliebenen Besucher begannen, sich mit ihren Handys zu beschäftigen. Und im Hintergrund versandete die politische Rederunde immer mehr.

© SZ vom 25.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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