Beeindruckende Schülertruppe:Die große Nummer

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Stefan Eberherr und die Tanz- und Artistikgruppe "Movimento" aus Grafing sind für den Tassilopreis vorgeschlagen.

Von Rita Baedeker

Brennen wird das Feuer erst im Juli, aber entfacht wurde es schon jetzt - zumindest in den Köpfen der 350 überwiegend am Gymnasium Grafing eingeschriebenen Schüler und Schülerinnen der Gruppe Movimento. Die jungen Akrobaten, Seiltänzer, Einradfahrer, Jongleure und Luftartisten bespielen das zum Festival "Kulturfeuer" in Ebersberg aufgebaute Zirkuszelt an vier Abenden. "Tempo Circo Movimento" lautet der Titel des Programms. "Das Kulturfeuer ist mit Abstand das größte Projekt, das wir je hatten", sagt Stefan Eberherr, 45, der als Lehrer für Mathematik und Sport die Schüler auch im Fach Bewegungskünste trainiert - Künste, die eine Brücke bilden zwischen Sport und Kunst, zwischen Poesie und Artistik. André Heller wäre von dem Projekt begeistert.

Seit fünf Jahren erst existiert diese Gruppe, die in Vielfalt und Niveau einzigartig ist in Bayern. Neben Wahlkursen in Einradfahren, Akrobatik für Anfänger und Fortgeschrittene, Jonglage, Tanz und diversen Kursen auch für Jugendliche mit Behinderung bietet das Gymnasium sonntags ein freies Training an, etwa für Luftartistik, Seiltanz und Chinese Pole (Stangenakrobatik), das auch Erwachsene wahrnehmen können. Von der Show "Klangkörper Filmmusik" und der Teilnahme am Deutschen Turnfest 2009 über ein Mozart-und ein Beatles-Special bis hin zur Langen Nacht der Kirchen und der Show bei der Weltgymnaestrada in Lausanne sowie einem Gastspiel im Münchner GOP-Varieté reichen die Auftritte. Im Januar dieses Jahres war Movimento auch für die Eröffnung des Alten Speichers in Ebersberg gebucht, der Auftritt wurde wegen einer Erkrankung von Ebersbergs Erstem Bürgermeister verschoben. Und nun das Kulturfeuer. Ebersberger Großereignisse sind ohne Movimento gar nicht mehr denkbar - und ohne das ehrenamtliche Engagement ehemaliger Schüler, die die Kleineren anleiten, und einer Handvoll Profiartisten und Sponsoren wie dem Schulverein auch nicht durchführbar. Eine Förderung von Landkreis oder Stadt gibt es bisher nicht. Das Geld für Gagen, Kostüme etc. wird durch Auftritte eingespielt, der Gerätepark ist weitgehend komplett. "Die Bühne im Zelt bauen wir selber ein", sagt Stefan Eberherr.

Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 300 Mitglieder nehmen an den Wahlkursen des Gymnasiums teil. Die Gründe liegen auf der Hand: Neben der Begeisterung, das Kulturleben der Heimatstadt und weit darüber hinaus bereichern zu können, ist es die Möglichkeit, sich auszutoben, eigene Talente zu entdecken, Selbstbewusstsein und Körperbeherrschung zu entwickeln, erklärt Eberherr. Aus diesem Grund wurde "Movimento" für einen Tassilopreis der SZ vorgeschlagen. "Bei Movimento darf jeder mitmachen, es gibt kein Casting und auch kein ungeschriebenes Gesetz, dass man besonders sportlich, schlank und fit sein muss, um mitzumachen", fügt Eberherr hinzu. "Jeder kann eine Disziplin finden, in der er gut ist."

Stefan Eberherr ist Mitglied im Lehrteam Bewegungskünste der Landesstelle für Schulsport. Er hat das Grafinger Gymnasium besucht und spielte während seiner Bundeswehrzeit Klarinette. Seine Fächer waren Volleyball und Turnen. "Eine gute Voraussetzung für Artistik", findet Eberherr. Auch als Clown ist er schon aufgetreten, eine Zirkusdisziplin, die bei Movimento allerdings nicht gepflegt wird. Die Show, die beim Festival Kulturfeuer gezeigt wird, wird eher philosophisch angelegt sein. Es geht darin um die Zeit - um vergangene, rasende, gestohlene, verlorene, in diesem Fall vielleicht aber um geschenkte Zeit.

© SZ vom 26.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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