Ausgezeichnet:Mit Grüßen von Gauck

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Landrat Robert Niedergesäß würdigt den oft jahrzehntelangen Einsatz der Geehrten. Sich nun auf ihren Lorbeeren auszuruhen, kommt aber für keinen von ihnen in Frage.

Von Barbara Mooser

Die Unterschriften auf den Urkunden stammen von Ministerpräsident Seehofer, von Innenminister Herrmann und von Bundespräsident Gauck. Foto: Peter Hinz-Rosin (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Es nun etwas ruhiger angehen lassen, ein bisschen durchatmen, wo das Jubiläumsjahr in seiner Heimatgemeinde gerade mal rum ums Eck ist? Für Willi Kneißl kommt das nicht in Frage. Der Plieninger Heimatforscher hat schon wieder ein neues Werk in Arbeit: die Hofgeschichten der Ortschaften Pliening, Ottersberg, Unterspann und Gigging liegen gerade auf seinem Schreibtisch, zusammen mit vielen wunderbaren Fotos, die ihm die Bürgerinnen und Bürger spendiert haben. "Knapp 600 Seiten und sehr gut illustriert", so werde der Band aussehen, erzählt der 79-Jährige begeistert; dass ihm der Schwung in nächster Zeit ausgehen könnte, ist also nicht zu befürchten. Und auch auf seinen Lorbeeren ausruhen will sich Kneißl nicht - obwohl zu den vielen Ehrungen, die er in den vergangenen Monaten empfangen hat, am Montag noch eine dazu gekommen ist: das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Auch Günther Schuler aus Pliening, Karen Schiöberg-Fey aus Aßling, Wolfgang Auer aus Neufarn und Franz Bauer aus Grafing haben diese hohe Auszeichnung bei einer Feier im Schloss Zinneberg aus der Hand von Landrat Robert Niedergesäß erhalten. Patrizia Gogas aus Grafing und Maria Ziegler aus Poing wurden für ihr langes Engagement beim BRK mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Bayerische Rote Kreuz in Silber ausgezeichnet. Die höchste aller Auszeichnungen an diesem Nachmittag erhielt aber eine Frau, die sich bescheiden im Hintergrund zu halten versuchte: Rotraut Acker, langjährige Leiterin des Museums der Stadt Grafing, leidenschaftliche Volkskundlerin, begeisterte Museumspädagogin. Sie erhielt die "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland". Mitgeliefert zur rot-goldenen Medaille wurde auch eine Anweisung, wie das gute Stück bei offiziellen Anlässen zu tragen ist - ob aber die 68-Jährige künftig mit dieser Zierde häufiger zu sehen ist, bleibt abzuwarten. Lieber sind ihr wahrscheinlich ohnehin Zeichen der Anerkennung, die man sich nicht an die Brust heften kann, die aber von Herzen kommen - wie die ihres Nachfolgers Bernhard Schäfer. Der hatte bei der Verabschiedung Ackers vor ein paar Jahren gesagt, er werde erst gar nicht versuchen, in die großen Fußstapfen zu treten, die sie hinterlasse: "Ich werde versuchen, entlang ihres Weges nebenher weiterzuschreiten."

Große Fußstapfen haben im Laufe ihres Lebens aber auch alle anderen hinterlassen, die sich da am Montag im Jagdsaal von Schloss Zinneberg versammelt hatten: "Ohne Sie wäre kein Staat zu machen, wir sind stolz auf Sie und dankbar für ihre großartige Leistung", sagte Landrat Robert Niedergesäß, der das große ehrenamtliche Engagement im Landkreis würdigte, aber auch unterstrich, dass er ja gewissermaßen nur der Überbringer der Auszeichnungen sei. Die Unterschriften auf den Urkunden stammten schließlich von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, von Innenminister Joachim Herrmann oder - im Falle der Verdienstmedaille für Rotraut Acker - des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Niedergesäß freute sich auch darüber, dass er die Auszeichnungen im stilvollen Ambiente von Schloss Zinneberg überreichen durfte - schließlich ist das Landratsamt nach wie vor eine Baustelle und zu Repräsentationszwecken eher weniger geeignet. So etwas wie einen Jagdsaal, sagte Niedergesäß lächelnd, habe das Landratsamt ja auch einmal gehabt - jedenfalls habe ein wuchtiger Eberkopf früher den großen Sitzungssaal geziert. Doch der staubige Keiler ist in den Ruhestand geschickt worden, er wird seinen wilden Blick künftig nicht mehr auf die Kreisräte richten. So schön wie der Jagdsaal in Zinneberg mit seinem knarzenden Holzboden und den Blick auf den idyllischen Schlossgarten wird der Sitzungssaal im 70er-Jahre-Bau des Landratsamts aber wohl auch nach der Renovierung nicht werden - die Geehrten, die größtenteils mit ihren Angehörigen und den Bürgermeistern ihrer Gemeinden gekommen waren, genossen jedenfalls nach der offiziellen Verleihung hier noch ausführlich Häppchen, Sekt und gute Gespräche.

© SZ vom 15.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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