Altlasten im Boden:Gefahr aus dem Untergrund

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13 ehemalige Müll-Deponien hat das Wasserwirtschaftsamt in den vergangenen Jahren untersucht, fast alle waren sanierungsbedürftig. In diesem Jahr werden sechs Standorte in Vaterstetten geprüft

Carolin Fries

Über so manches lässt man gerne Gras wachsen, zum Beispiel über ehemalige Mülldeponien. Rund 60 solcher alten Erdgruben gibt es im Landkreis, die meisten wurden einst von Firmen oder Privatleuten genutzt, nur 18 Deponien haben Gemeinden und Städte betrieben. Was dort entsorgt wurde? Man weiß es nicht, möglicherweise alles. Inwieweit der Dreck von gestern noch heute Auswirkungen auf Mensch und Umwelt im Landkreis hat, ermittelt das Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim. In diesem Jahr soll die groß angelegte Aktion, die seit drei Jahren den Landkreis Ebersberg im Fokus hat, mit der Untersuchung von sechs Altlasten in Vaterstetten abgeschlossen werden.

Das Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim ist für die Landkreise Rosenheim, Mühldorf, Ebersberg, Miesbach und die Stadt Rosenheim zuständig und muss die bereitgestellten Gelder des Umweltministeriums entsprechend verteilen. "Zuletzt lag das Augenmerk eindeutig auf Ebersberg", sagt Anton Blank, stellvertretender Sachgebietsleiter für Wasser- und Abfallrecht im Landratsamt. So wurden in den vergangenen drei Jahren insgesamt 13 ehemalige Deponien auf der Grundlage des Abfall- und Bodenschutzrechts amtlich ermittelt. Das heißt, das Wasserwirtschaftsamt hat geprüft, ob von den alten Müllhalden eine Gefahr für Mensch oder Natur ausgeht. Als akut sanierungsbedürftig wurde keine der Altlasten eingestuft. Doch nur eine ehemalige Deponie, nämlich jene in Schalldorf bei Emmering, wurde als sicher eingestuft. In Steinhöring verhängte das Amt eine landwirtschaftliche Nutzungseinschränkung für bestimmte Bereiche. Alle anderen Altlasten wurden als langfristig sanierungsbedürftig eingestuft, in einigen Fällen sind bereits Maßnahmen erfolgt (siehe Grafik). In diesem Fall geht von den alten Müllhalden entweder die Gefahr einer Grundwasserverschmutzung aus, oder aber Nutzpflanzen können Schadstoffe über die Erde aufnehmen. Als dritte Möglichkeit untersucht das Wasserwirtschaftsamt, ob bei einer Wohnnutzung auf der ehemaligen Deponiefläche eine Gefahr für die Bewohner bestehen könnte. "Sollte auch nur einer der Punkte zutreffen, wird der Grundstückseigentümer zu einer Detail-Untersuchung verpflichtet", sagt Blank.

Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob der Grund in Privatbesitz ist oder aber Stadt oder Kommune gehört. Wie teuer eine solche Untersuchung ist, kann Blank nicht sagen, "das ist variabel". Dieser Prüfung schließt sich dann in der Regel die Sanierung an. Dabei können Kommunen und Städte seit 2006 auf Fördergelder der Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern (GAB) zurückgreifen. Bis 2015 wurde die Zusage verlängert, Gemeinden bei der Sanierung ihrer Hausmülldeponien zu unterstützen. Beträge bis 20 000 Euro müssen die Kommunen zwar selber tragen, doch bei teureren Maßnahmen übernimmt die GAB die Kosten bis zu maximal 200 000 Euro. Der Landkreis wiederum hat keinen Anspruch auf Fördergelder, "der kann die Kosten schließlich über die Müllgebühren finanzieren", sagt Blank. Einige der gemeindlichen Deponien - zum Beispiel in Mattenhofen bei Glonn oder Pörsdorf bei Aßling - hat Ende der 70er Jahre der Landkreis übernommen, restverfüllt und schließlich zugeschüttet - für deren Sanierung gibt es nun kein Geld.

Mit Unterstützung der GAB werden aktuell Deponien in Aiterndorf, Bruck, Kirchseeon und Frauenneuharting saniert. Für eine kleinere Deponie in Eisendorf bei Grafing steht der Vertrag mit der GAB laut Blank noch aus. In diesem Jahr will das Wasserwirtschaftsamt sechs Deponien in der Gemeinde Vaterstetten ermitteln, Anton Blank spricht von einem "großen Brocken". Alle sechs Deponien liegen auf Privatgrund. Woher er weiß, dass dort früher Müll entsorgt wurde? "Wir werten Kataster aus, alte Luftbilder und studieren historische Akten." So ergibt sich die hohe Zahl von 60 Deponien im Landkreis. Bis in die 80er Jahre konnte dort Hausmüll, Schrott und giftiger Sondermüll entsorgt werden. Erst 1977 hat der Landkreis einen Sanierungsplan aufgestellt und Anfang der 80er Jahre die Müllentsorgung zentralisiert.

© SZ vom 08.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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