Drogen-Prozess um Promi-Dealer:"Hundefutter" für AC/DC

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Zwei Dealer, die auch Moderator Ben Tewaag mit Kokain versorgten, stehen vor dem Münchner Landgericht. Die Männer versteckten die Drogen zusammen mit Hundefutter.

Alexander Krug

Es waren immer nur wenige Gramm Kokain, die Clarence P., 53, und sein Helfer Peter J., 43, in der Szene absetzten. Zu ihren Kunden zählten der Moderator und Sohn von Uschi Glas, Ben Tewaag, 31, ein Rechtsanwalt, ein Tour-Manager der australischen Rockband AC/DC und weitere Prominente.

Letztere wollte der Musik-Promoter Peter J. in seinem Prozess am Donnerstag im Landgericht allerdings nicht preisgeben: "Die möchte ich nicht nennen." Über alles andere packt der Angeklagte indes freimütig aus - was ihn am Ende mit einer Bewährungsstrafe davonkommen lässt.

Die Anklage listet gut zwei Dutzend Fälle auf, in denen Clarence P. Koks an seine Abnehmer verkaufte, die Übergabe fand unter anderem in einem bekannten Lokal an der Leopoldstraße statt. Gebunkert wurden die Drogen in der Wohnung von Peter J., der sie in einer Schublade mit Hundefutter versteckte.

Nachbar Clarence P. habe für die Wohnung einen Schlüssel gehabt, sagt Peter J., "und wenn der was für seine Sex-Orgien brauchte, hat er es eben bei mir geholt". Clarence P. habe das Kokain wegen des Verstecks stets als "Hundefutter" bezeichnet. In seiner eigenen Wohnung habe er den Stoff deshalb nicht deponieren wollen, weil er "ein sehr vorsichtiger Mensch" war.

Kronzeugenregelung mildert Strafe

Ganz so vorsichtig war Clarence P. allerdings auch wieder nicht, denn die Polizei observierte ihn und schlug dann am 1. August vergangenen Jahres zu. Seitdem sitzt der gelernte Koch in Untersuchungshaft. Sein Helfer Peter J. kam dagegen nach einigen Monaten schon wieder auf freien Fuß.

Ausschlaggebend dafür war sein Verhalten bei den Ermittlern: Peter J. packte aus und gelangte damit in den Genuss der im Betäubungsmittelgesetz vorgesehenen Kronzeugenregelung. Danach kann mit erheblicher Strafmilderung rechnen, wer etwa seine Hintermänner nennt.

Peter J. erzählt auch, wie er 2002 auf der Tournee von AC/DC in München von deren Manager auf Koks angesprochen wurde. Clarence P. habe etwa zehn Gramm Kokain geholt und zum Grammpreis von rund 200 Euro verkauft. Während Peter J. über diese und andere Verkäufe plaudert, schüttelt Clarence P. nur den Kopf. "Sag' endlich die Wahrheit", zischt er neben ihm auf der Anklagebank.

Wenig später aber, nach einer längeren Unterredung aller Verfahrensbeteiligten, lässt auch Clarence P. die Anklage über seine Anwälte Peter Federau und Axel Kampf einräumen. Das Gericht stellt ihm dafür eine Strafe von nicht mehr als vier Jahren und neun Monaten Haft in Aussicht.

Das Urteil wird erst für den heutigen Freitag erwartet, während Peter J. schon am Donnerstag seine Strafe bekam: zwei Jahre Haft mit Bewährung. Wer wertvolle Aufklärungshilfe leiste, müsse dafür auch belohnt werden, stellte der Richter klar.

Schauspielerinnen-Sohn Ben Tewaag muss nun nicht als Zeuge auftreten. Wegen des Erwerbs von mutmaßlich sechs Gramm Kokain muss sich der 31-Jährige voraussichtlich Ende August in einem Prozess am Amtsgericht verantworten.

© SZ vom 10.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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