Django Asül und Erwin Huber beim Maibock:Derblecken, Teil zwei

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"Der Herr Minister hat ja derzeit leichte Defizite in der Glaubwürdigkeit." Django Asül nutzt den Maibock, um mit Erwin Huber abzurechnen.

Thomas Becker

Bier geht zu Kopf, klar. Bockbier erst recht, und so nimmt es nicht Wunder, dass beim Maibock-Anstich im Festsaal des Hofbräuhauses gar lustige Sätze fallen. Da verspricht einer doch glatt "Freibier bis in den Morgen!", im nächsten Satz gar "Freibier statt Sozialismus!" und setzt noch einen drauf mit dem fast poetischen Gesamtkunstwerk: "Weltreiche gehen unter, Gletscher kalben, aber das Hofbräuhaus wird es immer geben - und den Freistaat Bayern natürlich."

Daran ist so einiges abzulesen, doch erschwerend kommt hinzu, dass noch kein Tropfen Alkohol geflossen ist und es sich beim Redner nicht um den bestellten Clown vom Dienst handelt, sondern um den Chef der CSU: Erwin Huber.

Wie ernst Huber das alles meint, weiß nur er selbst. Dass die Sätze des Kabarettisten Django Asül, der dem bisherigen Alleinunterhalter Kurt Faltlhauser nachfolgt, von Herzen kommen, davon ist auszugehen. Was für ein Fest: Der bayerische Wirtschaftsminister lädt den wegen übertriebener Härte ausgemusterten Nockherberg-Bußprediger ein zu "Derblecken, Teil II". Da sind selbst einem dicht formulierenden Satiriker wie Asül die 30 Minuten Redezeit ungefähr vier Tage zu kurz.

Keinen Hauch Gnade für Huber und den Rest der CSU

Folglich verschenkt er noch nicht einmal den ersten Satz und haut gleich drauf: "Der Herr Minister hat ja derzeit leichte Defizite in der Glaubwürdigkeit." Keinen Hauch Gnade bekommt Huber von seinem niederbayerischen Landsmann. Die halbe Stunde ist eine einzige Watschn: rechts, links, rechts und gleich nochmal! Lediglich die Reisbacher Musikanten verschaffen Huber so etwas wie Heimatgefühle. Doch selbst bei deren Defiliermarsch hält sich die Mitklatschbereitschaft der 600 Gäste in Grenzen. Dabei macht Huber seinen Job vor den Augen vieler Kabinettskollegen sehr ordentlich: drei Schläge, kein Spritzer, "O' zapft is!"

Aber Django Asüls Wortgewitter trifft nicht nur Huber. Die CSU liefert einem Kabarettisten ja Stoff für mehrere Leben: Da ist Josef Schmid, der "berühmte Plakatkünstler". Oder Ministerpräsident Beckstein, der mit Huber ein "nicht gerade dopingverdächtiges Tandem" bildet. Oder der Sonderweg zum G 8, "das kein Kultusminister zurechtbiegen kann, sondern höchstens ein Uri Geller". Allein der Komplex "Landesbank" bietet Material für einen veritablen Bestseller. Einen solchen kündigt Erwin Huber auch an. Autor: Faltlhauser, Kurt. Titel "Maibock im Hofbräuhaus". Huber empfiehlt das Werk "als Muttertagsgeschenk". So ein Spaß.

© SZ vom 25.04.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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