David Bowie:Neues vom Weihnachtsmann

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Der "Prince of Cool" triumphiert am Ende doch.

Von Franz Kotteder

Vor einigen Tagen in Hamburg, beim Tourstart, muss er einen schlechten Tag gehabt haben. Kann auch sein, dass das Hamburger Publikum nicht zur Ekstase neigt. Insbesondere dann nicht, wenn das Programm doch ein wenig sperrig daherkommt. Denn diesmal macht es David Bowie seinen Fans nicht unbedingt leicht.

Zweieinhalb Stunden lang taucht er sie in ein Wechselbad aus alten Krachern und neuen, langsamen, manchmal fast besinnlichen Nummern. Weshalb es, was letztere angeht, schon ganz gut passt, wenn er ständig herumalbert, er gebe hier ein vorgezogenes Weihnachtskonzert.

So eine Mischung ist auch für den "Prince of Cool", den er gerne gibt, ein Risiko, kann man sich vorstellen. In der Münchner Olympiahalle, die nur mäßig gefüllt und weit in die Arena hinein abgehängt ist, geht das Kalkül freilich auf. "Rebel Rebel" vom 1974er-Album "Diamond Dogs" eröffnet die Show, nachdem sich Bowie und seine Band quasi aus einem Comic-Strip, der hinter der Bühne auf der großen Leinwand abläuft, herausmaterialisiert haben.

Die ganze Halle ist glücklich, auch danach, bei "New Killer Star" von der akltuellen CD. Immer wieder wechseln sich die alten Hits ab mit neueren, bisweilen gewöhnungsbedürftigen Stücken; geht in Ordnung, beim Nikolaus gibt's schließlich auch nicht immer bloß Nettes zu hören, bevor die Süßigkeiten verteilt werden.

Auf flotte, treibende Nummern folgen langsame Beinahe-Balladen, bei denen unten in der Arena bezeichnenderweise weder Wunderkerzen noch Feuerzeuge zu brennen beginnen, sondern quer übers Rund verteilt Rauchwölkchen aufsteigen - ganz so, als sei es nun Zeit für "die Zigarette danach". Klar doch, wir sind hier ja schließlich nicht bei Bon Jovi.

Bisweilen stellt es sich auch wieder ein, das Gänsehaut-Gefühl: bei "Ashes To Ashes", bei "Under Pressure", wenn die famose Band zeigt, was sie wirklich kann. Bei "Heroes", das beginnt, als wäre es "Honky Tonk Women" von den Stones und dann fast unmerklich hinübergleitet in den wohl bekannten Schweineorgel-Schmachtfetzen.

Derartig schöne Überraschungen gibt es mehrere an diesem Abend, bis Weihnachtsmann Bowie am Schluss die Lebkuchen austeilt: die Zugaben "Changes", "Suffragette City" und "Ziggy Stardust". Da strahlen dann nicht nur Kinderaugen.

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