Das Ende des Transrapid:"Gescheiterte Großmannssucht"

Lesezeit: 2 min

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) über das Ende des Prestigeprojekts und Alternativen für eine Flughafenanbindung.

Berthold Neff

SZ: Herr Ude, Sie sind im Urlaub, der Transrapid ist am Ende. Zufrieden?

Christian Ude: Ja, denn es ist uns ein unsinniges Projekt erspart geblieben. Aus dem Leuchtturmprojekt der bayerischen Staatsregierung ist ein riesengroßer Scherbenhaufen geworden. Auch ihre finanzpolitische Seriosität ist nun auf der Strecke geblieben, nachdem die verkehrspolitische schon vorher verloren ging.

SZ: Sie hatten den Zahlen der Industrie wie viele andere auch misstraut.

Ude: Man musste kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Zahlen längst überholt waren. Bei der ganzen Schönrechnerei der letzten Jahre ist gelogen worden, dass sich die Balken laut ächzend gebogen haben. Nun haben sich die Kosten fast verdoppelt. Das zeigt, mit welcher Hemmungslosigkeit Täuschungsmanöver verübt wurden, um die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.

SZ: Sie haben schon vor Jahren die Express-S-Bahn ins Spiel gebracht.

Ude: Es war falsch und unverantwortlich von der CSU, fast ein Jahrzehnt lang aus politischen Gründen jede bessere Alternative zum Transrapid zu unterdrücken. Für diese Verzögerung sind die Transrapid-Befürworter mit ihrer Traumtänzerei verantwortlich.

SZ: Also ist die Staatsregierung mehr denn je in der Verantwortung, für eine moderne Airport-Anbindung zu sorgen?

Ude: Sie muss von dem hohen Ross runterkommen, von wo aus sie unlängst noch getönt hat, wenn die Münchner den Transrapid verhindern, bekommen sie zur Strafe überhaupt nichts. Das war das Gebaren eines Feudalherren, der sein unbotmäßiges Volk strafen will.

SZ: Die CSU hat immer behauptet, eine solche Express-S-Bahn wäre nicht finanzierbar und käme viel zu spät.

Ude: Die CSU war früher dafür. Welche Variante richtig ist, sollte nun schnell geklärt werden. Ich fordere den Ministerpräsidenten auf, grünes Licht zu geben für eine große Debatte, wie die Flughafenanbindung schnell und umweltfreundlich zu schaffen ist. Die Stadt wird dabei ein konstruktiver Partner sein. Zuvor aber muss Günther Beckstein von der Position herunterkommen, dass die Münchner bestraft gehören, weil sie den Transrapid abgelehnt haben. Er ist ja übrigens nicht an uns endgültig gescheitert, sondern an den Forderungen der Industrie.

SZ: Nun erübrigt sich ja wohl der Bürgerentscheid am 13. April?

Ude: Ich habe alle Transrapid-Gegner des Münchner Stadtrats für Montag um 11.30 Uhr zu einer Besprechung geladen. Persönlich halte ich einen Verzicht erst für möglich, wenn das Planfeststellungsverfahren nicht fortgesetzt wird. Diese Vorsicht ist angesichts der bisherigen Täuschungsmanöver dringend geboten. Die Stadt kann schon jetzt für sich in Anspruch nehmen, durch ihren Widerstand und die ständigen Hinweise auf Finanzierungslücken den Steuerzahler vor einem Finanzabenteuer in Milliardenhöhe bewahrt zu haben. Vor diesen Zahlen nehmen sich die Kosten des Bürgerentscheids von etwa 560.000 Euro minimal aus, zumal etwa 400.000 Euro ohnehin schon für Druck- und Sachkosten ausgegeben wurden.

SZ: Nun müssen Sie sich im Aufsichtsrat des Flughafens nicht mehr dagegen wehren, dass dieser den Transrapid mitfinanziert.

Ude: Die Flughafen-Geschäftsführung hat unter Missachtung eines Gesellschafters, nämlich der Landeshauptstadt München, den Transrapid propagiert und als Realität vorgegaukelt. Ich empfehlte Herrn Kerkloh, das Modell schnellstens zu entfernen, weil es den Fluggästen nur noch als Verhöhnung und als Denkmal einer gescheiterten Großmannssucht erscheint. Er könnte schon heute Nacht im Schutze der Dunkelheit mit dem Abbau beginnen.

© SZ vom 28.03.2008/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: