Niederlage in der Bildungspolitik:Keine Fachoberschule für Dachau

Lesezeit: 2 min

Die Enttäuschung ist groß. Der Kreistag ist mit den Plänen für das Fachabitur am Desinteresse der Industrie und der Schüler gescheitert.

Wolfgang Eitler

Der Dachauer Kreistag zieht einen Schlussstrich unter seine Bemühungen, eine Fachoberschule und eine Berufsoberschule für den Landkreis aufzubauen. Nach der gescheiterten Probeeinschreibung von 2011 und nach den vergeblichen Versuchen, mit der kleinen privaten Fachoberschule in Karlsfeld zu kooperieren, erklärten der Kreis- und Schulausschuss das Thema für beendet. Weitere Gründe für die Abkehr sind der Ausbau und die Gründung von Fachoberschulen in Fürstenfeldbruck, in Scheyern (Landkreis Pfaffenhofen) und in Unterschleißheim (Landkreis München).

"Wir sind schon enttäuscht", sagte Landrat Hansjörg Christmann (CSU). Denn auf dem Reißbrett der Planungen sah alles sehr gut aus: Im Landkreis erleben die vier Realschulen einen enormen Andrang. Mithin jene Schulart, von der die Absolventen direkt an die Fachoberschulen wechseln. Der Landkreis Dachau ist einer der wenigen in ganz Bayern, in denen Eltern sogar auf den Übertritt ans Gymnasium verzichten, selbst wenn ihre Kinder die entsprechenden Notendurchschnitte erreichen. Außerdem liegt der Landkreis nah an den großen Unternehmen und Konzernen sowie deren Zulieferern, die eigentlich ein hohes Interesse an Fachoberschülern und schließlich auch an Fachhochschülern haben müssten.

Eigentlich. Schulexperte Albert Herbst berichtete den beiden Gremien des Kreistags von den vergeblichen Anläufen, bei eben diesen Konzernen und Unternehmen Praktikumsplätze einzurichten. An den Fachoberschulen beginnt bekanntlich die elfte Jahrgangsstufe mit einem ausführlichen Besuch eines Unternehmens je nach der Wahl der Fächer. Der Landkreis wollte sich beim Aufbau einer Fachoberschule auf die Zweige Technik und Wirtschaft konzentrieren, auch um der privaten Fachoberschule in Karlsfeld keine Konkurrenz zu machen. Die wäre sogar bereit gewesen, zumindest den Technikzweig einzurichten, wenn ausreichend Praktika gefunden worden wären. Karlsfeld konzentriert sich auf den Bereich Soziales. Aber Schulexperte Herbst sagte: "Wir haben alles versucht. Wir können den Weg nicht mehr weiterverfolgen. Es ist kein erfolgreicher."

Schon bei der Probeeinschreibung 2011 hatte sich abgezeichnet, dass der erwartete Andrang ausbleiben dürfte. Noch im März 12012 hatte der Kreisausschuss eine weitere Probeeinschreibung für 2013 in Aussicht gestellt. Auch darauf verzichtet er. Somit wird auch keine Berufsoberschule zum Abitur entstehen, für die man eine abgeschlossene Berufsausbildung und die Mittlere Reife als Zulassung benötigt. Bayernweit gilt sie als das große Erfolgsmodell. Bloß im Landkreis Dachau nicht. Weil vor zwei Jahren die Anmeldezahlen nur ganz knapp nicht ausreichten, dachten damals Lehrer und Rektoren laut darüber nach, ob der Landkreis nicht besser auf die Probeeinschreibung hätte verzichten und mit dem Aufbau beginnen sollen. Sie wunderten sich auch darüber, dass Unterschleißheim eine Fachoberschule aufbauen durfte, ohne vom bayerischen Kultusministerium zum gleichen Prozedere wie in Dachau verpflichtet worden zu sein. Die Dachauer Schulexperten waren überzeugt, dass sowohl Fachoberschule wie auch Berufsoberschule sehr schnell einen großen Andrang erleben würden.

Jetzt diskutiert der Kreistag nur noch die Frage, wie er die Kosten für die Fahrten zu den Einrichtungen in Scheyern, Unterschleißheim und Fürstenfeldbruck regelt. Da die künftigen Schüler nach den Vorgaben der Beförderung im Öffentlichen Nahverkehr nur die jeweils nächstgelegene Schule besuchen dürfen, wird der Landkreis Fahrtkosten nach München nicht mehr erstatten. Dachaus Schüler müssen von der S-Bahn in den Bus umsteigen.

© SZ vom 21.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: