CSU-Affäre:Mayer, übernehmen Sie!

Lesezeit: 2 min

Hohlmeiers Troubleshooter - ein Mann für alle Fälle

Klaus Ott

Als der designierte CSU-Generalsekretär Markus Söder zur Medien-Nacht mit Ministerpräsident Edmund Stoiber einlud,war Hermann Mayer dabei. Mayer ist immer dabei, wenn die CSU sich mit wichtigen Medien-Menschen trifft. Der Münchner Anwalt hat schon viele heikle Aufträge in dieser Branche erledigt, zum Wohle seiner Mandanten und der CSU.

Nun soll der Ex-Funktionär der Jungen Union der Münchner CSU-Chefin Monika Hohlmeier helfen, Manipulationen in den eigenen Reihen aufzuklären (die SZ berichtete). Ausgerechnet Mayer, der wiederholt im Stile eines Spezialisten für verdeckte Operationen agierte, wobei der paragraphensichere Jurist für sich reklamiert, es habe immer alles seine Ordnung gehabt.

Vielleicht wird ja auch das Ergebnis der Münchner Sonderprüfung so ausfallen - ins Bild passen würde es. Mayers Aufstieg begann mit dem beinahe schwärzesten Fernseh-Kapitel der CSU. Im Frühjahr 1986 stand der Münchner Lokalsender tv weiß-blau von Franz Georg Strauß, dem Sohn des Regierungs- und Parteichefs Franz Josef Strauß, kurz vor der Pleite.

Die Not war groß, der Ruf der Strauß-Familie und auch der CSU als Wirtschaftspartei drohte beschädigt zu werden. Mayer, damals Schatzmeister der Jungen Union Oberbayern und mit Franz Georg Strauß befreundet, musste helfen. Der Anwalt stellte schnell fest, dass zwei Konkurs-Tatbestände erfüllt waren ("Sender ist zahlungsunfähig und erheblich überschuldet") und der Weg zu Konkurs- und Strafrichter nur noch eine Frage der Zeit war.

Doch mit Hilfe der Familie Strauß und deren Kontakten rettete Mayer den Lokalsender vor dem Niedergang. Einer internen Notiz zufolge hatte Junior Franz Georg gewarnt, er müsse "für den Fall einer konkursähnlichen Situation rechtzeitig informiert werden", damit er mit seinem Vater "entsprechende Einflussnahmen geltend machen" könne.

Dazu sei es "zu spät, wenn die Gerichtsvollzieher die Möbel aus dem Haus tragen" würden. Der inzwischen selbst Pleite gegangene Medienhändler, CSU- und Strauß-Freund Leo Kirch sprang ein, verborgen hinter einem kleinen TV-Produzenten. Mayer übernahm die Geschäftsführung.

Kaum im Amt, machte sich der Jurist für den Kirch-Sender Sat1 stark und attackierte dessen Konkurrenten RTL. Durch die Kirch-Verbindung zur Strauß-Familie geriet sogar der damalige Staatskanzlei-Chef Stoiber, der Bayern auch für RTL offen halten wollte, vorübergehend in Bedrängnis. Kirch trat erst viel später über seinen Filius Thomas bei dem in tv münchen umbenannten Lokalsender offiziell in Erscheinung.

Da kümmerte sich Mayer längst um Anderes. Anfang der 90er Jahre übernahm er das klamme Radio Nürnberg1 und päppelte es wieder auf - mit einem Millionendarlehen des Telefonbuch-Verlegers und Hörfunk-Multis Gunther Oschmann, wie sich erst Ende 1994 heraus stellte. Oschmanns Sender (Radio Charivari und viele andere) waren damals schon so dominierend, dass die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) als Aufsichtsbehörde keine weiteren Aktivitäten dulden mochte.

Doch als der Großkredit bekannt wurde, war der Nürnberger Radio-Markt vergeben, die BLM mochte nach eigener Darstellung keine "Vergangenheitsbewältigung" betreiben. Mayer selbst verwahrte sich gegen den Vorwurf, er sei ein Strohmann für Oschmann gewesen. "Das ist Quatsch." In einer Studie der BLM las sich das anders: "Als Rechtsanwalt und Treuhänder Oschmanns spielt Mayer eine Schlüssel-Rolle bei der wechselseitigen Abstimmung von Rundfunk-Projekten mehrerer Unternehmens-Gruppen."

Nun nimmt der langjährige Freund der Familie Strauß wieder eine Schlüssel-Stellung ein - diesmal im Auftrag von Monika Hohlmeier. Die CSU-Chefin hat inzwischen, wie aus der Partei gefordert, einen Kopf rollen lassen. Allerdings keinen bekannten: Ein 22-Jähriger, der laut der SZ vorliegenden E-Mails Mitglieder gegen Geld geworben haben soll und gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, soll die CSU verlassen: "Auf die Parteimitgliedschaft des Herrn Maximilian Junker legen wir keinen Wert mehr", sagte Hohlmeier, "entweder tritt er selbst aus, oder der Vorstand leitet ein Ausschlussverfahren ein."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: