CO2 statt Cord:Glitzertops, Eimer und Elektropop

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Das CO2 existiert nicht mehr. Mehr zum Thema Clubs in München finden Sie hier.

Von Anna Fischhaber

Der Blick ist der gleiche geblieben. Und der ist einmalig. Der Club Cord im ersten Stock an der Sonnenstraße war nicht nur berühmt für Indie-Musik, sondern auch für seine Panoramafenster. Durch die kann man das nächtliche Leben auf der Feiermeile beobachten. Die tanzenden, taumelnden Partygänger, die es in einen der vielen Clubs zwischen Maximiliansplatz und Sendlinger Tor zieht.

Das Cord war lange anders als die anderen Clubs. War mit seinen alten Sofas und der Holzvertäfelung die Heimat der Münchner Indie-Gemeinde. Neben dem Atomic Café eigentlich die einzige in der Stadt. Jeden Freitag- und Samstagabend bildeten sich lange Schlangen vor der Tür, auf der Tanzfläche war es so voll, dass niemand befürchten musste umzufallen.

Doch nach acht Jahren hatte sich das Konzept wohl überlebt, das Publikum hat sich verändert. "Ein Nischenclub mit Indiestempel, das passte einfach nicht mehr in die Zeit", sagt auch Albert Krämer, einer der drei Betreiber des alten und neuen Clubs. "Jetzt sind wir offener geworden."

Lange wurde ein Geheimnis um das neue Konzept gemacht, seit Mitte September hat das Cord wieder offen. Oder besser gesagt: das CO2. Mit seinem Vorgänger hat der Laden nur noch wenig gemeinsam, die Betreiber haben einen klaren Schnitt gemacht: Statt Indie wird nun vor allem Elektropop gespielt, aus dem heimeligen Retro-Wohnzimmer ist ein eher schicker Laden geworden.

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Das DJ-Pult ist auf die gegenüberliegende Seite gewandert, die Soundanlage ist besser, die Podeste auf der Tanzfläche sind verschwunden. Gelungen ist vor allem das neue Lichtkonzept, fast könnte man sagen: die Lichtshow. Zahlreiche Glühbirnen, wie ein Rad angeordnet, tauchen den Club in immer neue Farben.

Eigentlich müsste mit dem neuen Konzept auch die Fangemeinde größer geworden sein. Doch voll wird es an diesem Freitagabend, etwa zwei Monate nach Neueröffnung, im CO2 nicht. An den Türstehern kann es nicht liegen, die sind ähnlich freundlich und tolerant wie zuvor.

An der Bar, an der das 0,3-Helle für 3,80 Euro verkauft wird, muss niemand anstehen. Auf der Tanzfläche bewegt sich ein junges Mädchen mit Fellstiefeln und goldglitzerndem, bauchfreiem Top einsam zu einer Elektroversion von Michael Jacksons "Billie Jean". Am Fenster sitzt eine Gruppe Jungs um einen Eimer mit Flaschen voller Schnaps. Feierbananenpublikum.

Was unterscheidet das CO2 dann noch von den zahlreichen anderen Mainstream-Läden auf der Sonnenstraße? Man habe noch immer das niveauvollste Programm, sagt Krämer. Die besten DJs der Stadt also. An diesem Freitagabend bestätigt sich das leider nicht: die Musik ist beliebig.

Man hätte dem schönsten Club Münchens eine originellere Zukunft gewünscht. Läden wie das CO2 gibt es auf der Feierbanane nämlich einfach schon genug. Zumindest aber der Blick nach draußen ist noch immer einmalig.

© SZ vom 30.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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